Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
worden. Dessen ungeachtet/ erlaubete er nur der
Armee 3. Tage auszuruhen/ als denn sie sich zum
Rückzuge nach Pegu solten gefast machen.

Soudras aber wurde also bald voran nach
Brama geschicket/ eine neue Armee zuzurichten/
und solche nach Pegu zu führen. Printz Nherandi
aber nebst der Princeßin/ wurden noch als Gefan-
gene/ unter der Hand des Abaxars verwahret:
welcher sie denn dermassen wohl zu verhalten wu-
ste/ daß sie keinen grössern Freund hätten finden
können. Und diß war der krancke Printz auch
höchst benöthiget/ weil sich seine Wunde sehr ge-
fährlich anließ/ durch fleißige Vorsorge aber des
Abaxars/ und getreue Wartung der Princeßin/
bald zur Besserung gebracht ward. Doch schmer-
tze ihn diese Seelen-Wunde noch hefftiger/ da er
den vierdten Tag sein König-Reich mit dem Rü-
chen/ als ein gefangener Sclav ansehen/ und sein
Vaterland verlassen muste. Die Hoffnung aber/
welche ihm schleunige Erlösung versprach/ tröstete
ihn so weit/ daß er nicht eher/ biß ausser Siam/ auf
die Gelegenheit seiner Flucht bedacht war. Jn-
zwischen wuste Abaxar seine in geheim verlobte
Fylane dermassen zu bedienen/ und wohl in acht
zu nehmen/ daß sie sich auch in ihrem Gefängniß
glückselig schätzte/ und mitten in ihrem Unglücke
vergnügter/ denn zuvor im Väterlichen Schloß
und Schoosse war.



Der

Der Aſiatiſchen Baniſe.
worden. Deſſen ungeachtet/ erlaubete er nur der
Armee 3. Tage auszuruhen/ als denn ſie ſich zum
Ruͤckzuge nach Pegu ſolten gefaſt machen.

Soudras aber wurde alſo bald voran nach
Brama geſchicket/ eine neue Armee zuzurichten/
und ſolche nach Pegu zu fuͤhren. Printz Nherandi
aber nebſt der Princeßin/ wurden noch als Gefan-
gene/ unter der Hand des Abaxars verwahret:
welcher ſie denn dermaſſen wohl zu verhalten wu-
ſte/ daß ſie keinen groͤſſern Freund haͤtten finden
koͤnnen. Und diß war der krancke Printz auch
hoͤchſt benoͤthiget/ weil ſich ſeine Wunde ſehr ge-
faͤhrlich anließ/ durch fleißige Vorſorge aber des
Abaxars/ und getreue Wartung der Princeßin/
bald zur Beſſerung gebracht ward. Doch ſchmer-
tze ihn dieſe Seelen-Wunde noch hefftiger/ da er
den vierdten Tag ſein Koͤnig-Reich mit dem Ruͤ-
chen/ als ein gefangener Sclav anſehen/ und ſein
Vaterland verlaſſen muſte. Die Hoffnung aber/
welche ihm ſchleunige Erloͤſung verſprach/ troͤſtete
ihn ſo weit/ daß er nicht eher/ biß auſſer Siam/ auf
die Gelegenheit ſeiner Flucht bedacht war. Jn-
zwiſchen wuſte Abaxar ſeine in geheim verlobte
Fylane dermaſſen zu bedienen/ und wohl in acht
zu nehmen/ daß ſie ſich auch in ihrem Gefaͤngniß
gluͤckſelig ſchaͤtzte/ und mitten in ihrem Ungluͤcke
vergnuͤgter/ denn zuvor im Vaͤterlichen Schloß
und Schooſſe war.



Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0594" n="574"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
worden. De&#x017F;&#x017F;en ungeachtet/ erlaubete er nur der<lb/>
Armee 3. Tage auszuruhen/ als denn &#x017F;ie &#x017F;ich zum<lb/>
Ru&#x0364;ckzuge nach Pegu &#x017F;olten gefa&#x017F;t machen.</p><lb/>
          <p>Soudras aber wurde al&#x017F;o bald voran nach<lb/>
Brama ge&#x017F;chicket/ eine neue Armee zuzurichten/<lb/>
und &#x017F;olche nach Pegu zu fu&#x0364;hren. Printz Nherandi<lb/>
aber neb&#x017F;t der Princeßin/ wurden noch als Gefan-<lb/>
gene/ unter der Hand des Abaxars verwahret:<lb/>
welcher &#x017F;ie denn derma&#x017F;&#x017F;en wohl zu verhalten wu-<lb/>
&#x017F;te/ daß &#x017F;ie keinen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Freund ha&#x0364;tten finden<lb/>
ko&#x0364;nnen. Und diß war der krancke Printz auch<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t beno&#x0364;thiget/ weil &#x017F;ich &#x017F;eine Wunde &#x017F;ehr ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich anließ/ durch fleißige Vor&#x017F;orge aber des<lb/>
Abaxars/ und getreue Wartung der Princeßin/<lb/>
bald zur Be&#x017F;&#x017F;erung gebracht ward. Doch &#x017F;chmer-<lb/>
tze ihn die&#x017F;e Seelen-Wunde noch hefftiger/ da er<lb/>
den vierdten Tag &#x017F;ein Ko&#x0364;nig-Reich mit dem Ru&#x0364;-<lb/>
chen/ als ein gefangener Sclav an&#x017F;ehen/ und &#x017F;ein<lb/>
Vaterland verla&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te. Die Hoffnung aber/<lb/>
welche ihm &#x017F;chleunige Erlo&#x0364;&#x017F;ung ver&#x017F;prach/ tro&#x0364;&#x017F;tete<lb/>
ihn &#x017F;o weit/ daß er nicht eher/ biß au&#x017F;&#x017F;er Siam/ auf<lb/>
die Gelegenheit &#x017F;einer Flucht bedacht war. Jn-<lb/>
zwi&#x017F;chen wu&#x017F;te Abaxar &#x017F;eine in geheim verlobte<lb/>
Fylane derma&#x017F;&#x017F;en zu bedienen/ und wohl in acht<lb/>
zu nehmen/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich auch in ihrem Gefa&#x0364;ngniß<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;elig &#x017F;cha&#x0364;tzte/ und mitten in ihrem Unglu&#x0364;cke<lb/>
vergnu&#x0364;gter/ denn zuvor im Va&#x0364;terlichen Schloß<lb/>
und Schoo&#x017F;&#x017F;e war.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[574/0594] Der Aſiatiſchen Baniſe. worden. Deſſen ungeachtet/ erlaubete er nur der Armee 3. Tage auszuruhen/ als denn ſie ſich zum Ruͤckzuge nach Pegu ſolten gefaſt machen. Soudras aber wurde alſo bald voran nach Brama geſchicket/ eine neue Armee zuzurichten/ und ſolche nach Pegu zu fuͤhren. Printz Nherandi aber nebſt der Princeßin/ wurden noch als Gefan- gene/ unter der Hand des Abaxars verwahret: welcher ſie denn dermaſſen wohl zu verhalten wu- ſte/ daß ſie keinen groͤſſern Freund haͤtten finden koͤnnen. Und diß war der krancke Printz auch hoͤchſt benoͤthiget/ weil ſich ſeine Wunde ſehr ge- faͤhrlich anließ/ durch fleißige Vorſorge aber des Abaxars/ und getreue Wartung der Princeßin/ bald zur Beſſerung gebracht ward. Doch ſchmer- tze ihn dieſe Seelen-Wunde noch hefftiger/ da er den vierdten Tag ſein Koͤnig-Reich mit dem Ruͤ- chen/ als ein gefangener Sclav anſehen/ und ſein Vaterland verlaſſen muſte. Die Hoffnung aber/ welche ihm ſchleunige Erloͤſung verſprach/ troͤſtete ihn ſo weit/ daß er nicht eher/ biß auſſer Siam/ auf die Gelegenheit ſeiner Flucht bedacht war. Jn- zwiſchen wuſte Abaxar ſeine in geheim verlobte Fylane dermaſſen zu bedienen/ und wohl in acht zu nehmen/ daß ſie ſich auch in ihrem Gefaͤngniß gluͤckſelig ſchaͤtzte/ und mitten in ihrem Ungluͤcke vergnuͤgter/ denn zuvor im Vaͤterlichen Schloß und Schooſſe war. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/594
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/594>, abgerufen am 22.07.2024.