nur recht hin, sagte Rohrdommel, und spiegelt euch daran. Denn ihr könt ja leider! nicht wis- sen, was einst aus euch werden wird. Das ist Rö- the des Zorns, und nicht der Scham. Denn die Röthe der Scham fält nicht ins Bläuliche. A. Was für eine Stimme hatten sie? R. Kein Bü- chergespenst kann reden. Sie sind stumm, weil sie, da sie noch im Leben waren, so viel geschwazt haben. J. Gleichwol glaub ich doch gehört zu haben, daß etliche wie Mücken trompeteten. Eins muß ich doch noch erzählen. Als Rohrdommel, ich besinne mich nicht mehr, welchen Büchergeist (dieser Art sind so viele, daß man bey ihnen wol ein wenig vergeslich seyn darf) herbeybannen wolte, so kamen schon bey dem ersten Triller, den er machte, ganze Schwärme Geisterchen, und erhuben eine gar betrübte Weh- klage. Da hörte er gleich auf. A. Wie sahn die Geisterchen aus? J. Wie allerley Geschmeiß. A. Und wie ist's gekommen, daß man euch des Mor- gens in einem so schlimmen Zustande gefunden hat? J. Damit ist es so zugegangen. Wir hatten nun schon so viele Gespenster gesehn, daß wir die neuge- rufnen ohne alle Furcht in den Schuh treten sahn. Da stand es uns nicht mehr an, sie nur einzeln zu sehen. Wir brachten Rohndommeln durch vieles Bitten dahin, daß er einen ganzen Bücherschrank bante. Das that er auf folgende Art: Schrank! Schrank! tiefer Schrank! breiter Schrank! hoher Schrank! Schrank! Schrank! o du Schrank! Aber kaum hatte er auch ausgesungen, als das ganze wü- tende Heer Gespenster auf Einmal über uns herfiel, und uns so übel zurichtete, wie wir hernach sind ge- funden worden. A. Nun ich hoffe denn doch, daß sich Andre an eurem Exempel spiegeln werden. Wa-
ren
nur recht hin, ſagte Rohrdommel, und ſpiegelt euch daran. Denn ihr koͤnt ja leider! nicht wiſ- ſen, was einſt aus euch werden wird. Das iſt Roͤ- the des Zorns, und nicht der Scham. Denn die Roͤthe der Scham faͤlt nicht ins Blaͤuliche. A. Was fuͤr eine Stimme hatten ſie? R. Kein Buͤ- chergeſpenſt kann reden. Sie ſind ſtumm, weil ſie, da ſie noch im Leben waren, ſo viel geſchwazt haben. J. Gleichwol glaub ich doch gehoͤrt zu haben, daß etliche wie Muͤcken trompeteten. Eins muß ich doch noch erzaͤhlen. Als Rohrdommel, ich beſinne mich nicht mehr, welchen Buͤchergeiſt (dieſer Art ſind ſo viele, daß man bey ihnen wol ein wenig vergeslich ſeyn darf) herbeybannen wolte, ſo kamen ſchon bey dem erſten Triller, den er machte, ganze Schwaͤrme Geiſterchen, und erhuben eine gar betruͤbte Weh- klage. Da hoͤrte er gleich auf. A. Wie ſahn die Geiſterchen aus? J. Wie allerley Geſchmeiß. A. Und wie iſt’s gekommen, daß man euch des Mor- gens in einem ſo ſchlimmen Zuſtande gefunden hat? J. Damit iſt es ſo zugegangen. Wir hatten nun ſchon ſo viele Geſpenſter geſehn, daß wir die neuge- rufnen ohne alle Furcht in den Schuh treten ſahn. Da ſtand es uns nicht mehr an, ſie nur einzeln zu ſehen. Wir brachten Rohndommeln durch vieles Bitten dahin, daß er einen ganzen Buͤcherſchrank bante. Das that er auf folgende Art: Schrank! Schrank! tiefer Schrank! breiter Schrank! hoher Schrank! Schrank! Schrank! o du Schrank! Aber kaum hatte er auch ausgeſungen, als das ganze wuͤ- tende Heer Geſpenſter auf Einmal uͤber uns herfiel, und uns ſo uͤbel zurichtete, wie wir hernach ſind ge- funden worden. A. Nun ich hoffe denn doch, daß ſich Andre an eurem Exempel ſpiegeln werden. Wa-
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nur recht hin, ſagte Rohrdommel, und ſpiegelt euch
daran. Denn ihr koͤnt ja leider! nicht wiſ-
ſen, was einſt aus euch werden wird. Das iſt Roͤ-
the des Zorns, und nicht der Scham. Denn die
Roͤthe der Scham faͤlt nicht ins Blaͤuliche. A.
Was fuͤr eine Stimme hatten ſie? R. Kein Buͤ-
chergeſpenſt kann reden. Sie ſind ſtumm, weil ſie,
da ſie noch im Leben waren, ſo viel geſchwazt haben.
J. Gleichwol glaub ich doch gehoͤrt zu haben, daß
etliche wie Muͤcken trompeteten. Eins muß ich doch
noch erzaͤhlen. Als Rohrdommel, ich beſinne mich
nicht mehr, welchen Buͤchergeiſt (dieſer Art ſind ſo
viele, daß man bey ihnen wol ein wenig vergeslich
ſeyn darf) herbeybannen wolte, ſo kamen ſchon bey
dem erſten Triller, den er machte, ganze Schwaͤrme
Geiſterchen, und erhuben eine gar betruͤbte Weh-
klage. Da hoͤrte er gleich auf. A. Wie ſahn die
Geiſterchen aus? J. Wie allerley Geſchmeiß. A.
Und wie iſt’s gekommen, daß man euch des Mor-
gens in einem ſo ſchlimmen Zuſtande gefunden hat?
J. Damit iſt es ſo zugegangen. Wir hatten nun
ſchon ſo viele Geſpenſter geſehn, daß wir die neuge-
rufnen ohne alle Furcht in den Schuh treten ſahn.
Da ſtand es uns nicht mehr an, ſie nur einzeln zu
ſehen. Wir brachten Rohndommeln durch vieles
Bitten dahin, daß er einen ganzen Buͤcherſchrank
bante. Das that er auf folgende Art: Schrank!
Schrank! tiefer Schrank! breiter Schrank! hoher
Schrank! Schrank! Schrank! o du Schrank! Aber
kaum hatte er auch ausgeſungen, als das ganze wuͤ-
tende Heer Geſpenſter auf Einmal uͤber uns herfiel,
und uns ſo uͤbel zurichtete, wie wir hernach ſind ge-
funden worden. A. Nun ich hoffe denn doch, daß
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/468>, abgerufen am 26.11.2024.
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