Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. dem es aber den Göttern beliebet hat/ diesenStaats-Horizont durch einander hohes Liecht zu erleuchten/ so können wir nicht anders/ wo wir wahre Nachbarn der Weißheit seyn wollen/ ver- fahren/ als daß wir der genossenen Wärme im besten gedencken/ und die auffgehende Strahlen anbeten. Zuversichtlichster Hoffnung lebende/ unsere hohe und neue Reichs-Sonne werde uns dermassen zu bestrahlen wissen/ daß wir mehr Ur- sache/ dero erwärmende Sanfftmuth zu rühmen/ als über allzu grosse Hitze zu klagen haben werden. Welche wolgesetzte Meynung dem Chaumigrem sehr wol gefiel/ und zwar dermassen/ daß er den Ponnedro auff die Achseln klopffte/ und zu ihm sagte: Wir lassen uns dieses gnädigst gefal- len/ und werden dieses Reich iederzeit mit reichlichen Gnaden-Strahlen zu erhellen wissen/ so lange uns kein Nebel des Ungehorsams oder Widerspenstigkeit zu einiger Finsterniß Gelegen- heit geben wird. Jnzwischen/ fuhr der Wissens- begierige Chaumigrem fort/ möchten wir wis- sen/ weil wir gleichwol bey Eroberung dieses Reichs keinen Umgang nehmen können/ uns des Schwerdts und Feuers/ so wol gegen Herr als Unterthan zu bedienen/ ob nicht etwan dieses bey dem Volcke einen Haß wider uns möchte verur- sachet haben/ und ob wir auch ein zuversichtliches Vertrauen im Fall der Noth in sie setzen dürff- ten. Ponnedro hatte bereits einen Muth gesasset/ dannenhero er auch bald mit dieser Antwort fer- tig war: Gn. Herr und Käyser! Es weiß schon ein A a 4
Anderes Buch. dem es aber den Goͤttern beliebet hat/ dieſenStaats-Horizont durch einander hohes Liecht zu erleuchten/ ſo koͤnnen wir nicht anders/ wo wir wahre Nachbarn der Weißheit ſeyn wollen/ ver- fahren/ als daß wir der genoſſenen Waͤrme im beſten gedencken/ und die auffgehende Strahlen anbeten. Zuverſichtlichſter Hoffnung lebende/ unſere hohe und neue Reichs-Sonne werde uns dermaſſen zu beſtrahlen wiſſen/ daß wir mehr Ur- ſache/ dero erwaͤrmende Sanfftmuth zu ruͤhmen/ als uͤber allzu groſſe Hitze zu klagen haben werden. Welche wolgeſetzte Meynung dem Chaumigrem ſehr wol gefiel/ und zwar dermaſſen/ daß er den Ponnedro auff die Achſeln klopffte/ und zu ihm ſagte: Wir laſſen uns dieſes gnaͤdigſt gefal- len/ und werden dieſes Reich iederzeit mit reichlichen Gnaden-Strahlen zu erhellen wiſſen/ ſo lange uns kein Nebel des Ungehorſams oder Widerſpenſtigkeit zu einiger Finſterniß Gelegen- heit geben wird. Jnzwiſchen/ fuhr der Wiſſens- begierige Chaumigrem fort/ moͤchten wir wiſ- ſen/ weil wir gleichwol bey Eroberung dieſes Reichs keinen Umgang nehmen koͤnnen/ uns des Schwerdts und Feuers/ ſo wol gegen Herr als Unterthan zu bedienen/ ob nicht etwan dieſes bey dem Volcke einen Haß wider uns moͤchte verur- ſachet haben/ und ob wir auch ein zuverſichtliches Vertrauen im Fall der Noth in ſie ſetzen duͤrff- ten. Ponnedro hatte bereits einen Muth geſaſſet/ dannenhero er auch bald mit dieſer Antwort fer- tig war: Gn. Herr und Kaͤyſer! Es weiß ſchon ein A a 4
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Anderes Buch.
dem es aber den Goͤttern beliebet hat/ dieſen
Staats-Horizont durch einander hohes Liecht zu
erleuchten/ ſo koͤnnen wir nicht anders/ wo wir
wahre Nachbarn der Weißheit ſeyn wollen/ ver-
fahren/ als daß wir der genoſſenen Waͤrme im
beſten gedencken/ und die auffgehende Strahlen
anbeten. Zuverſichtlichſter Hoffnung lebende/
unſere hohe und neue Reichs-Sonne werde uns
dermaſſen zu beſtrahlen wiſſen/ daß wir mehr Ur-
ſache/ dero erwaͤrmende Sanfftmuth zu ruͤhmen/
als uͤber allzu groſſe Hitze zu klagen haben werden.
Welche wolgeſetzte Meynung dem Chaumigrem
ſehr wol gefiel/ und zwar dermaſſen/ daß er den
Ponnedro auff die Achſeln klopffte/ und zu ihm
ſagte: Wir laſſen uns dieſes gnaͤdigſt gefal-
len/ und werden dieſes Reich iederzeit mit
reichlichen Gnaden-Strahlen zu erhellen wiſſen/
ſo lange uns kein Nebel des Ungehorſams oder
Widerſpenſtigkeit zu einiger Finſterniß Gelegen-
heit geben wird. Jnzwiſchen/ fuhr der Wiſſens-
begierige Chaumigrem fort/ moͤchten wir wiſ-
ſen/ weil wir gleichwol bey Eroberung dieſes
Reichs keinen Umgang nehmen koͤnnen/ uns des
Schwerdts und Feuers/ ſo wol gegen Herr als
Unterthan zu bedienen/ ob nicht etwan dieſes bey
dem Volcke einen Haß wider uns moͤchte verur-
ſachet haben/ und ob wir auch ein zuverſichtliches
Vertrauen im Fall der Noth in ſie ſetzen duͤrff-
ten. Ponnedro hatte bereits einen Muth geſaſſet/
dannenhero er auch bald mit dieſer Antwort fer-
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