ruft von ihm vor der versammelten Landge- meine aus:
Urenkel! schüze sein Werk gegen die Leerheit, die Fühllosigkeit, und die spiz- findige Denkungsart deiner Brüder!
Daß dieser Ausruf geschehen sey, wird auf eine Pergamentrolle, wie die Geseze, ge- schrieben, und die Rolle wird in der grossen Halle aufbewahrt.
Von den Strafen.
Das Stirnrunzeln zeigt nicht Spott, son- dern nur Verdruß an.
Das Lächeln ist angehender Spott.
Die laute Lache ist voller herzlicher Spott.
Das Naserümpfen ist Spott und Verach- tung zugleich.
Das Hohngelächter ist beydes im höchsten Grade.
Zwey einheimische Folianten tragen, nen- nen wir: Den Hund tragen; vier auslän- dische: Den Sattel tragen. Diese beyden Strafen sind durch sehr alte, und lang abge- komne deutsche Geseze veranlast worden. Wer den Hund trägt, geht hundert Schritte da- mit, und wer den Sattel, tausend.
Kein
ruft von ihm vor der verſammelten Landge- meine aus:
Urenkel! ſchuͤze ſein Werk gegen die Leerheit, die Fuͤhlloſigkeit, und die ſpiz- findige Denkungsart deiner Bruͤder!
Daß dieſer Ausruf geſchehen ſey, wird auf eine Pergamentrolle, wie die Geſeze, ge- ſchrieben, und die Rolle wird in der groſſen Halle aufbewahrt.
Von den Strafen.
Das Stirnrunzeln zeigt nicht Spott, ſon- dern nur Verdruß an.
Das Laͤcheln iſt angehender Spott.
Die laute Lache iſt voller herzlicher Spott.
Das Naſeruͤmpfen iſt Spott und Verach- tung zugleich.
Das Hohngelaͤchter iſt beydes im hoͤchſten Grade.
Zwey einheimiſche Folianten tragen, nen- nen wir: Den Hund tragen; vier auslaͤn- diſche: Den Sattel tragen. Dieſe beyden Strafen ſind durch ſehr alte, und lang abge- komne deutſche Geſeze veranlaſt worden. Wer den Hund traͤgt, geht hundert Schritte da- mit, und wer den Sattel, tauſend.
Kein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0100"n="24"/>
ruft von ihm vor der verſammelten Landge-<lb/>
meine aus:</p><lb/><p><hirendition="#fr">Urenkel! ſchuͤze ſein Werk gegen die<lb/>
Leerheit, die Fuͤhlloſigkeit, und die ſpiz-<lb/>
findige Denkungsart deiner Bruͤder!</hi></p><lb/><p>Daß dieſer Ausruf geſchehen ſey, wird<lb/>
auf eine Pergamentrolle, wie die Geſeze, ge-<lb/>ſchrieben, und die Rolle wird in der groſſen<lb/>
Halle aufbewahrt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von den Strafen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>as <hirendition="#fr">Stirnrunzeln</hi> zeigt nicht Spott, ſon-<lb/>
dern nur Verdruß an.</p><lb/><p>Das <hirendition="#fr">Laͤcheln</hi> iſt angehender Spott.</p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">laute Lache</hi> iſt voller herzlicher Spott.</p><lb/><p>Das <hirendition="#fr">Naſeruͤmpfen</hi> iſt Spott und Verach-<lb/>
tung zugleich.</p><lb/><p>Das <hirendition="#fr">Hohngelaͤchter</hi> iſt beydes im hoͤchſten<lb/>
Grade.</p><lb/><p>Zwey einheimiſche Folianten tragen, nen-<lb/>
nen wir: <hirendition="#fr">Den Hund tragen</hi>; vier auslaͤn-<lb/>
diſche: <hirendition="#fr">Den Sattel tragen.</hi> Dieſe beyden<lb/>
Strafen ſind durch ſehr alte, und lang abge-<lb/>
komne deutſche Geſeze veranlaſt worden. Wer<lb/>
den Hund traͤgt, geht hundert Schritte da-<lb/>
mit, und wer den Sattel, tauſend.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Kein</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[24/0100]
ruft von ihm vor der verſammelten Landge-
meine aus:
Urenkel! ſchuͤze ſein Werk gegen die
Leerheit, die Fuͤhlloſigkeit, und die ſpiz-
findige Denkungsart deiner Bruͤder!
Daß dieſer Ausruf geſchehen ſey, wird
auf eine Pergamentrolle, wie die Geſeze, ge-
ſchrieben, und die Rolle wird in der groſſen
Halle aufbewahrt.
Von den Strafen.
Das Stirnrunzeln zeigt nicht Spott, ſon-
dern nur Verdruß an.
Das Laͤcheln iſt angehender Spott.
Die laute Lache iſt voller herzlicher Spott.
Das Naſeruͤmpfen iſt Spott und Verach-
tung zugleich.
Das Hohngelaͤchter iſt beydes im hoͤchſten
Grade.
Zwey einheimiſche Folianten tragen, nen-
nen wir: Den Hund tragen; vier auslaͤn-
diſche: Den Sattel tragen. Dieſe beyden
Strafen ſind durch ſehr alte, und lang abge-
komne deutſche Geſeze veranlaſt worden. Wer
den Hund traͤgt, geht hundert Schritte da-
mit, und wer den Sattel, tauſend.
Kein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/100>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.