Jch fodre Niemanden auf, sich auf diesem grossen Schauplaze der Eroberung für die Re- publik aufzuopfern. Wer zur Aufopferung Kraft in der Seele hat, der thut's ohne Auf- foderung zu erwarten, ohne sie nur einmal zu dulden! Wie Männer sich betragen, die solche Auffoderungen so gar beleidigen würden? Meint ihr, daß sie ihre Gesundheit, ihre Ruhe, ihr Leben nicht wie andre lieben? So gar mehr; denn sie sind lebhafter, als andre. Aber komt die Zeit, daß die Gegner keine Siege mehr er- dulden wollen, daß sie auch fechten, daß der Kampf um grosse Besize hart und heiß wird, so heiß, daß der Sieg schwankt: dann sind es jene Männer, die nicht hinter sich sehen, wer flieht, oder wer steht, sich nicht etwa nur die Vergnügungen, sich so gar die Erholungen des Lebens versagen, mit Kälte, und mit Feuer wi- der die, welche sich gelüsten lassen, überwinden zu wollen, heranstreben; mit Kälte, die die Wendungen, die Stärke, die Schwäche der Gegner scharfes Bliks entdekt, mit Feuer, das die ganze Kraft da schnell anwendet, wo die Kälte hingeführt hatte, so lange, und so unüberwindlich heranstreben, bis, wer sich wandte, umkehren, und siegen helfen kann.
Der Aldermann trat nicht, wie das sonst nach gehaltnen Anreden zu geschehen pflegt,
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Jch fodre Niemanden auf, ſich auf dieſem groſſen Schauplaze der Eroberung fuͤr die Re- publik aufzuopfern. Wer zur Aufopferung Kraft in der Seele hat, der thut’s ohne Auf- foderung zu erwarten, ohne ſie nur einmal zu dulden! Wie Maͤnner ſich betragen, die ſolche Auffoderungen ſo gar beleidigen wuͤrden? Meint ihr, daß ſie ihre Geſundheit, ihre Ruhe, ihr Leben nicht wie andre lieben? So gar mehr; denn ſie ſind lebhafter, als andre. Aber komt die Zeit, daß die Gegner keine Siege mehr er- dulden wollen, daß ſie auch fechten, daß der Kampf um groſſe Beſize hart und heiß wird, ſo heiß, daß der Sieg ſchwankt: dann ſind es jene Maͤnner, die nicht hinter ſich ſehen, wer flieht, oder wer ſteht, ſich nicht etwa nur die Vergnuͤgungen, ſich ſo gar die Erholungen des Lebens verſagen, mit Kaͤlte, und mit Feuer wi- der die, welche ſich geluͤſten laſſen, uͤberwinden zu wollen, heranſtreben; mit Kaͤlte, die die Wendungen, die Staͤrke, die Schwaͤche der Gegner ſcharfes Bliks entdekt, mit Feuer, das die ganze Kraft da ſchnell anwendet, wo die Kaͤlte hingefuͤhrt hatte, ſo lange, und ſo unuͤberwindlich heranſtreben, bis, wer ſich wandte, umkehren, und ſiegen helfen kann.
Der Aldermann trat nicht, wie das ſonſt nach gehaltnen Anreden zu geſchehen pflegt,
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Jch fodre Niemanden auf, ſich auf dieſem
groſſen Schauplaze der Eroberung fuͤr die Re-
publik aufzuopfern. Wer zur Aufopferung
Kraft in der Seele hat, der thut’s ohne Auf-
foderung zu erwarten, ohne ſie nur einmal zu
dulden! Wie Maͤnner ſich betragen, die ſolche
Auffoderungen ſo gar beleidigen wuͤrden?
Meint ihr, daß ſie ihre Geſundheit, ihre Ruhe,
ihr Leben nicht wie andre lieben? So gar mehr;
denn ſie ſind lebhafter, als andre. Aber komt
die Zeit, daß die Gegner keine Siege mehr er-
dulden wollen, daß ſie auch fechten, daß der
Kampf um groſſe Beſize hart und heiß wird,
ſo heiß, daß der Sieg ſchwankt: dann ſind es
jene Maͤnner, die nicht hinter ſich ſehen, wer
flieht, oder wer ſteht, ſich nicht etwa nur die
Vergnuͤgungen, ſich ſo gar die Erholungen des
Lebens verſagen, mit Kaͤlte, und mit Feuer wi-
der die, welche ſich geluͤſten laſſen, uͤberwinden
zu wollen, heranſtreben; mit Kaͤlte, die die
Wendungen, die Staͤrke, die Schwaͤche der
Gegner ſcharfes Bliks entdekt, mit Feuer,
das die ganze Kraft da ſchnell anwendet, wo
die Kaͤlte hingefuͤhrt hatte, ſo lange, und ſo
unuͤberwindlich heranſtreben, bis, wer ſich
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/517>, abgerufen am 22.11.2024.
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