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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Der Meßias.

Daß des Unschuldigen Blut, nicht länger vergebens Gott flehte,
Stieg ein Todesengel vom Thron, und gab den Propheten
Falsche Prophezeyung! Und siehe, die rollenden Wagen
Trugen den sterbenden Ahab zurück. Er starb, und sein Blut floß
Jn das Feld hin, wo Nabot erwürgt ward, ins Feld hin, wo Gott stand,
Und wo der Todesengel vor Gott des Sünders Blut hingoß.
Zwar es gebietet dein Traum, den Widersacher zu strafen!
Du hast keinen gehabt! Doch hast du mit Weisheit erfunden.
Aber! zitterst du nicht, da dir der furchtbare Name
Eines Todesengels genennt wird? Vielleicht wägt ein solcher
Schon dein bald zu vergießendes Blut vor des Ewigen Thron ab.
Nicht, als wenn ich den schuldigen Jesus für schuldlos erkennte!
Gegen ihn verglichen, bist du ein kleiner Verbrecher!
Du entehrst nur das Priesterthum Gottes. Er will es vernichten!
Jhm ist in der richtenden Wagschal, die oft schon Verbrecher,
Oft schon aufgethürmte Bezwinger der Völker zu leicht fand,
Eh er wurde, sein Blut, zum gewissen Tode, gewogen!
Er soll sterben! Und ich, ich will es mit meinen Augen
Sehen, wenn er erblaßt! Vom Hügel, wo er erwürgt wird,
Will ich Erde mit Blute bedeckt, ins Heiligthum tragen,
Oder, von ihm noch rauchende Steine beym hohen Altare
Niederlegen, den Jsraeliten ein ewiges Denkmal!
Niedrige Furcht, die uns lehrt den wankenden Pöbel zu scheuen!
Kleinmuth, den Vätern unabgelernet! Wofern wir dem Donner,
Gottes rächendem Donner zuvor zu kommen nicht eilen:
Wird Gott mit ihm uns zugleich zerschmettern! Mit brechenden Augen
Werden wirs sehn, wenn er stirbt, und unrein neben ihm sterben!

Fürch-

Der Meßias.

Daß des Unſchuldigen Blut, nicht laͤnger vergebens Gott flehte,
Stieg ein Todesengel vom Thron, und gab den Propheten
Falſche Prophezeyung! Und ſiehe, die rollenden Wagen
Trugen den ſterbenden Ahab zuruͤck. Er ſtarb, und ſein Blut floß
Jn das Feld hin, wo Nabot erwuͤrgt ward, ins Feld hin, wo Gott ſtand,
Und wo der Todesengel vor Gott des Suͤnders Blut hingoß.
Zwar es gebietet dein Traum, den Widerſacher zu ſtrafen!
Du haſt keinen gehabt! Doch haſt du mit Weisheit erfunden.
Aber! zitterſt du nicht, da dir der furchtbare Name
Eines Todesengels genennt wird? Vielleicht waͤgt ein ſolcher
Schon dein bald zu vergießendes Blut vor des Ewigen Thron ab.
Nicht, als wenn ich den ſchuldigen Jeſus fuͤr ſchuldlos erkennte!
Gegen ihn verglichen, biſt du ein kleiner Verbrecher!
Du entehrſt nur das Prieſterthum Gottes. Er will es vernichten!
Jhm iſt in der richtenden Wagſchal, die oft ſchon Verbrecher,
Oft ſchon aufgethuͤrmte Bezwinger der Voͤlker zu leicht fand,
Eh er wurde, ſein Blut, zum gewiſſen Tode, gewogen!
Er ſoll ſterben! Und ich, ich will es mit meinen Augen
Sehen, wenn er erblaßt! Vom Huͤgel, wo er erwuͤrgt wird,
Will ich Erde mit Blute bedeckt, ins Heiligthum tragen,
Oder, von ihm noch rauchende Steine beym hohen Altare
Niederlegen, den Jſraeliten ein ewiges Denkmal!
Niedrige Furcht, die uns lehrt den wankenden Poͤbel zu ſcheuen!
Kleinmuth, den Vaͤtern unabgelernet! Wofern wir dem Donner,
Gottes raͤchendem Donner zuvor zu kommen nicht eilen:
Wird Gott mit ihm uns zugleich zerſchmettern! Mit brechenden Augen
Werden wirs ſehn, wenn er ſtirbt, und unrein neben ihm ſterben!

Fuͤrch-
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[108/0120] Der Meßias. Daß des Unſchuldigen Blut, nicht laͤnger vergebens Gott flehte, Stieg ein Todesengel vom Thron, und gab den Propheten Falſche Prophezeyung! Und ſiehe, die rollenden Wagen Trugen den ſterbenden Ahab zuruͤck. Er ſtarb, und ſein Blut floß Jn das Feld hin, wo Nabot erwuͤrgt ward, ins Feld hin, wo Gott ſtand, Und wo der Todesengel vor Gott des Suͤnders Blut hingoß. Zwar es gebietet dein Traum, den Widerſacher zu ſtrafen! Du haſt keinen gehabt! Doch haſt du mit Weisheit erfunden. Aber! zitterſt du nicht, da dir der furchtbare Name Eines Todesengels genennt wird? Vielleicht waͤgt ein ſolcher Schon dein bald zu vergießendes Blut vor des Ewigen Thron ab. Nicht, als wenn ich den ſchuldigen Jeſus fuͤr ſchuldlos erkennte! Gegen ihn verglichen, biſt du ein kleiner Verbrecher! Du entehrſt nur das Prieſterthum Gottes. Er will es vernichten! Jhm iſt in der richtenden Wagſchal, die oft ſchon Verbrecher, Oft ſchon aufgethuͤrmte Bezwinger der Voͤlker zu leicht fand, Eh er wurde, ſein Blut, zum gewiſſen Tode, gewogen! Er ſoll ſterben! Und ich, ich will es mit meinen Augen Sehen, wenn er erblaßt! Vom Huͤgel, wo er erwuͤrgt wird, Will ich Erde mit Blute bedeckt, ins Heiligthum tragen, Oder, von ihm noch rauchende Steine beym hohen Altare Niederlegen, den Jſraeliten ein ewiges Denkmal! Niedrige Furcht, die uns lehrt den wankenden Poͤbel zu ſcheuen! Kleinmuth, den Vaͤtern unabgelernet! Wofern wir dem Donner, Gottes raͤchendem Donner zuvor zu kommen nicht eilen: Wird Gott mit ihm uns zugleich zerſchmettern! Mit brechenden Augen Werden wirs ſehn, wenn er ſtirbt, und unrein neben ihm ſterben! Fuͤrch-

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/120>, abgerufen am 25.11.2024.