Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Mein schon entgeistert Hertz zählt grause Todten-Stunden. Die Glut Cupidinis verzehret meine Treu. Phoc. Ach sie verstelle nicht der Wangen holden May/ Jn eine Winternacht. Jch kan das Glücke binden/ Sie kan ein festes Rad durch mich an Selbtem finden/ (erfreut: Das sie zum Throne hebt. Hon. Jch wäre mehr Wenn mein verwirrtes Haar mit Blumen wär umstreut/ Womit mein Vaterland/ als Edelsteinen pranget: Als wenn des Purpurs Last um meine Schultern hanget. Phoc. Daß einen Bauren-Geist ein schöne Leib um- giebt/ Der schlechte Blumen mehr/ als Käyser-Kro- nen liebt: Scheint wider die Natur. Doch/ zeugten sie gleich Wälder/ So werde sie geführt in Käyserliche Felder/ Wo Blum' und Garten-Lust/ Geruch und Aug' ergötzt: Und wo die Silber-Fluth den reinen Marmor netzt. Aus deren Thränen kan sie meine Lieb' erkennen: Und sich als Schülerin des stummen Wassers nennen. Wenn sie ersehen wird zu angestellter Zeit; Mit Anmuth und Verdruß/ den Kunst- und Wasser-Streit. Wie
Der Aſiatiſchen Baniſe. Mein ſchon entgeiſtert Hertz zaͤhlt grauſe Todten-Stunden. Die Glut Cupidinis verzehret meine Treu. Phoc. Ach ſie verſtelle nicht der Wangẽ holden May/ Jn eine Winteꝛnacht. Jch kan das Gluͤcke binden/ Sie kan ein feſtes Rad durch mich an Selbtem finden/ (erfreut: Das ſie zum Throne hebt. Hon. Jch waͤre mehr Wenn mein verwirrtes Haar mit Blumen waͤr umſtreut/ Womit mein Vaterland/ als Edelſteinẽ pranget: Als wenn des Purpurs Laſt um meine Schultern hanget. Phoc. Daß einen Bauren-Geiſt ein ſchoͤne Leib um- giebt/ Der ſchlechte Blumen mehr/ als Kaͤyſer-Kro- nen liebt: Scheint wider die Natur. Doch/ zeugten ſie gleich Waͤlder/ So werde ſie gefuͤhrt in Kaͤyſerliche Felder/ Wo Blum’ und Garten-Luſt/ Geruch und Aug’ ergoͤtzt: Und wo die Silber-Fluth den reinen Marmor netzt. Aus deren Thraͤnen kan ſie meine Lieb’ erkennen: Und ſich als Schuͤlerin des ſtummen Waſſers nennen. Wenn ſie erſehen wird zu angeſtellter Zeit; Mit Anmuth und Verdruß/ den Kunſt- und Waſſer-Streit. Wie
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Mein ſchon entgeiſtert Hertz zaͤhlt grauſe Todten-
Stunden.
Die Glut Cupidinis verzehret meine Treu.
Phoc. Ach ſie verſtelle nicht der Wangẽ holden May/
Jn eine Winteꝛnacht. Jch kan das Gluͤcke binden/
Sie kan ein feſtes Rad durch mich an Selbtem
finden/ (erfreut:
Das ſie zum Throne hebt.
Hon. Jch waͤre mehr
Wenn mein verwirrtes Haar mit Blumen waͤr
umſtreut/
Womit mein Vaterland/ als Edelſteinẽ pranget:
Als wenn des Purpurs Laſt um meine Schultern
hanget.
Phoc. Daß einen Bauren-Geiſt ein ſchoͤne Leib um-
giebt/
Der ſchlechte Blumen mehr/ als Kaͤyſer-Kro-
nen liebt:
Scheint wider die Natur. Doch/ zeugten ſie
gleich Waͤlder/
So werde ſie gefuͤhrt in Kaͤyſerliche Felder/
Wo Blum’ und Garten-Luſt/ Geruch und Aug’
ergoͤtzt:
Und wo die Silber-Fluth den reinen Marmor
netzt.
Aus deren Thraͤnen kan ſie meine Lieb’ erkennen:
Und ſich als Schuͤlerin des ſtummen Waſſers
nennen.
Wenn ſie erſehen wird zu angeſtellter Zeit;
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/792>, abgerufen am 16.02.2025. |