Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Excellenz in meinem lezten Briefe gestanden, (ich
that es, weil ich nichts Geheimes in der Sache vor
Jhnen haben mochte) daß ich mit einigen meiner
Freunde von unsrer Sache geredet habe. Jch habe
sie durch meine Hofnung des guten Erfolgs zum
Hoffen gebracht. Sie waren desto eher dazu zu
bringen, je bekanter es ihnen ist, daß ich sonst eben
kein grosser Hoffer bin. So oft ich mir die Sache
als mislungen denke; so ist mir die Vorstellung von
dieser Mittheilung derselben unangenehm. Unter-
deß kann ich es nun nicht mehr ändern ... Jch
fürchte nicht, daß, wenn irgend ein Theil meines
Plans keinen Beyfall erhalten solte, dieser Umstand
Einfluß auf das Ganze haben werde. Es giebt
viele Arten der Ausführung einer so vielseitigen
Sache. Jch hätte noch mehre anführen können,
als ich angeführt habe, wenn ich mir hätte erlau-
ben dürfen auch nur weitläuftig zu scheinen. Es
ist nur Ein Punkt, von dessen Gegentheile ich schwer
zu überzeugen seyn werde. Dieser ist: Der Kaiser
muß entweder gar nichts für die Wissenschaften thun,
oder Er muß etwas dafür thun, das Seiner würdig
ist. Es würde völlig überfliessig seyn dieses Grund-
sazes erwähnt zu haben, wenn ich nicht in der Ge-
schichte die Meinung so oft an den Höfen fände,
daß es genung sey, diese und jene Kleinigkeit für
die Wissenschaften zu thun. Aber die Beschaffen-
heit des Verfahrens an sich selbst, und die Geschichte
haben mich gelehrt, daß der Erfolg des Nuzens und
der Ehre auch nur von geringer Bedeutung seyn
könne; und gewesen sey. Vielleicht sind Sie auf
diese Meinung, in Betrachtung deß, was sie in
der Geschichte, die sie in ihren Wirkungen zeigt,
für Eindrücke macht, nicht so aufmerksam gewesen,

als

Excellenz in meinem lezten Briefe geſtanden, (ich
that es, weil ich nichts Geheimes in der Sache vor
Jhnen haben mochte) daß ich mit einigen meiner
Freunde von unſrer Sache geredet habe. Jch habe
ſie durch meine Hofnung des guten Erfolgs zum
Hoffen gebracht. Sie waren deſto eher dazu zu
bringen, je bekanter es ihnen iſt, daß ich ſonſt eben
kein groſſer Hoffer bin. So oft ich mir die Sache
als mislungen denke; ſo iſt mir die Vorſtellung von
dieſer Mittheilung derſelben unangenehm. Unter-
deß kann ich es nun nicht mehr aͤndern … Jch
fuͤrchte nicht, daß, wenn irgend ein Theil meines
Plans keinen Beyfall erhalten ſolte, dieſer Umſtand
Einfluß auf das Ganze haben werde. Es giebt
viele Arten der Ausfuͤhrung einer ſo vielſeitigen
Sache. Jch haͤtte noch mehre anfuͤhren koͤnnen,
als ich angefuͤhrt habe, wenn ich mir haͤtte erlau-
ben duͤrfen auch nur weitlaͤuftig zu ſcheinen. Es
iſt nur Ein Punkt, von deſſen Gegentheile ich ſchwer
zu uͤberzeugen ſeyn werde. Dieſer iſt: Der Kaiſer
muß entweder gar nichts fuͤr die Wiſſenſchaften thun,
oder Er muß etwas dafuͤr thun, das Seiner wuͤrdig
iſt. Es wuͤrde voͤllig uͤberflieſſig ſeyn dieſes Grund-
ſazes erwaͤhnt zu haben, wenn ich nicht in der Ge-
ſchichte die Meinung ſo oft an den Hoͤfen faͤnde,
daß es genung ſey, dieſe und jene Kleinigkeit fuͤr
die Wiſſenſchaften zu thun. Aber die Beſchaffen-
heit des Verfahrens an ſich ſelbſt, und die Geſchichte
haben mich gelehrt, daß der Erfolg des Nuzens und
der Ehre auch nur von geringer Bedeutung ſeyn
koͤnne; und geweſen ſey. Vielleicht ſind Sie auf
dieſe Meinung, in Betrachtung deß, was ſie in
der Geſchichte, die ſie in ihren Wirkungen zeigt,
fuͤr Eindruͤcke macht, nicht ſo aufmerkſam geweſen,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0503" n="427"/>
Excellenz in meinem lezten Briefe ge&#x017F;tanden, (ich<lb/>
that es, weil ich nichts Geheimes in der Sache vor<lb/>
Jhnen haben mochte) daß ich mit einigen meiner<lb/>
Freunde von un&#x017F;rer Sache geredet habe. Jch habe<lb/>
&#x017F;ie durch meine Hofnung des guten Erfolgs zum<lb/>
Hoffen gebracht. Sie waren de&#x017F;to eher dazu zu<lb/>
bringen, je bekanter es ihnen i&#x017F;t, daß ich &#x017F;on&#x017F;t eben<lb/>
kein gro&#x017F;&#x017F;er Hoffer bin. So oft ich mir die Sache<lb/>
als mislungen denke; &#x017F;o i&#x017F;t mir die Vor&#x017F;tellung von<lb/>
die&#x017F;er Mittheilung der&#x017F;elben unangenehm. Unter-<lb/>
deß kann ich es nun nicht mehr a&#x0364;ndern &#x2026; Jch<lb/>
fu&#x0364;rchte nicht, daß, wenn irgend ein Theil meines<lb/>
Plans keinen Beyfall erhalten &#x017F;olte, die&#x017F;er Um&#x017F;tand<lb/>
Einfluß auf das Ganze haben werde. Es giebt<lb/>
viele Arten der Ausfu&#x0364;hrung einer &#x017F;o viel&#x017F;eitigen<lb/>
Sache. Jch ha&#x0364;tte noch mehre anfu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen,<lb/>
als ich angefu&#x0364;hrt habe, wenn ich mir ha&#x0364;tte erlau-<lb/>
ben du&#x0364;rfen auch nur weitla&#x0364;uftig zu &#x017F;cheinen. Es<lb/>
i&#x017F;t nur Ein Punkt, von de&#x017F;&#x017F;en Gegentheile ich &#x017F;chwer<lb/>
zu u&#x0364;berzeugen &#x017F;eyn werde. Die&#x017F;er i&#x017F;t: Der Kai&#x017F;er<lb/>
muß entweder gar nichts fu&#x0364;r die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften thun,<lb/>
oder Er muß etwas dafu&#x0364;r thun, das Seiner wu&#x0364;rdig<lb/>
i&#x017F;t. Es wu&#x0364;rde vo&#x0364;llig u&#x0364;berflie&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;eyn die&#x017F;es Grund-<lb/>
&#x017F;azes erwa&#x0364;hnt zu haben, wenn ich nicht in der Ge-<lb/>
&#x017F;chichte die Meinung &#x017F;o oft an den Ho&#x0364;fen fa&#x0364;nde,<lb/>
daß es genung &#x017F;ey, die&#x017F;e und jene Kleinigkeit fu&#x0364;r<lb/>
die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften zu thun. Aber die Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit des Verfahrens an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und die Ge&#x017F;chichte<lb/>
haben mich gelehrt, daß der Erfolg des Nuzens und<lb/>
der Ehre auch nur von geringer Bedeutung &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nne; und gewe&#x017F;en &#x017F;ey. Vielleicht &#x017F;ind Sie auf<lb/>
die&#x017F;e Meinung, in Betrachtung deß, was &#x017F;ie in<lb/>
der Ge&#x017F;chichte, die &#x017F;ie in ihren Wirkungen zeigt,<lb/>
fu&#x0364;r Eindru&#x0364;cke macht, nicht &#x017F;o aufmerk&#x017F;am gewe&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0503] Excellenz in meinem lezten Briefe geſtanden, (ich that es, weil ich nichts Geheimes in der Sache vor Jhnen haben mochte) daß ich mit einigen meiner Freunde von unſrer Sache geredet habe. Jch habe ſie durch meine Hofnung des guten Erfolgs zum Hoffen gebracht. Sie waren deſto eher dazu zu bringen, je bekanter es ihnen iſt, daß ich ſonſt eben kein groſſer Hoffer bin. So oft ich mir die Sache als mislungen denke; ſo iſt mir die Vorſtellung von dieſer Mittheilung derſelben unangenehm. Unter- deß kann ich es nun nicht mehr aͤndern … Jch fuͤrchte nicht, daß, wenn irgend ein Theil meines Plans keinen Beyfall erhalten ſolte, dieſer Umſtand Einfluß auf das Ganze haben werde. Es giebt viele Arten der Ausfuͤhrung einer ſo vielſeitigen Sache. Jch haͤtte noch mehre anfuͤhren koͤnnen, als ich angefuͤhrt habe, wenn ich mir haͤtte erlau- ben duͤrfen auch nur weitlaͤuftig zu ſcheinen. Es iſt nur Ein Punkt, von deſſen Gegentheile ich ſchwer zu uͤberzeugen ſeyn werde. Dieſer iſt: Der Kaiſer muß entweder gar nichts fuͤr die Wiſſenſchaften thun, oder Er muß etwas dafuͤr thun, das Seiner wuͤrdig iſt. Es wuͤrde voͤllig uͤberflieſſig ſeyn dieſes Grund- ſazes erwaͤhnt zu haben, wenn ich nicht in der Ge- ſchichte die Meinung ſo oft an den Hoͤfen faͤnde, daß es genung ſey, dieſe und jene Kleinigkeit fuͤr die Wiſſenſchaften zu thun. Aber die Beſchaffen- heit des Verfahrens an ſich ſelbſt, und die Geſchichte haben mich gelehrt, daß der Erfolg des Nuzens und der Ehre auch nur von geringer Bedeutung ſeyn koͤnne; und geweſen ſey. Vielleicht ſind Sie auf dieſe Meinung, in Betrachtung deß, was ſie in der Geſchichte, die ſie in ihren Wirkungen zeigt, fuͤr Eindruͤcke macht, nicht ſo aufmerkſam geweſen, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/503
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/503>, abgerufen am 23.11.2024.