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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Astatischen Banise.
ne erleget/ vor der Faust abgesprungen/ selbst ge-
fangen bekam: welchem sie sich auch ergeben mu-
ste. Diese schöne Königin wurde bald/ Asiatischen
Gebrauch nach/ mit Ketten beleget/ und auff ei-
nen Elephanten gesetzet/ von welchem sie mit thrä-
nenden Augen/ die biß in Tod getreuen Avaner
entkleiden/ plündern/ und aller Kostbarkeiten be-
rauben sehen muste.

Hier saß nun die armselige Königin gebunden/
welche vor wenig Tngen ein grosses Reich be-
herrschte/ und noch vor etlichen Stunden hun-
dert tausend Köpffe zu ihrem Winck stehen hatte.
Ja die sich nicht sattsam an der süssen Hoffnung
veranügen kunte/ wenn sie ihren liebsten Bruder
mit einem Schwesterlichen Hertz-getreuen Kusse
umfassen würde/ die muß sich ietzt/ als Sclavin/
in die Arme ihres Feindes werffen/ und die präch-
tige Last/ will sagen/ silberne Fessel küssen. Doch/
großmüthige Higvanama! lasse nur die Gedult
des Geistes Pflaster werden/ und wisse/ daß du
in kurtzem das Verhängniß loben und rühmen
wirst.

Denn was geschicht? Die Schickung der
Götter führet indessen den Printz Nherandi/ nun-
mehro König in Siam/ mit seiner oberwehnten
Macht gewünscht heran. Jndem er aber seinen
Zug gleich auff Pegu zuzunehmen entschlossen ist/
befindet er sich wegen Auffschwellung des Flusses/
welcher die Schiffart nach Macoa befördert/ der-
massen verhindert/ daß er drey Meilen Nord-

werts/

Der Aſtatiſchen Baniſe.
ne erleget/ vor der Fauſt abgeſprungen/ ſelbſt ge-
fangen bekam: welchem ſie ſich auch ergeben mu-
ſte. Dieſe ſchoͤne Koͤnigin wurde bald/ Aſiatiſchen
Gebrauch nach/ mit Ketten beleget/ und auff ei-
nen Elephanten geſetzet/ von welchem ſie mit thraͤ-
nenden Augen/ die biß in Tod getreuen Avaner
entkleiden/ pluͤndern/ und aller Koſtbarkeiten be-
rauben ſehen muſte.

Hier ſaß nun die armſelige Koͤnigin gebunden/
welche vor wenig Tngen ein groſſes Reich be-
herrſchte/ und noch vor etlichen Stunden hun-
dert tauſend Koͤpffe zu ihrem Winck ſtehen hatte.
Ja die ſich nicht ſattſam an der ſuͤſſen Hoffnung
veranuͤgen kunte/ wenn ſie ihren liebſten Bruder
mit einem Schweſterlichen Hertz-getreuen Kuſſe
umfaſſen wuͤrde/ die muß ſich ietzt/ als Sclavin/
in die Arme ihres Feindes werffen/ und die praͤch-
tige Laſt/ will ſagen/ ſilberne Feſſel kuͤſſen. Doch/
großmuͤthige Higvanama! laſſe nur die Gedult
des Geiſtes Pflaſter werden/ und wiſſe/ daß du
in kurtzem das Verhaͤngniß loben und ruͤhmen
wirſt.

Denn was geſchicht? Die Schickung der
Goͤtter fuͤhret indeſſen den Printz Nherandi/ nun-
mehro Koͤnig in Siam/ mit ſeiner oberwehnten
Macht gewuͤnſcht heran. Jndem er aber ſeinen
Zug gleich auff Pegu zuzunehmen entſchloſſen iſt/
befindet er ſich wegen Auffſchwellung des Fluſſes/
welcher die Schiffart nach Macoa befoͤrdert/ der-
maſſen verhindert/ daß er drey Meilen Nord-

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[632/0652] Der Aſtatiſchen Baniſe. ne erleget/ vor der Fauſt abgeſprungen/ ſelbſt ge- fangen bekam: welchem ſie ſich auch ergeben mu- ſte. Dieſe ſchoͤne Koͤnigin wurde bald/ Aſiatiſchen Gebrauch nach/ mit Ketten beleget/ und auff ei- nen Elephanten geſetzet/ von welchem ſie mit thraͤ- nenden Augen/ die biß in Tod getreuen Avaner entkleiden/ pluͤndern/ und aller Koſtbarkeiten be- rauben ſehen muſte. Hier ſaß nun die armſelige Koͤnigin gebunden/ welche vor wenig Tngen ein groſſes Reich be- herrſchte/ und noch vor etlichen Stunden hun- dert tauſend Koͤpffe zu ihrem Winck ſtehen hatte. Ja die ſich nicht ſattſam an der ſuͤſſen Hoffnung veranuͤgen kunte/ wenn ſie ihren liebſten Bruder mit einem Schweſterlichen Hertz-getreuen Kuſſe umfaſſen wuͤrde/ die muß ſich ietzt/ als Sclavin/ in die Arme ihres Feindes werffen/ und die praͤch- tige Laſt/ will ſagen/ ſilberne Feſſel kuͤſſen. Doch/ großmuͤthige Higvanama! laſſe nur die Gedult des Geiſtes Pflaſter werden/ und wiſſe/ daß du in kurtzem das Verhaͤngniß loben und ruͤhmen wirſt. Denn was geſchicht? Die Schickung der Goͤtter fuͤhret indeſſen den Printz Nherandi/ nun- mehro Koͤnig in Siam/ mit ſeiner oberwehnten Macht gewuͤnſcht heran. Jndem er aber ſeinen Zug gleich auff Pegu zuzunehmen entſchloſſen iſt/ befindet er ſich wegen Auffſchwellung des Fluſſes/ welcher die Schiffart nach Macoa befoͤrdert/ der- maſſen verhindert/ daß er drey Meilen Nord- werts/

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/652>, abgerufen am 22.11.2024.