Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. güldenen Ketten/ und Diamantnen Kleinodienrecht Königlich zusammen gefüget: also daß man aus dem Leichen Schmuck die Liebe der Eltern sattsam spüren konte. Hierauf kamen die vornehm- sten Mandaryns nebst ihren Frauen in gantz weis- ser Kleidung/ nur von feiner Leinwand/ welche weder durch Gold/ oder andern Zierrath beleget war. Diese bestreueten nun die Verstorbene mit den traurigsten Geberden/ als welches die letzte Ehre/ mit eigener Hand voll Blumen/ und an- dern köstlichen Räuchwerck. Nach diesem wur- de die Leiche von dem Altar genommen/ und auff einen erhabenen Thron oder vielmehr Triumph- Wagen mit Gold überzogen/ gebracht/ und da- selbst allen Grossen des Reichs gewiesen. Auff welches Erblicken alle vornehme Frauen auff das jämmerlichste zu heulen und schreyen begunten/ und dadurch ihre empfindlichste Traurigkeit mög- lichst zu erkennen gaben. Nach diesem Weh- klagen wurde der Thron von einigen Staats- Männern gantz langsam nach dem Orte/ wo die Leiche dem Feuer solte geopffert werden/ hingezo- gen: welchen obgemeidtete Mandarynen und Frauen in guter Ordnung betrübt folgeten. Zu- förderst ritte Printz Nherandi auff einem schönen jungen Elephanten in gantz weiß gekleidet/ sein Angesichte entdeckte eine tieffe Traurigkeit/ die brennenden Augen aber verriethen bald die feu- rige Begierde/ sich wieder auff die Mauern und dem Feinde behertzt entgegen zu stellen. Nebenst ihr L l 5
Anderes Buch. guͤldenen Ketten/ und Diamantnen Kleinodienrecht Koͤniglich zuſammen gefuͤget: alſo daß man aus dem Leichen Schmuck die Liebe der Eltern ſattſam ſpuͤren konte. Hierauf kamẽ die vornehm- ſten Mandaryns nebſt ihren Frauen in gantz weiſ- ſer Kleidung/ nur von feiner Leinwand/ welche weder durch Gold/ oder andern Zierrath beleget war. Dieſe beſtreueten nun die Verſtorbene mit den traurigſten Geberden/ als welches die letzte Ehre/ mit eigener Hand voll Blumen/ und an- dern koͤſtlichen Raͤuchwerck. Nach dieſem wur- de die Leiche von dem Altar genommen/ und auff einen erhabenen Thron oder vielmehr Triumph- Wagen mit Gold uͤberzogen/ gebracht/ und da- ſelbſt allen Groſſen des Reichs gewieſen. Auff welches Erblicken alle vornehme Frauen auff das jaͤmmerlichſte zu heulen und ſchreyen begunten/ und dadurch ihre empfindlichſte Traurigkeit moͤg- lichſt zu erkennen gaben. Nach dieſem Weh- klagen wurde der Thron von einigen Staats- Maͤnnern gantz langſam nach dem Orte/ wo die Leiche dem Feuer ſolte geopffert werden/ hingezo- gen: welchen obgemeidtete Mandarynen und Frauen in guter Ordnung betruͤbt folgeten. Zu- foͤrderſt ritte Printz Nherandi auff einem ſchoͤnen jungen Elephanten in gantz weiß gekleidet/ ſein Angeſichte entdeckte eine tieffe Traurigkeit/ die brennenden Augen aber verriethen bald die feu- rige Begierde/ ſich wieder auff die Mauern und dem Feinde behertzt entgegen zu ſtellen. Nebenſt ihr L l 5
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Anderes Buch.
guͤldenen Ketten/ und Diamantnen Kleinodien
recht Koͤniglich zuſammen gefuͤget: alſo daß man
aus dem Leichen Schmuck die Liebe der Eltern
ſattſam ſpuͤren konte. Hierauf kamẽ die vornehm-
ſten Mandaryns nebſt ihren Frauen in gantz weiſ-
ſer Kleidung/ nur von feiner Leinwand/ welche
weder durch Gold/ oder andern Zierrath beleget
war. Dieſe beſtreueten nun die Verſtorbene mit
den traurigſten Geberden/ als welches die letzte
Ehre/ mit eigener Hand voll Blumen/ und an-
dern koͤſtlichen Raͤuchwerck. Nach dieſem wur-
de die Leiche von dem Altar genommen/ und auff
einen erhabenen Thron oder vielmehr Triumph-
Wagen mit Gold uͤberzogen/ gebracht/ und da-
ſelbſt allen Groſſen des Reichs gewieſen. Auff
welches Erblicken alle vornehme Frauen auff das
jaͤmmerlichſte zu heulen und ſchreyen begunten/
und dadurch ihre empfindlichſte Traurigkeit moͤg-
lichſt zu erkennen gaben. Nach dieſem Weh-
klagen wurde der Thron von einigen Staats-
Maͤnnern gantz langſam nach dem Orte/ wo die
Leiche dem Feuer ſolte geopffert werden/ hingezo-
gen: welchen obgemeidtete Mandarynen und
Frauen in guter Ordnung betruͤbt folgeten. Zu-
foͤrderſt ritte Printz Nherandi auff einem ſchoͤnen
jungen Elephanten in gantz weiß gekleidet/ ſein
Angeſichte entdeckte eine tieffe Traurigkeit/ die
brennenden Augen aber verriethen bald die feu-
rige Begierde/ ſich wieder auff die Mauern und
dem Feinde behertzt entgegen zu ſtellen. Nebenſt
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/557>, abgerufen am 16.02.2025. |