Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

worden seyn. Oder fürchtet ihr, brach er zu-
lezt aus, vielleicht etwas für euch selbst?
Wenn es die Anzündung der Todtenfackel für
eins oder zwey eurer Werke ist, was ihr fürch-
tet: so wisset, daß sie durch nichts, auch nicht
durch Gelindigkeit, abgewendet werden kann.
Dieser Landtag wird zeigen, ob unsre Vor-
würfe gerecht sind, oder nicht. Jch will euch
sagen, wo wir euch vornämlich erwarten. Ge-
recht sind unsre Vorwürfe, wenn ihr entwe-
der gar nicht, oder auch nur nach langsäumen-
der Berathschlagung, zur genauen Ausübung
der Geseze vom Hochverrathe, mit den Zünften
einstimt.

Der antwortende Aldermann sprach zwar
mit vieler Mässigung und Weisheit; auch
konte er den Vorwurf des spätern Landtages
dadurch leicht ablehnen, daß es bisher immer
die Sache einer der Zünfte gewesen wäre, den
Landtag zu veranlassen: aber man sah offen-
bar, daß er von den Zünften nicht mit Bey-
falle gehöret wurde, als er die Gelindigkeit
der Aldermänner damit entschuldigen wolte,
daß sie gewissermaassen geruht hätten, um die
grosse Gährung nicht zu stören, in welcher die
Republik bisher gewesen wäre.

Jhr hättet den wildem Strom leiten sollen!
rief der Anwald der Naturforscher.

Der

worden ſeyn. Oder fuͤrchtet ihr, brach er zu-
lezt aus, vielleicht etwas fuͤr euch ſelbſt?
Wenn es die Anzuͤndung der Todtenfackel fuͤr
eins oder zwey eurer Werke iſt, was ihr fuͤrch-
tet: ſo wiſſet, daß ſie durch nichts, auch nicht
durch Gelindigkeit, abgewendet werden kann.
Dieſer Landtag wird zeigen, ob unſre Vor-
wuͤrfe gerecht ſind, oder nicht. Jch will euch
ſagen, wo wir euch vornaͤmlich erwarten. Ge-
recht ſind unſre Vorwuͤrfe, wenn ihr entwe-
der gar nicht, oder auch nur nach langſaͤumen-
der Berathſchlagung, zur genauen Ausuͤbung
der Geſeze vom Hochverrathe, mit den Zuͤnften
einſtimt.

Der antwortende Aldermann ſprach zwar
mit vieler Maͤſſigung und Weisheit; auch
konte er den Vorwurf des ſpaͤtern Landtages
dadurch leicht ablehnen, daß es bisher immer
die Sache einer der Zuͤnfte geweſen waͤre, den
Landtag zu veranlaſſen: aber man ſah offen-
bar, daß er von den Zuͤnften nicht mit Bey-
falle gehoͤret wurde, als er die Gelindigkeit
der Aldermaͤnner damit entſchuldigen wolte,
daß ſie gewiſſermaaſſen geruht haͤtten, um die
groſſe Gaͤhrung nicht zu ſtoͤren, in welcher die
Republik bisher geweſen waͤre.

Jhr haͤttet den wildem Strom leiten ſollen!
rief der Anwald der Naturforſcher.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="176"/>
worden &#x017F;eyn. Oder fu&#x0364;rchtet ihr, brach er zu-<lb/>
lezt aus, vielleicht etwas fu&#x0364;r euch &#x017F;elb&#x017F;t?<lb/>
Wenn es die Anzu&#x0364;ndung der Todtenfackel fu&#x0364;r<lb/>
eins oder zwey eurer Werke i&#x017F;t, was ihr fu&#x0364;rch-<lb/>
tet: &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;et, daß &#x017F;ie durch nichts, auch nicht<lb/>
durch Gelindigkeit, abgewendet werden kann.<lb/>
Die&#x017F;er Landtag wird zeigen, ob un&#x017F;re Vor-<lb/>
wu&#x0364;rfe gerecht &#x017F;ind, oder nicht. Jch will euch<lb/>
&#x017F;agen, wo wir euch vorna&#x0364;mlich erwarten. Ge-<lb/>
recht &#x017F;ind un&#x017F;re Vorwu&#x0364;rfe, wenn ihr entwe-<lb/>
der gar nicht, oder auch nur nach lang&#x017F;a&#x0364;umen-<lb/>
der Berath&#x017F;chlagung, zur genauen Ausu&#x0364;bung<lb/>
der Ge&#x017F;eze vom Hochverrathe, mit den Zu&#x0364;nften<lb/>
ein&#x017F;timt.</p><lb/>
          <p>Der antwortende Aldermann &#x017F;prach zwar<lb/>
mit vieler Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igung und Weisheit; auch<lb/>
konte er den Vorwurf des &#x017F;pa&#x0364;tern Landtages<lb/>
dadurch leicht ablehnen, daß es bisher immer<lb/>
die Sache einer der Zu&#x0364;nfte gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, den<lb/>
Landtag zu veranla&#x017F;&#x017F;en: aber man &#x017F;ah offen-<lb/>
bar, daß er von den Zu&#x0364;nften nicht mit Bey-<lb/>
falle geho&#x0364;ret wurde, als er die Gelindigkeit<lb/>
der Alderma&#x0364;nner damit ent&#x017F;chuldigen wolte,<lb/>
daß &#x017F;ie gewi&#x017F;&#x017F;ermaa&#x017F;&#x017F;en geruht ha&#x0364;tten, um die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Ga&#x0364;hrung nicht zu &#x017F;to&#x0364;ren, in welcher die<lb/>
Republik bisher gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Jhr ha&#x0364;ttet den wildem Strom leiten &#x017F;ollen!<lb/>
rief der Anwald der Naturfor&#x017F;cher.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0252] worden ſeyn. Oder fuͤrchtet ihr, brach er zu- lezt aus, vielleicht etwas fuͤr euch ſelbſt? Wenn es die Anzuͤndung der Todtenfackel fuͤr eins oder zwey eurer Werke iſt, was ihr fuͤrch- tet: ſo wiſſet, daß ſie durch nichts, auch nicht durch Gelindigkeit, abgewendet werden kann. Dieſer Landtag wird zeigen, ob unſre Vor- wuͤrfe gerecht ſind, oder nicht. Jch will euch ſagen, wo wir euch vornaͤmlich erwarten. Ge- recht ſind unſre Vorwuͤrfe, wenn ihr entwe- der gar nicht, oder auch nur nach langſaͤumen- der Berathſchlagung, zur genauen Ausuͤbung der Geſeze vom Hochverrathe, mit den Zuͤnften einſtimt. Der antwortende Aldermann ſprach zwar mit vieler Maͤſſigung und Weisheit; auch konte er den Vorwurf des ſpaͤtern Landtages dadurch leicht ablehnen, daß es bisher immer die Sache einer der Zuͤnfte geweſen waͤre, den Landtag zu veranlaſſen: aber man ſah offen- bar, daß er von den Zuͤnften nicht mit Bey- falle gehoͤret wurde, als er die Gelindigkeit der Aldermaͤnner damit entſchuldigen wolte, daß ſie gewiſſermaaſſen geruht haͤtten, um die groſſe Gaͤhrung nicht zu ſtoͤren, in welcher die Republik bisher geweſen waͤre. Jhr haͤttet den wildem Strom leiten ſollen! rief der Anwald der Naturforſcher. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/252
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/252>, abgerufen am 08.05.2024.