Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

sie die Stomachalkirche, und das klinget dann
den Leuten fast wie Cathedralkirche; ein klei-
ner Umstand, wie es denen, welche die Welt
nicht kennen, etwa vorkommen möchte, der
aber gewiß für uns und unsre Kirche sehr er-
spriesliche Folgen haben wird.

Unser grosser und fester Grundsaz ist: Es
soll in unsrer Kirche, so weit dieß nur immer
thunlich ist, von ungefähr eben so hergehn,
wie in einer Christenkirche. Aber Prediger
müsten wir, selbst wenn auch unser Grundsaz
nicht wäre, notwendig haben. Denn darauf
komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem
Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle so
gar die christliche, vorzutragen, unsre Lehre,
mit dem Scheine, als entfiele uns das nur so
von ungefähr, rechtschaffen einschärfen. Kurz,
die gute Verwaltung des Predigtamts ist der
Mittelpunkt, um den sich alle unsre Zirkel
drehn, die grossen und die kleinen. Unsre
Prediger sollen Bischöfe heissen. Das klingt
viel besser, als Paster, Magister, Probst,
Jnspecter, Supperndent. Denkt's nur recht
nach, wie viele, und wie fleissige Kirchengän-
ger unsre Cathedrale, besonders wenn Bi-
schöfe darinn predigen, haben werde. Wir
können hier nicht unberührt lassen, daß uns
der Sinn auch schon nach einem Erzbischofe

steht.
A a 2

ſie die Stomachalkirche, und das klinget dann
den Leuten faſt wie Cathedralkirche; ein klei-
ner Umſtand, wie es denen, welche die Welt
nicht kennen, etwa vorkommen moͤchte, der
aber gewiß fuͤr uns und unſre Kirche ſehr er-
ſpriesliche Folgen haben wird.

Unſer groſſer und feſter Grundſaz iſt: Es
ſoll in unſrer Kirche, ſo weit dieß nur immer
thunlich iſt, von ungefaͤhr eben ſo hergehn,
wie in einer Chriſtenkirche. Aber Prediger
muͤſten wir, ſelbſt wenn auch unſer Grundſaz
nicht waͤre, notwendig haben. Denn darauf
komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem
Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle ſo
gar die chriſtliche, vorzutragen, unſre Lehre,
mit dem Scheine, als entfiele uns das nur ſo
von ungefaͤhr, rechtſchaffen einſchaͤrfen. Kurz,
die gute Verwaltung des Predigtamts iſt der
Mittelpunkt, um den ſich alle unſre Zirkel
drehn, die groſſen und die kleinen. Unſre
Prediger ſollen Biſchoͤfe heiſſen. Das klingt
viel beſſer, als Paſter, Magiſter, Probſt,
Jnſpecter, Supperndent. Denkt’s nur recht
nach, wie viele, und wie fleiſſige Kirchengaͤn-
ger unſre Cathedrale, beſonders wenn Bi-
ſchoͤfe darinn predigen, haben werde. Wir
koͤnnen hier nicht unberuͤhrt laſſen, daß uns
der Sinn auch ſchon nach einem Erzbiſchofe

ſteht.
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0447" n="371"/>
&#x017F;ie die Stomachalkirche, und das klinget dann<lb/>
den Leuten fa&#x017F;t wie Cathedralkirche; ein klei-<lb/>
ner Um&#x017F;tand, wie es denen, welche die Welt<lb/>
nicht kennen, etwa vorkommen mo&#x0364;chte, der<lb/>
aber gewiß fu&#x0364;r uns und un&#x017F;re Kirche &#x017F;ehr er-<lb/>
&#x017F;priesliche Folgen haben wird.</p><lb/>
          <p>Un&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;er und fe&#x017F;ter Grund&#x017F;az i&#x017F;t: Es<lb/>
&#x017F;oll in un&#x017F;rer Kirche, &#x017F;o weit dieß nur immer<lb/>
thunlich i&#x017F;t, von ungefa&#x0364;hr eben &#x017F;o hergehn,<lb/>
wie in einer Chri&#x017F;tenkirche. Aber Prediger<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten wir, &#x017F;elb&#x017F;t wenn auch un&#x017F;er Grund&#x017F;az<lb/>
nicht wa&#x0364;re, notwendig haben. Denn darauf<lb/>
komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem<lb/>
Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle &#x017F;o<lb/>
gar die chri&#x017F;tliche, vorzutragen, un&#x017F;re Lehre,<lb/>
mit dem Scheine, als entfiele uns das nur &#x017F;o<lb/>
von ungefa&#x0364;hr, recht&#x017F;chaffen ein&#x017F;cha&#x0364;rfen. Kurz,<lb/>
die gute Verwaltung des Predigtamts i&#x017F;t der<lb/>
Mittelpunkt, um den &#x017F;ich alle un&#x017F;re Zirkel<lb/>
drehn, die gro&#x017F;&#x017F;en und die kleinen. Un&#x017F;re<lb/>
Prediger &#x017F;ollen Bi&#x017F;cho&#x0364;fe hei&#x017F;&#x017F;en. Das klingt<lb/>
viel be&#x017F;&#x017F;er, als Pa&#x017F;ter, Magi&#x017F;ter, Prob&#x017F;t,<lb/>
Jn&#x017F;pecter, Supperndent. Denkt&#x2019;s nur recht<lb/>
nach, wie viele, und wie flei&#x017F;&#x017F;ige Kirchenga&#x0364;n-<lb/>
ger un&#x017F;re Cathedrale, be&#x017F;onders wenn Bi-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;fe darinn predigen, haben werde. Wir<lb/>
ko&#x0364;nnen hier nicht unberu&#x0364;hrt la&#x017F;&#x017F;en, daß uns<lb/>
der Sinn auch &#x017F;chon nach einem Erzbi&#x017F;chofe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;teht.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0447] ſie die Stomachalkirche, und das klinget dann den Leuten faſt wie Cathedralkirche; ein klei- ner Umſtand, wie es denen, welche die Welt nicht kennen, etwa vorkommen moͤchte, der aber gewiß fuͤr uns und unſre Kirche ſehr er- ſpriesliche Folgen haben wird. Unſer groſſer und feſter Grundſaz iſt: Es ſoll in unſrer Kirche, ſo weit dieß nur immer thunlich iſt, von ungefaͤhr eben ſo hergehn, wie in einer Chriſtenkirche. Aber Prediger muͤſten wir, ſelbſt wenn auch unſer Grundſaz nicht waͤre, notwendig haben. Denn darauf komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle ſo gar die chriſtliche, vorzutragen, unſre Lehre, mit dem Scheine, als entfiele uns das nur ſo von ungefaͤhr, rechtſchaffen einſchaͤrfen. Kurz, die gute Verwaltung des Predigtamts iſt der Mittelpunkt, um den ſich alle unſre Zirkel drehn, die groſſen und die kleinen. Unſre Prediger ſollen Biſchoͤfe heiſſen. Das klingt viel beſſer, als Paſter, Magiſter, Probſt, Jnſpecter, Supperndent. Denkt’s nur recht nach, wie viele, und wie fleiſſige Kirchengaͤn- ger unſre Cathedrale, beſonders wenn Bi- ſchoͤfe darinn predigen, haben werde. Wir koͤnnen hier nicht unberuͤhrt laſſen, daß uns der Sinn auch ſchon nach einem Erzbiſchofe ſteht. A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/447
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/447>, abgerufen am 22.11.2024.