Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
Frauenzimmer hervor/ und ergriff ein paar Ohr-
gehencke/ sagende: Weil man hier ohne Geld
handeln darff/ so werden mir diese Ohrgehencke
trefflich anständig seyn. Scandor aber nahm sie
ihr mit diesen Worten wieder: Bey dem Han-
del verlange ich freylich kein Geld: Allein ich be-
fürchte/ mein Fräulein möchte bey der Bezah-
lung/ da ich alsdenn erst Geld haben muß/ einen
leeren Beutel haben. Wodurch sie sich nicht we-
nig beleidiget fand/ und sich wieder unter die an-
dern verbarg. Endlich wolte auch die gelbe Eswa-
ra an dem Scandor zum Ritter werden/ und die
öfftere Beschämung auff einmahl rächen: Dan-
nenhero nahm sie einen Persianischen Teppicht
zur Hand/ besahe ihn/ und sprach: Die Numer
ist von Ardebil/ und das Gemächte von Pegu.
Scandor aber verursachte ein jählinges Still-
schweigen bey ihr/ als er ihr antwortete: Sie hat
recht/ meine Frau/ der Teppicht ist von Pegu/
aber nicht aus ihrem Zimmer/ sonst hätten ihn die
Hunde zerrissen. Wie wunderlich sich die drey
Farben schwartz/ roth und gelbe vermischten/ sol-
ches kunte man in der Eswara Gesichte bemercken/
als welche den Teppicht gantz sachte niederlegte/
und sich nicht mehr sehen ließ. Hierdurch nun hat-
te sich Scandor fast alle verschlagen/ daß sie ihn
gantz allein stehen liessen. Doch er lockete sie
ziemlich wieder herbey/ als er sich rühmete/ eine
sonderbahre Europäische Schmincke zu haben/
womit alle verfallene Schönheit wieder zu brin-

gen/
E e

Anderes Buch.
Frauenzimmer hervor/ und ergriff ein paar Ohr-
gehencke/ ſagende: Weil man hier ohne Geld
handeln darff/ ſo werden mir dieſe Ohrgehencke
trefflich anſtaͤndig ſeyn. Scandor aber nahm ſie
ihr mit dieſen Worten wieder: Bey dem Han-
del verlange ich freylich kein Geld: Allein ich be-
fuͤrchte/ mein Fraͤulein moͤchte bey der Bezah-
lung/ da ich alsdenn erſt Geld haben muß/ einen
leeren Beutel haben. Wodurch ſie ſich nicht we-
nig beleidiget fand/ und ſich wieder unter die an-
dern verbarg. Endlich wolte auch die gelbe Eſwa-
ra an dem Scandor zum Ritter werden/ und die
oͤfftere Beſchaͤmung auff einmahl raͤchen: Dan-
nenhero nahm ſie einen Perſianiſchen Teppicht
zur Hand/ beſahe ihn/ und ſprach: Die Numer
iſt von Ardebil/ und das Gemaͤchte von Pegu.
Scandor aber verurſachte ein jaͤhlinges Still-
ſchweigen bey ihr/ als er ihr antwortete: Sie hat
recht/ meine Frau/ der Teppicht iſt von Pegu/
aber nicht aus ihrem Zimmer/ ſonſt haͤtten ihn die
Hunde zerriſſen. Wie wunderlich ſich die drey
Farben ſchwartz/ roth und gelbe vermiſchten/ ſol-
ches kunte man in der Eſwara Geſichte bemercken/
als welche den Teppicht gantz ſachte niederlegte/
und ſich nicht mehr ſehen ließ. Hierdurch nun hat-
te ſich Scandor faſt alle verſchlagen/ daß ſie ihn
gantz allein ſtehen lieſſen. Doch er lockete ſie
ziemlich wieder herbey/ als er ſich ruͤhmete/ eine
ſonderbahre Europaͤiſche Schmincke zu haben/
womit alle verfallene Schoͤnheit wieder zu brin-

gen/
E e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0453" n="433"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
Frauenzimmer hervor/ und ergriff ein paar Ohr-<lb/>
gehencke/ &#x017F;agende: Weil man hier ohne Geld<lb/>
handeln darff/ &#x017F;o werden mir die&#x017F;e Ohrgehencke<lb/>
trefflich an&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn. Scandor aber nahm &#x017F;ie<lb/>
ihr mit die&#x017F;en Worten wieder: Bey dem Han-<lb/>
del verlange ich freylich kein Geld: Allein ich be-<lb/>
fu&#x0364;rchte/ mein Fra&#x0364;ulein mo&#x0364;chte bey der Bezah-<lb/>
lung/ da ich alsdenn er&#x017F;t Geld haben muß/ einen<lb/>
leeren Beutel haben. Wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich nicht we-<lb/>
nig beleidiget fand/ und &#x017F;ich wieder unter die an-<lb/>
dern verbarg. Endlich wolte auch die gelbe E&#x017F;wa-<lb/>
ra an dem Scandor zum Ritter werden/ und die<lb/>
o&#x0364;fftere Be&#x017F;cha&#x0364;mung auff einmahl ra&#x0364;chen: Dan-<lb/>
nenhero nahm &#x017F;ie einen Per&#x017F;iani&#x017F;chen Teppicht<lb/>
zur Hand/ be&#x017F;ahe ihn/ und &#x017F;prach: Die Numer<lb/>
i&#x017F;t von Ardebil/ und das Gema&#x0364;chte von Pegu.<lb/>
Scandor aber verur&#x017F;achte ein ja&#x0364;hlinges Still-<lb/>
&#x017F;chweigen bey ihr/ als er ihr antwortete: Sie hat<lb/>
recht/ meine Frau/ der Teppicht i&#x017F;t von Pegu/<lb/>
aber nicht aus ihrem Zimmer/ &#x017F;on&#x017F;t ha&#x0364;tten ihn die<lb/>
Hunde zerri&#x017F;&#x017F;en. Wie wunderlich &#x017F;ich die drey<lb/>
Farben &#x017F;chwartz/ roth und gelbe vermi&#x017F;chten/ &#x017F;ol-<lb/>
ches kunte man in der E&#x017F;wara Ge&#x017F;ichte bemercken/<lb/>
als welche den Teppicht gantz &#x017F;achte niederlegte/<lb/>
und &#x017F;ich nicht mehr &#x017F;ehen ließ. Hierdurch nun hat-<lb/>
te &#x017F;ich Scandor fa&#x017F;t alle ver&#x017F;chlagen/ daß &#x017F;ie ihn<lb/>
gantz allein &#x017F;tehen lie&#x017F;&#x017F;en. Doch er lockete &#x017F;ie<lb/>
ziemlich wieder herbey/ als er &#x017F;ich ru&#x0364;hmete/ eine<lb/>
&#x017F;onderbahre Europa&#x0364;i&#x017F;che Schmincke zu haben/<lb/>
womit alle verfallene Scho&#x0364;nheit wieder zu brin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e</fw><fw place="bottom" type="catch">gen/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0453] Anderes Buch. Frauenzimmer hervor/ und ergriff ein paar Ohr- gehencke/ ſagende: Weil man hier ohne Geld handeln darff/ ſo werden mir dieſe Ohrgehencke trefflich anſtaͤndig ſeyn. Scandor aber nahm ſie ihr mit dieſen Worten wieder: Bey dem Han- del verlange ich freylich kein Geld: Allein ich be- fuͤrchte/ mein Fraͤulein moͤchte bey der Bezah- lung/ da ich alsdenn erſt Geld haben muß/ einen leeren Beutel haben. Wodurch ſie ſich nicht we- nig beleidiget fand/ und ſich wieder unter die an- dern verbarg. Endlich wolte auch die gelbe Eſwa- ra an dem Scandor zum Ritter werden/ und die oͤfftere Beſchaͤmung auff einmahl raͤchen: Dan- nenhero nahm ſie einen Perſianiſchen Teppicht zur Hand/ beſahe ihn/ und ſprach: Die Numer iſt von Ardebil/ und das Gemaͤchte von Pegu. Scandor aber verurſachte ein jaͤhlinges Still- ſchweigen bey ihr/ als er ihr antwortete: Sie hat recht/ meine Frau/ der Teppicht iſt von Pegu/ aber nicht aus ihrem Zimmer/ ſonſt haͤtten ihn die Hunde zerriſſen. Wie wunderlich ſich die drey Farben ſchwartz/ roth und gelbe vermiſchten/ ſol- ches kunte man in der Eſwara Geſichte bemercken/ als welche den Teppicht gantz ſachte niederlegte/ und ſich nicht mehr ſehen ließ. Hierdurch nun hat- te ſich Scandor faſt alle verſchlagen/ daß ſie ihn gantz allein ſtehen lieſſen. Doch er lockete ſie ziemlich wieder herbey/ als er ſich ruͤhmete/ eine ſonderbahre Europaͤiſche Schmincke zu haben/ womit alle verfallene Schoͤnheit wieder zu brin- gen/ E e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/453
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/453>, abgerufen am 03.07.2024.