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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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und wüstet ihr es auch nicht; so würden wir
es doch lieber zeigen, als viel davon reden.

Da die Aldermänner alles, was sie etwa
noch zu sagen haben, für die Zeiten aussezen,
wenn sie Vortrag halten werden; so gebieten
sie, damit die zu entscheidenden Sachen in der
gewönlichen Ordnung auf einander folgen,
hierdurch dem Herolde:

Die einzelnen Ankläger aufzufodern.

Die Anwalde zum Vortrage einzuladen.

Und, nach jedem geendeten Vortrage einer
Zunft, und so bald die Stimmensamlung dar-
über geschehen, und die Entscheidung der
Mehrheit zur Ausführung gebracht ist, bey
uns, den Aldermännern, der Sitte gemäß, an-
zufragen: Ob wir jezt Vortrag halten wollen?

Die Zünfte äusserten sich hierauf, nachdem
sie einige Zeit an einander geschikt hatten,
durch den ältesten Anwald auf folgende Art
gegen die Aldermänner:

Wir müssen es noch aussezen uns umständ-
lich über eine anzunehmende Politik zu erklä-
ren. Wir halten für besser, daß sich die Re-
publik bestrebe die Grossen für sich zu gewin-
nen, als daß sie sich ihrer Gewalt zu entziehn
suche. Wenn ihr uns sagt, daß man sie nie
gewinnen werde; so antworten wir fürs erste,
daß man sich ihrer Gewalt auch nie ganz werde

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und wuͤſtet ihr es auch nicht; ſo wuͤrden wir
es doch lieber zeigen, als viel davon reden.

Da die Aldermaͤnner alles, was ſie etwa
noch zu ſagen haben, fuͤr die Zeiten ausſezen,
wenn ſie Vortrag halten werden; ſo gebieten
ſie, damit die zu entſcheidenden Sachen in der
gewoͤnlichen Ordnung auf einander folgen,
hierdurch dem Herolde:

Die einzelnen Anklaͤger aufzufodern.

Die Anwalde zum Vortrage einzuladen.

Und, nach jedem geendeten Vortrage einer
Zunft, und ſo bald die Stimmenſamlung dar-
uͤber geſchehen, und die Entſcheidung der
Mehrheit zur Ausfuͤhrung gebracht iſt, bey
uns, den Aldermaͤnnern, der Sitte gemaͤß, an-
zufragen: Ob wir jezt Vortrag halten wollen?

Die Zuͤnfte aͤuſſerten ſich hierauf, nachdem
ſie einige Zeit an einander geſchikt hatten,
durch den aͤlteſten Anwald auf folgende Art
gegen die Aldermaͤnner:

Wir muͤſſen es noch auſſezen uns umſtaͤnd-
lich uͤber eine anzunehmende Politik zu erklaͤ-
ren. Wir halten fuͤr beſſer, daß ſich die Re-
publik beſtrebe die Groſſen fuͤr ſich zu gewin-
nen, als daß ſie ſich ihrer Gewalt zu entziehn
ſuche. Wenn ihr uns ſagt, daß man ſie nie
gewinnen werde; ſo antworten wir fuͤrs erſte,
daß man ſich ihrer Gewalt auch nie ganz werde

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[185/0261] und wuͤſtet ihr es auch nicht; ſo wuͤrden wir es doch lieber zeigen, als viel davon reden. Da die Aldermaͤnner alles, was ſie etwa noch zu ſagen haben, fuͤr die Zeiten ausſezen, wenn ſie Vortrag halten werden; ſo gebieten ſie, damit die zu entſcheidenden Sachen in der gewoͤnlichen Ordnung auf einander folgen, hierdurch dem Herolde: Die einzelnen Anklaͤger aufzufodern. Die Anwalde zum Vortrage einzuladen. Und, nach jedem geendeten Vortrage einer Zunft, und ſo bald die Stimmenſamlung dar- uͤber geſchehen, und die Entſcheidung der Mehrheit zur Ausfuͤhrung gebracht iſt, bey uns, den Aldermaͤnnern, der Sitte gemaͤß, an- zufragen: Ob wir jezt Vortrag halten wollen? Die Zuͤnfte aͤuſſerten ſich hierauf, nachdem ſie einige Zeit an einander geſchikt hatten, durch den aͤlteſten Anwald auf folgende Art gegen die Aldermaͤnner: Wir muͤſſen es noch auſſezen uns umſtaͤnd- lich uͤber eine anzunehmende Politik zu erklaͤ- ren. Wir halten fuͤr beſſer, daß ſich die Re- publik beſtrebe die Groſſen fuͤr ſich zu gewin- nen, als daß ſie ſich ihrer Gewalt zu entziehn ſuche. Wenn ihr uns ſagt, daß man ſie nie gewinnen werde; ſo antworten wir fuͤrs erſte, daß man ſich ihrer Gewalt auch nie ganz werde ent- M 5

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/261>, abgerufen am 22.11.2024.