Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. hernach leichtfertiger Weise verlassen hat. Beydiesen Worten wurde ihm angedeutet/ sein Pferd sey in den Schloß-Hoff gelauffen kommen/ wäre bereits wohl eingestallet/ und brächte man hier das Felleisen/ welches ziemlich benetzt/ nur noch an einen Riemen gehangen hätte. Dieser Bericht stellte den Scandor in höchste Vergnügung/ daß er auch sein Pferd nicht sattsam loben konte/ und vorgab: diß Pferd sey unschätzbar/ denn wenn es seinen Herrn verlöhre; so fragte es so lange nach/ biß es ihn wieder gefunden hätte. Hierauff er- öffnete er das Felleisen/ langete einige Brieffe her- vor/ und überreichte sie dem Printzen mit folgen- den Worten: Aller gnädigster Herr! hier neh- men sie/ von der Hand ihres geringsten Die- ners/ zwey Königreiche an. Was schwärmest du? antwortete Balacin. Jch halte das Sprich- wort wird wahr an dir: Alle Freyer/ Narren und Trunckene sind reich. Nein/ wiederredete Scandor/ der Jnnhalt dieser Brieffe wird mich solchen Verdachts entledigen. Welchen zu ver- nehmen/ der Printz gantz begierig das Paqvet er- brach/ in dem ersten Brieffe die Unterschrfft seiner geliebten Fräulein Schwester/ Higvanama er- sahe/ und mit sonderbahrer Regung folgenden Jnnhalt daraus leß: Durchlauchtigster Printz! JCh weiß nicht/ ob ich in meinem Gemüthe sem
Der Aſiatiſchen Baniſe. hernach leichtfertiger Weiſe verlaſſen hat. Beydieſen Worten wurde ihm angedeutet/ ſein Pferd ſey in den Schloß-Hoff gelauffen kommen/ waͤre bereits wohl eingeſtallet/ und braͤchte man hier das Felleiſen/ welches ziemlich benetzt/ nur noch an einen Riemen gehangen haͤtte. Dieſer Bericht ſtellte den Scandor in hoͤchſte Vergnuͤgung/ daß er auch ſein Pferd nicht ſattſam loben konte/ und vorgab: diß Pferd ſey unſchaͤtzbar/ denn wenn es ſeinen Herrn verloͤhre; ſo fragte es ſo lange nach/ biß es ihn wieder gefunden haͤtte. Hierauff er- oͤffnete er das Felleiſen/ langete einige Brieffe her- vor/ und uͤberreichte ſie dem Printzen mit folgen- den Worten: Aller gnaͤdigſter Herr! hier neh- men ſie/ von der Hand ihres geringſten Die- ners/ zwey Koͤnigreiche an. Was ſchwaͤrmeſt du? antwortete Balacin. Jch halte das Sprich- wort wird wahr an dir: Alle Freyer/ Narren und Trunckene ſind reich. Nein/ wiederredete Scandor/ der Jnnhalt dieſer Brieffe wird mich ſolchen Verdachts entledigen. Welchen zu ver- nehmen/ der Printz gantz begierig das Paqvet er- brach/ in dem erſten Brieffe die Unterſchrfft ſeiner geliebten Fraͤulein Schweſter/ Higvanama er- ſahe/ und mit ſonderbahrer Regung folgenden Jnnhalt daraus leß: Durchlauchtigſter Printz! JCh weiß nicht/ ob ich in meinem Gemuͤthe ſem
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
hernach leichtfertiger Weiſe verlaſſen hat. Bey
dieſen Worten wurde ihm angedeutet/ ſein Pferd
ſey in den Schloß-Hoff gelauffen kommen/ waͤre
bereits wohl eingeſtallet/ und braͤchte man hier
das Felleiſen/ welches ziemlich benetzt/ nur noch an
einen Riemen gehangen haͤtte. Dieſer Bericht
ſtellte den Scandor in hoͤchſte Vergnuͤgung/ daß
er auch ſein Pferd nicht ſattſam loben konte/ und
vorgab: diß Pferd ſey unſchaͤtzbar/ denn wenn es
ſeinen Herrn verloͤhre; ſo fragte es ſo lange nach/
biß es ihn wieder gefunden haͤtte. Hierauff er-
oͤffnete er das Felleiſen/ langete einige Brieffe her-
vor/ und uͤberreichte ſie dem Printzen mit folgen-
den Worten: Aller gnaͤdigſter Herr! hier neh-
men ſie/ von der Hand ihres geringſten Die-
ners/ zwey Koͤnigreiche an. Was ſchwaͤrmeſt
du? antwortete Balacin. Jch halte das Sprich-
wort wird wahr an dir: Alle Freyer/ Narren
und Trunckene ſind reich. Nein/ wiederredete
Scandor/ der Jnnhalt dieſer Brieffe wird mich
ſolchen Verdachts entledigen. Welchen zu ver-
nehmen/ der Printz gantz begierig das Paqvet er-
brach/ in dem erſten Brieffe die Unterſchrfft ſeiner
geliebten Fraͤulein Schweſter/ Higvanama er-
ſahe/ und mit ſonderbahrer Regung folgenden
Jnnhalt daraus leß:
Durchlauchtigſter Printz!
JCh weiß nicht/ ob ich in meinem Gemuͤthe
einer uͤbermaͤßigen Freude/ oder Traurigkeit/
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