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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Astatischen Banise.
wesende Herren des Reichs/ unter dem Klange
vieler Seiten-Spiele/ der Käyser schätzte es sich
vor eine Ehre/ daß er zu Fusse neben ihm herge-
hen durffte.

Als er nun an den Tempel gelanget war/
durfte er vor grosser Heiligkeit die Erde nicht mit
den Füssen berühren/ sondern Chaumigrem trug
ihn selbst auff seinem Rücken biß in den Tempel/
allda ein herrliches Gezelt von gelben Atlas aufge-
richtet war. Nachdem er sich nun daselbst auff
einem kleinen güldenen Bette nieder gelassen/ stel-
lete er sich/ als ob er todt wäre: Da denn alle Gre-
pos/ nachdem ein Glöcklein zum dritten mal ge-
klungen/ vor sich zur Erden niederfielen/ und also
bey einer halben Stunde liegen blieben: Die
Umstehenden aber hielten zum Zeugniß ihrer
Traurigkeit die Hände vor die Augen/ und spra-
chen überlaut: HErr/ ruffe diesen deinen Die-
ner wiederum zu einem neuen Leben/ damit wir
einen haben/ der für uns bitte. Darauff nah-
men sie ihn/ wickelten ihn in ein Stück gelben At-
laß und brachten ihn mit einem traurigen Gesan-
ge zu Grabe/ da sie denn ihn/ nachdem sie drey-
mal um den Tempel gegangen/ in das hiezu ge-
machte/ mit schwartzen Flor bedeckte/ und mit
Todten-Köpffen umbgebene Grab hinunter lies-
sen. Alsdenn sprachen sie etliche Gebete/ und
zogen eine grosse Glocke an/ welcher alle Glocken
in der Stadt antworteten/ daß von solchem Ge-
thöne die Gassen erbebeten. Nachdem dieses

Ge-

Der Aſtatiſchen Baniſe.
weſende Herren des Reichs/ unter dem Klange
vieler Seiten-Spiele/ der Kaͤyſer ſchaͤtzte es ſich
vor eine Ehre/ daß er zu Fuſſe neben ihm herge-
hen durffte.

Als er nun an den Tempel gelanget war/
durfte er vor groſſer Heiligkeit die Erde nicht mit
den Fuͤſſen beruͤhren/ ſondern Chaumigrem trug
ihn ſelbſt auff ſeinem Ruͤcken biß in den Tempel/
allda ein herrliches Gezelt von gelben Atlas aufge-
richtet war. Nachdem er ſich nun daſelbſt auff
einem kleinen guͤldenen Bette nieder gelaſſen/ ſtel-
lete er ſich/ als ob er todt waͤre: Da denn alle Gre-
pos/ nachdem ein Gloͤcklein zum dritten mal ge-
klungen/ vor ſich zur Erden niederfielen/ und alſo
bey einer halben Stunde liegen blieben: Die
Umſtehenden aber hielten zum Zeugniß ihrer
Traurigkeit die Haͤnde vor die Augen/ und ſpra-
chen uͤberlaut: HErr/ ruffe dieſen deinen Die-
ner wiederum zu einem neuen Leben/ damit wir
einen haben/ der fuͤr uns bitte. Darauff nah-
men ſie ihn/ wickelten ihn in ein Stuͤck gelben At-
laß und brachten ihn mit einem traurigen Geſan-
ge zu Grabe/ da ſie denn ihn/ nachdem ſie drey-
mal um den Tempel gegangen/ in das hiezu ge-
machte/ mit ſchwartzen Flor bedeckte/ und mit
Todten-Koͤpffen umbgebene Grab hinunter lieſ-
ſen. Alsdenn ſprachen ſie etliche Gebete/ und
zogen eine groſſe Glocke an/ welcher alle Glocken
in der Stadt antworteten/ daß von ſolchem Ge-
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[620/0640] Der Aſtatiſchen Baniſe. weſende Herren des Reichs/ unter dem Klange vieler Seiten-Spiele/ der Kaͤyſer ſchaͤtzte es ſich vor eine Ehre/ daß er zu Fuſſe neben ihm herge- hen durffte. Als er nun an den Tempel gelanget war/ durfte er vor groſſer Heiligkeit die Erde nicht mit den Fuͤſſen beruͤhren/ ſondern Chaumigrem trug ihn ſelbſt auff ſeinem Ruͤcken biß in den Tempel/ allda ein herrliches Gezelt von gelben Atlas aufge- richtet war. Nachdem er ſich nun daſelbſt auff einem kleinen guͤldenen Bette nieder gelaſſen/ ſtel- lete er ſich/ als ob er todt waͤre: Da denn alle Gre- pos/ nachdem ein Gloͤcklein zum dritten mal ge- klungen/ vor ſich zur Erden niederfielen/ und alſo bey einer halben Stunde liegen blieben: Die Umſtehenden aber hielten zum Zeugniß ihrer Traurigkeit die Haͤnde vor die Augen/ und ſpra- chen uͤberlaut: HErr/ ruffe dieſen deinen Die- ner wiederum zu einem neuen Leben/ damit wir einen haben/ der fuͤr uns bitte. Darauff nah- men ſie ihn/ wickelten ihn in ein Stuͤck gelben At- laß und brachten ihn mit einem traurigen Geſan- ge zu Grabe/ da ſie denn ihn/ nachdem ſie drey- mal um den Tempel gegangen/ in das hiezu ge- machte/ mit ſchwartzen Flor bedeckte/ und mit Todten-Koͤpffen umbgebene Grab hinunter lieſ- ſen. Alsdenn ſprachen ſie etliche Gebete/ und zogen eine groſſe Glocke an/ welcher alle Glocken in der Stadt antworteten/ daß von ſolchem Ge- thoͤne die Gaſſen erbebeten. Nachdem dieſes Ge-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/640>, abgerufen am 22.11.2024.