Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. gegründet sey? Denn ihr solt wissen/ tapffererPrintz/ daß folgende Mitternacht euch der Feind durch einen scharffen Ausfall besuchen wird: Weil ich denn meinen Tod auff bessere Art/ als durch schmähliches Auffopffern/ zu suchen ent- schlossen bin: Als habe ich die Treue der Wache dergestalt an mich erkaufft/ daß sie mich in Männ- licher Kleidung/ in ihre Gesellschafft auff/ und in diesen Ausfall mit nehmen wollen. Jst nun eure Liebe ungefärbet/ und euch mit meiner Gegen- Huld/ und deren vollkommenen Geniessung/ et- was gedienet: so bedeutet mir durch ein auffge- stecktes Tuch/ an welchen Ort ich mich/ so bald ich in meine Freyheit gerathen/ wenden/ und eurer liebreichen Hülffe gewärtig seyn soll. Die Götter segnen unsern Anschlag/ und ich ersterbe. Eure treue Banise/ Princeßin von Pegu. Diesen Brieff wickelte sie um einen Pfeil/ und Weil
Der Aſiatiſchen Baniſe. gegruͤndet ſey? Denn ihr ſolt wiſſen/ tapffererPrintz/ daß folgende Mitternacht euch der Feind durch einen ſcharffen Ausfall beſuchen wird: Weil ich denn meinen Tod auff beſſere Art/ als durch ſchmaͤhliches Auffopffern/ zu ſuchen ent- ſchloſſen bin: Als habe ich die Treue der Wache dergeſtalt an mich erkaufft/ daß ſie mich in Maͤnn- licher Kleidung/ in ihre Geſellſchafft auff/ und in dieſen Ausfall mit nehmen wollen. Jſt nun eure Liebe ungefaͤrbet/ und euch mit meiner Gegen- Huld/ und deren vollkommenen Genieſſung/ et- was gedienet: ſo bedeutet mir durch ein auffge- ſtecktes Tuch/ an welchen Ort ich mich/ ſo bald ich in meine Freyheit gerathen/ wenden/ und eurer liebreichen Huͤlffe gewaͤrtig ſeyn ſoll. Die Goͤtter ſegnen unſern Anſchlag/ und ich erſterbe. Eure treue Baniſe/ Princeßin von Pegu. Dieſen Brieff wickelte ſie um einen Pfeil/ und Weil
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
gegruͤndet ſey? Denn ihr ſolt wiſſen/ tapfferer
Printz/ daß folgende Mitternacht euch der Feind
durch einen ſcharffen Ausfall beſuchen wird:
Weil ich denn meinen Tod auff beſſere Art/ als
durch ſchmaͤhliches Auffopffern/ zu ſuchen ent-
ſchloſſen bin: Als habe ich die Treue der Wache
dergeſtalt an mich erkaufft/ daß ſie mich in Maͤnn-
licher Kleidung/ in ihre Geſellſchafft auff/ und in
dieſen Ausfall mit nehmen wollen. Jſt nun eure
Liebe ungefaͤrbet/ und euch mit meiner Gegen-
Huld/ und deren vollkommenen Genieſſung/ et-
was gedienet: ſo bedeutet mir durch ein auffge-
ſtecktes Tuch/ an welchen Ort ich mich/ ſo bald
ich in meine Freyheit gerathen/ wenden/ und eurer
liebreichen Huͤlffe gewaͤrtig ſeyn ſoll. Die Goͤtter
ſegnen unſern Anſchlag/ und ich erſterbe.
Eure treue
Baniſe/ Princeßin von Pegu.
Dieſen Brieff wickelte ſie um einen Pfeil/ und
ſchoß ihn uͤber den Graben gegen das Lager/ wel-
cher Angeſichts ihrer von einigen Soldaten auff-
gehaben/ und unwiſſende/ warum? Zu ihren vor-
geſetzten Haͤuptern gebracht wurde/ durch deren
Hand es vor den Printzen gelangete/ welcher nach
Verleſung deſſen/ der leichtglaͤubigen Liebe allzu
viel Raum ertheilte/ und den Brieff unzehlich
mahl kuͤſſete. Der Befehl gieng alsbald dahin/ ein
weiſſes Tuch auff der lincken Hand des Ausfalles
zu ſtecken/ und ſich im uͤbrigen durchgehends auff
einen ſchleunigen Auffbruch gefaſt zu machen:
Weil
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