"her zu wanken, sondern mit festem Schritt: "so kies er ihn sich aus, und walle auf selbigem "frisch und fröhlich einher. Jünglingskühn- "heit, und Mut und Kälte der Männer gelei- "ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht "sein Weg schmäler wird, und die Wasser un- "ten am Felsen brausen. Wer das erste läst, "und das andre rechtschaffen thut, der hat der "Ansprüche auf die Belonungen der Republik "nicht wenige. Denn er weis, was Ver- "dienst ist.
"Also urtheilte, nach reifer und kalter Er- "wägung, Aldermann Ekhard auf dem Land- "tage zwey und siebzig, achtzehntes Jahr- "hundert.
"Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an- "genommen, in der Halle aufgestelt, und mit "vollgeltender Obergewalt versehn von der ver- "sammelten Landgemeine; verworfen von dem "Volke, von den Gemischten, und den Dritt- "lern, mit welchen samt und sonders der "Schuzgeist deutscher Nation dergestalt schal- "ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer, "wie nicht an Helle des Kopfes, also auch "nicht an Wärme des Herzens, gebrechen "möge."
Ekhard war der Liebling von Vielen; aber das neue Gesez würd auch ohne diese Neigung
gegen
„her zu wanken, ſondern mit feſtem Schritt: „ſo kies er ihn ſich aus, und walle auf ſelbigem „friſch und froͤhlich einher. Juͤnglingskuͤhn- „heit, und Mut und Kaͤlte der Maͤnner gelei- „ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht „ſein Weg ſchmaͤler wird, und die Waſſer un- „ten am Felſen brauſen. Wer das erſte laͤſt, „und das andre rechtſchaffen thut, der hat der „Anſpruͤche auf die Belonungen der Republik „nicht wenige. Denn er weis, was Ver- „dienſt iſt.
„Alſo urtheilte, nach reifer und kalter Er- „waͤgung, Aldermann Ekhard auf dem Land- „tage zwey und ſiebzig, achtzehntes Jahr- „hundert.
„Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an- „genommen, in der Halle aufgeſtelt, und mit „vollgeltender Obergewalt verſehn von der ver- „ſammelten Landgemeine; verworfen von dem „Volke, von den Gemiſchten, und den Dritt- „lern, mit welchen ſamt und ſonders der „Schuzgeiſt deutſcher Nation dergeſtalt ſchal- „ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer, „wie nicht an Helle des Kopfes, alſo auch „nicht an Waͤrme des Herzens, gebrechen „moͤge.“
Ekhard war der Liebling von Vielen; aber das neue Geſez wuͤrd auch ohne dieſe Neigung
gegen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0494"n="418"/>„her zu wanken, ſondern mit feſtem Schritt:<lb/>„ſo kies er ihn ſich aus, und walle auf ſelbigem<lb/>„friſch und froͤhlich einher. Juͤnglingskuͤhn-<lb/>„heit, und Mut und Kaͤlte der Maͤnner gelei-<lb/>„ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht<lb/>„ſein Weg ſchmaͤler wird, und die Waſſer un-<lb/>„ten am Felſen brauſen. Wer das erſte laͤſt,<lb/>„und das andre rechtſchaffen thut, der hat der<lb/>„Anſpruͤche auf die Belonungen der Republik<lb/>„nicht wenige. Denn er weis, was Ver-<lb/>„dienſt iſt.</p><lb/><p>„Alſo urtheilte, nach reifer und kalter Er-<lb/>„waͤgung, Aldermann Ekhard auf dem Land-<lb/>„tage zwey und ſiebzig, achtzehntes Jahr-<lb/>„hundert.</p><lb/><p>„Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an-<lb/>„genommen, in der Halle aufgeſtelt, und mit<lb/>„vollgeltender Obergewalt verſehn von der ver-<lb/>„ſammelten Landgemeine; verworfen von dem<lb/>„Volke, von den Gemiſchten, und den Dritt-<lb/>„lern, mit welchen ſamt und ſonders der<lb/>„Schuzgeiſt deutſcher Nation dergeſtalt ſchal-<lb/>„ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer,<lb/>„wie nicht an Helle des Kopfes, alſo auch<lb/>„nicht an Waͤrme des Herzens, gebrechen<lb/>„moͤge.“</p><lb/><p>Ekhard war der Liebling von Vielen; aber<lb/>
das neue Geſez wuͤrd auch ohne dieſe Neigung<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gegen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[418/0494]
„her zu wanken, ſondern mit feſtem Schritt:
„ſo kies er ihn ſich aus, und walle auf ſelbigem
„friſch und froͤhlich einher. Juͤnglingskuͤhn-
„heit, und Mut und Kaͤlte der Maͤnner gelei-
„ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht
„ſein Weg ſchmaͤler wird, und die Waſſer un-
„ten am Felſen brauſen. Wer das erſte laͤſt,
„und das andre rechtſchaffen thut, der hat der
„Anſpruͤche auf die Belonungen der Republik
„nicht wenige. Denn er weis, was Ver-
„dienſt iſt.
„Alſo urtheilte, nach reifer und kalter Er-
„waͤgung, Aldermann Ekhard auf dem Land-
„tage zwey und ſiebzig, achtzehntes Jahr-
„hundert.
„Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an-
„genommen, in der Halle aufgeſtelt, und mit
„vollgeltender Obergewalt verſehn von der ver-
„ſammelten Landgemeine; verworfen von dem
„Volke, von den Gemiſchten, und den Dritt-
„lern, mit welchen ſamt und ſonders der
„Schuzgeiſt deutſcher Nation dergeſtalt ſchal-
„ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer,
„wie nicht an Helle des Kopfes, alſo auch
„nicht an Waͤrme des Herzens, gebrechen
„moͤge.“
Ekhard war der Liebling von Vielen; aber
das neue Geſez wuͤrd auch ohne dieſe Neigung
gegen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/494>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.