Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

gewissen Feuer, und mit Festigkeit vaterländisch
seyn, als bis man es veranlaste, Gesinnungen der
Verehrung und der Dankbarkeit in seinem Ober-
haupte zu vereinigen. Dieses, auch durch Unter-
stüzung der Wissenschaften, zu thun, und ihm durch
die Kürze der Zeit, in der es ausgeführt wurde,
eine noch stärkere Wirkung zu geben, war, und ver-
diente das Werk eines Kaisers zu seyn, dessen Na-
men unsre besten Dichter, und unsre strengsten Ge-
schichtschreiber so oft ausgesprochen haben. Da die,
welche in den philosophischen, und in den schönen
Wissenschaften gut schriebenj, als solche von Män-
nern erkant wurden, denen man Entscheidung auf-
tragen konte; so wurde hierdurch ein Grund gelegt,
ohne den die Belonungen würden Verschwendungen
gewesen seyn. Die Zahl derer, die zu entscheiden
hatten, war klein. Sie hatten, und durften nichts
Geringers, als die Ehre des Vaterlandes, des Kai-
sers, und der Beschüzer der Wissenschafren, die der
Kaiser durch diese Befehle unterscheiden wolte, zum
Zwecke haben. Auch ihre eigne Ehre konte ihnen
nicht gleichgültig seyn. Sie hatten andern Gelehr-
ten, oder wer sich sonst ins Urtheilen mischen wolte,
gar keine Rechenschaft, aber dem Kaiser und den
Beschüzern der Wissenschaften alle mögliche von ih-
ren Urtheilen zu geben: und da diese oft gegeben
wurde; so sahe man in das Jnnerste der Sache,
und war nicht in Gefahr, Unwürdige zu belonen.

Der Gedanke, eine kaiserliche Druckerey zu errich-
ten, und darinn die besten Werke zum Vortheile ih-
rer Verfasser zu drucken, fand deswegen nicht statt,
weil es zu schwer war auszumachen: Welchen Grund-
säzen die Censoren dennoch folgen müsten, wenn es
auch bey den Büchern nicht in Betrachtung kommen

solte,
D d 3

gewiſſen Feuer, und mit Feſtigkeit vaterlaͤndiſch
ſeyn, als bis man es veranlaſte, Geſinnungen der
Verehrung und der Dankbarkeit in ſeinem Ober-
haupte zu vereinigen. Dieſes, auch durch Unter-
ſtuͤzung der Wiſſenſchaften, zu thun, und ihm durch
die Kuͤrze der Zeit, in der es ausgefuͤhrt wurde,
eine noch ſtaͤrkere Wirkung zu geben, war, und ver-
diente das Werk eines Kaiſers zu ſeyn, deſſen Na-
men unſre beſten Dichter, und unſre ſtrengſten Ge-
ſchichtſchreiber ſo oft ausgeſprochen haben. Da die,
welche in den philoſophiſchen, und in den ſchoͤnen
Wiſſenſchaften gut ſchriebenj, als ſolche von Maͤn-
nern erkant wurden, denen man Entſcheidung auf-
tragen konte; ſo wurde hierdurch ein Grund gelegt,
ohne den die Belonungen wuͤrden Verſchwendungen
geweſen ſeyn. Die Zahl derer, die zu entſcheiden
hatten, war klein. Sie hatten, und durften nichts
Geringers, als die Ehre des Vaterlandes, des Kai-
ſers, und der Beſchuͤzer der Wiſſenſchafren, die der
Kaiſer durch dieſe Befehle unterſcheiden wolte, zum
Zwecke haben. Auch ihre eigne Ehre konte ihnen
nicht gleichguͤltig ſeyn. Sie hatten andern Gelehr-
ten, oder wer ſich ſonſt ins Urtheilen miſchen wolte,
gar keine Rechenſchaft, aber dem Kaiſer und den
Beſchuͤzern der Wiſſenſchaften alle moͤgliche von ih-
ren Urtheilen zu geben: und da dieſe oft gegeben
wurde; ſo ſahe man in das Jnnerſte der Sache,
und war nicht in Gefahr, Unwuͤrdige zu belonen.

Der Gedanke, eine kaiſerliche Druckerey zu errich-
ten, und darinn die beſten Werke zum Vortheile ih-
rer Verfaſſer zu drucken, fand deswegen nicht ſtatt,
weil es zu ſchwer war auszumachen: Welchen Grund-
ſaͤzen die Cenſoren dennoch folgen muͤſten, wenn es
auch bey den Buͤchern nicht in Betrachtung kommen

ſolte,
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0497" n="421"/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Feuer, und mit Fe&#x017F;tigkeit vaterla&#x0364;ndi&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;eyn, als bis man es veranla&#x017F;te, Ge&#x017F;innungen der<lb/>
Verehrung und der Dankbarkeit in &#x017F;einem Ober-<lb/>
haupte zu vereinigen. Die&#x017F;es, auch durch Unter-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;zung der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, zu thun, und ihm durch<lb/>
die Ku&#x0364;rze der Zeit, in der es ausgefu&#x0364;hrt wurde,<lb/>
eine noch &#x017F;ta&#x0364;rkere Wirkung zu geben, war, und ver-<lb/>
diente das Werk eines Kai&#x017F;ers zu &#x017F;eyn, de&#x017F;&#x017F;en Na-<lb/>
men un&#x017F;re be&#x017F;ten Dichter, und un&#x017F;re &#x017F;treng&#x017F;ten Ge-<lb/>
&#x017F;chicht&#x017F;chreiber &#x017F;o oft ausge&#x017F;prochen haben. Da die,<lb/>
welche in den philo&#x017F;ophi&#x017F;chen, und in den &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften gut &#x017F;chriebenj, als &#x017F;olche von Ma&#x0364;n-<lb/>
nern erkant wurden, denen man Ent&#x017F;cheidung auf-<lb/>
tragen konte; &#x017F;o wurde hierdurch ein Grund gelegt,<lb/>
ohne den die Belonungen wu&#x0364;rden Ver&#x017F;chwendungen<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. Die Zahl derer, die zu ent&#x017F;cheiden<lb/>
hatten, war klein. Sie hatten, und durften nichts<lb/>
Geringers, als die Ehre des Vaterlandes, des Kai-<lb/>
&#x017F;ers, und der Be&#x017F;chu&#x0364;zer der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafren, die der<lb/>
Kai&#x017F;er durch die&#x017F;e Befehle unter&#x017F;cheiden wolte, zum<lb/>
Zwecke haben. Auch ihre eigne Ehre konte ihnen<lb/>
nicht gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;eyn. Sie hatten andern Gelehr-<lb/>
ten, oder wer &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t ins Urtheilen mi&#x017F;chen wolte,<lb/>
gar keine Rechen&#x017F;chaft, aber dem Kai&#x017F;er und den<lb/>
Be&#x017F;chu&#x0364;zern der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften alle mo&#x0364;gliche von ih-<lb/>
ren Urtheilen zu geben: und da die&#x017F;e oft gegeben<lb/>
wurde; &#x017F;o &#x017F;ahe man in das Jnner&#x017F;te der Sache,<lb/>
und war nicht in Gefahr, Unwu&#x0364;rdige zu belonen.</p><lb/>
          <p>Der Gedanke, eine kai&#x017F;erliche Druckerey zu errich-<lb/>
ten, und darinn die be&#x017F;ten Werke zum Vortheile ih-<lb/>
rer Verfa&#x017F;&#x017F;er zu drucken, fand deswegen nicht &#x017F;tatt,<lb/>
weil es zu &#x017F;chwer war auszumachen: Welchen Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;zen die Cen&#x017F;oren dennoch folgen mu&#x0364;&#x017F;ten, wenn es<lb/>
auch bey den Bu&#x0364;chern nicht in Betrachtung kommen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olte,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0497] gewiſſen Feuer, und mit Feſtigkeit vaterlaͤndiſch ſeyn, als bis man es veranlaſte, Geſinnungen der Verehrung und der Dankbarkeit in ſeinem Ober- haupte zu vereinigen. Dieſes, auch durch Unter- ſtuͤzung der Wiſſenſchaften, zu thun, und ihm durch die Kuͤrze der Zeit, in der es ausgefuͤhrt wurde, eine noch ſtaͤrkere Wirkung zu geben, war, und ver- diente das Werk eines Kaiſers zu ſeyn, deſſen Na- men unſre beſten Dichter, und unſre ſtrengſten Ge- ſchichtſchreiber ſo oft ausgeſprochen haben. Da die, welche in den philoſophiſchen, und in den ſchoͤnen Wiſſenſchaften gut ſchriebenj, als ſolche von Maͤn- nern erkant wurden, denen man Entſcheidung auf- tragen konte; ſo wurde hierdurch ein Grund gelegt, ohne den die Belonungen wuͤrden Verſchwendungen geweſen ſeyn. Die Zahl derer, die zu entſcheiden hatten, war klein. Sie hatten, und durften nichts Geringers, als die Ehre des Vaterlandes, des Kai- ſers, und der Beſchuͤzer der Wiſſenſchafren, die der Kaiſer durch dieſe Befehle unterſcheiden wolte, zum Zwecke haben. Auch ihre eigne Ehre konte ihnen nicht gleichguͤltig ſeyn. Sie hatten andern Gelehr- ten, oder wer ſich ſonſt ins Urtheilen miſchen wolte, gar keine Rechenſchaft, aber dem Kaiſer und den Beſchuͤzern der Wiſſenſchaften alle moͤgliche von ih- ren Urtheilen zu geben: und da dieſe oft gegeben wurde; ſo ſahe man in das Jnnerſte der Sache, und war nicht in Gefahr, Unwuͤrdige zu belonen. Der Gedanke, eine kaiſerliche Druckerey zu errich- ten, und darinn die beſten Werke zum Vortheile ih- rer Verfaſſer zu drucken, fand deswegen nicht ſtatt, weil es zu ſchwer war auszumachen: Welchen Grund- ſaͤzen die Cenſoren dennoch folgen muͤſten, wenn es auch bey den Buͤchern nicht in Betrachtung kommen ſolte, D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/497
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/497>, abgerufen am 22.11.2024.