Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
sie doch die Qvellen meines Unglücks sind. Jch
schwere/ wiederredete Lorangy/ daß ich euch allen
Menschen/ ja dem Verhängniß selbst zu Trutze/
meiner Liebe würdigen wil. Wer in die Sonne
siehet/ antwortete Balacin/ der blendet seine Au-
gen: Und wer den Schluß des Himmels hem-
men wil/ der stürtzet sich ins Verderben. Einfäl-
tiger Mensch! vertrat Hassana der Lorangy
Stelle/ der gewiß sehr jung aus der Liebes-Schu-
le entlauffen ist. Freylich ist es ein grosses Un-
glück/ wer die Sonne seines Glückes nicht erken-
nen kan. Jnzwischen lasset euch bedeuten/ und
wisset/ daß gegenwärtige meine Pflege-Tochter/
welche bereits vornehme Bemühungen um ihre
Huld unkräfftig gemacht hat/ dennoch anietzo
freywillig entschlossen ist/ den Ancker eurer Gewo-
genheit in das Meer ihrer Gegen-Liebe versen-
cken zu lassen. Jch sichere euch/ daß alsdenn euer
Wolfahrts-Schiff durch lauter Glücks- und Lie-
bes-Winde soll fortgetrieben werden. Der sich
einfältig stellende Balacin versetzte hierauff:
Nachdem ich zweymal unglücklich zur See ge-
wesen bin/ so stellet mir ietzo iedweder Gedancke
einen Schiffbruch vor. Alberes Geschöpffe/ fuhr
die ungedultige Lorangy herauß/ wie hat sich doch
Schönheit mit Einfalt so unrecht vermählen kön-
nen? Jch liebe euch/ und begehre/ wiederum
von euch geliebet zu werden. Diß erfordern die
Götter/ fuhr Balacin in seiner verstellten Einfalt
fort/ daß ich sie beyderseits/ als meine Wolthä e-

rin-
C 2

Erſtes Buch.
ſie doch die Qvellen meines Ungluͤcks ſind. Jch
ſchwere/ wiederredete Lorangy/ daß ich euch allen
Menſchen/ ja dem Verhaͤngniß ſelbſt zu Trutze/
meiner Liebe wuͤrdigen wil. Wer in die Sonne
ſiehet/ antwortete Balacin/ der blendet ſeine Au-
gen: Und wer den Schluß des Himmels hem-
men wil/ der ſtuͤrtzet ſich ins Verderben. Einfaͤl-
tiger Menſch! vertrat Haſſana der Lorangy
Stelle/ der gewiß ſehr jung aus der Liebes-Schu-
le entlauffen iſt. Freylich iſt es ein groſſes Un-
gluͤck/ wer die Sonne ſeines Gluͤckes nicht erken-
nen kan. Jnzwiſchen laſſet euch bedeuten/ und
wiſſet/ daß gegenwaͤrtige meine Pflege-Tochter/
welche bereits vornehme Bemuͤhungen um ihre
Huld unkraͤfftig gemacht hat/ dennoch anietzo
freywillig entſchloſſen iſt/ den Ancker eurer Gewo-
genheit in das Meer ihrer Gegen-Liebe verſen-
cken zu laſſen. Jch ſichere euch/ daß alsdenn euer
Wolfahrts-Schiff durch lauter Gluͤcks- und Lie-
bes-Winde ſoll fortgetrieben werden. Der ſich
einfaͤltig ſtellende Balacin verſetzte hierauff:
Nachdem ich zweymal ungluͤcklich zur See ge-
weſen bin/ ſo ſtellet mir ietzo iedweder Gedancke
einen Schiffbruch vor. Alberes Geſchoͤpffe/ fuhr
die ungedultige Lorangy herauß/ wie hat ſich doch
Schoͤnheit mit Einfalt ſo unrecht vermaͤhlen koͤn-
nen? Jch liebe euch/ und begehre/ wiederum
von euch geliebet zu werden. Diß erfordern die
Goͤtter/ fuhr Balacin in ſeiner verſtellten Einfalt
fort/ daß ich ſie beyderſeits/ als meine Wolthaͤ e-

rin-
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie doch die Qvellen meines Unglu&#x0364;cks &#x017F;ind. Jch<lb/>
&#x017F;chwere/ wiederredete Lorangy/ daß ich euch allen<lb/>
Men&#x017F;chen/ ja dem Verha&#x0364;ngniß &#x017F;elb&#x017F;t zu Trutze/<lb/>
meiner Liebe wu&#x0364;rdigen wil. Wer in die Sonne<lb/>
&#x017F;iehet/ antwortete Balacin/ der blendet &#x017F;eine Au-<lb/>
gen: Und wer den Schluß des Himmels hem-<lb/>
men wil/ der &#x017F;tu&#x0364;rtzet &#x017F;ich ins Verderben. Einfa&#x0364;l-<lb/>
tiger Men&#x017F;ch! vertrat Ha&#x017F;&#x017F;ana der Lorangy<lb/>
Stelle/ der gewiß &#x017F;ehr jung aus der Liebes-Schu-<lb/>
le entlauffen i&#x017F;t. Freylich i&#x017F;t es ein gro&#x017F;&#x017F;es Un-<lb/>
glu&#x0364;ck/ wer die Sonne &#x017F;eines Glu&#x0364;ckes nicht erken-<lb/>
nen kan. Jnzwi&#x017F;chen la&#x017F;&#x017F;et euch bedeuten/ und<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;et/ daß gegenwa&#x0364;rtige meine Pflege-Tochter/<lb/>
welche bereits vornehme Bemu&#x0364;hungen um ihre<lb/>
Huld unkra&#x0364;fftig gemacht hat/ dennoch anietzo<lb/>
freywillig ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ den Ancker eurer Gewo-<lb/>
genheit in das Meer ihrer Gegen-Liebe ver&#x017F;en-<lb/>
cken zu la&#x017F;&#x017F;en. Jch &#x017F;ichere euch/ daß alsdenn euer<lb/>
Wolfahrts-Schiff durch lauter Glu&#x0364;cks- und Lie-<lb/>
bes-Winde &#x017F;oll fortgetrieben werden. Der &#x017F;ich<lb/>
einfa&#x0364;ltig &#x017F;tellende Balacin ver&#x017F;etzte hierauff:<lb/>
Nachdem ich zweymal unglu&#x0364;cklich zur See ge-<lb/>
we&#x017F;en bin/ &#x017F;o &#x017F;tellet mir ietzo iedweder Gedancke<lb/>
einen Schiffbruch vor. Alberes Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe/ fuhr<lb/>
die ungedultige Lorangy herauß/ wie hat &#x017F;ich doch<lb/>
Scho&#x0364;nheit mit Einfalt &#x017F;o unrecht verma&#x0364;hlen ko&#x0364;n-<lb/>
nen? Jch liebe euch/ und begehre/ wiederum<lb/>
von euch geliebet zu werden. Diß erfordern die<lb/>
Go&#x0364;tter/ fuhr Balacin in &#x017F;einer ver&#x017F;tellten Einfalt<lb/>
fort/ daß ich &#x017F;ie beyder&#x017F;eits/ als meine Woltha&#x0364; e-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">rin-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0055] Erſtes Buch. ſie doch die Qvellen meines Ungluͤcks ſind. Jch ſchwere/ wiederredete Lorangy/ daß ich euch allen Menſchen/ ja dem Verhaͤngniß ſelbſt zu Trutze/ meiner Liebe wuͤrdigen wil. Wer in die Sonne ſiehet/ antwortete Balacin/ der blendet ſeine Au- gen: Und wer den Schluß des Himmels hem- men wil/ der ſtuͤrtzet ſich ins Verderben. Einfaͤl- tiger Menſch! vertrat Haſſana der Lorangy Stelle/ der gewiß ſehr jung aus der Liebes-Schu- le entlauffen iſt. Freylich iſt es ein groſſes Un- gluͤck/ wer die Sonne ſeines Gluͤckes nicht erken- nen kan. Jnzwiſchen laſſet euch bedeuten/ und wiſſet/ daß gegenwaͤrtige meine Pflege-Tochter/ welche bereits vornehme Bemuͤhungen um ihre Huld unkraͤfftig gemacht hat/ dennoch anietzo freywillig entſchloſſen iſt/ den Ancker eurer Gewo- genheit in das Meer ihrer Gegen-Liebe verſen- cken zu laſſen. Jch ſichere euch/ daß alsdenn euer Wolfahrts-Schiff durch lauter Gluͤcks- und Lie- bes-Winde ſoll fortgetrieben werden. Der ſich einfaͤltig ſtellende Balacin verſetzte hierauff: Nachdem ich zweymal ungluͤcklich zur See ge- weſen bin/ ſo ſtellet mir ietzo iedweder Gedancke einen Schiffbruch vor. Alberes Geſchoͤpffe/ fuhr die ungedultige Lorangy herauß/ wie hat ſich doch Schoͤnheit mit Einfalt ſo unrecht vermaͤhlen koͤn- nen? Jch liebe euch/ und begehre/ wiederum von euch geliebet zu werden. Diß erfordern die Goͤtter/ fuhr Balacin in ſeiner verſtellten Einfalt fort/ daß ich ſie beyderſeits/ als meine Wolthaͤ e- rin- C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/55
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/55>, abgerufen am 21.11.2024.