Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. gen/ Gezelter und Soldaten sahe: Und weil we-gen innerlicher Unruhe die Stadt noch nicht er- öffnet war/ so ließ Chaumigrem alle Anstalt zu ei- ner grausamen Belägerung machen. Weil aber dem Feind unsere Verwirrung sattsam bekandt war/ als unterstund er sich/ uns durch Schrecken zu erobern/ welches ihm auch gar wol gelunge. Denn er ließ die völligen Stücke/ welche er in grosser Anzahl mit sich führte/ und von vielen E- lephanten und Püffeln gezogen wurden/ in einer langen Reihe vor das Osten-Thor pflantzen/ und zugleich die gantze Armee theils in eine Schlacht/ theils in eine Sturm-Ordnung stellen. Hierauff hatte der Tyranne befohlen/ alle Trummeln und Paucken zu rühren/ und zu schlagen/ ingleichen musten die Trompeten/ Hörner und Pfeiffen ins- gesamt mit einstimmen. Die gantze Armee er- hub ein entsetzliches Feld-Geschrey/ und die Stü- cken wurden alle zugleich wider die Stadt gelöset/ daß es schiene/ als ob Himmel und Erden in ein- ander fallen wolte. Als nun ein jämmerliches Weh-Geschrey durch die gantze Stadt mit ein- stimmete/ so kan ich nicht glauben/ daß etwas ent- setzlichers und erschrecklichers könne gehöret oder gesehen werden/ davon auch den tapffersten Hel- den die Haare hätten müssen zu Berge stehen. Das Hertz in meinem Leibe schlug nicht so sehr vor Angst und Entsetzen/ als der starcke Thurm von dem grausamen Knallen des Geschützes erschüt- terte/ und das Himmel-schallende Geschrey be- täubte
Der Aſiatiſchen Baniſe. gen/ Gezelter und Soldaten ſahe: Und weil we-gen innerlicher Unruhe die Stadt noch nicht er- oͤffnet war/ ſo ließ Chaumigrem alle Anſtalt zu ei- ner grauſamen Belaͤgerung machen. Weil aber dem Feind unſere Verwirrung ſattſam bekandt war/ als unterſtund er ſich/ uns durch Schrecken zu erobern/ welches ihm auch gar wol gelunge. Denn er ließ die voͤlligen Stuͤcke/ welche er in groſſer Anzahl mit ſich fuͤhrte/ und von vielen E- lephanten und Puͤffeln gezogen wurden/ in einer langen Reihe vor das Oſten-Thor pflantzen/ und zugleich die gantze Armee theils in eine Schlacht/ theils in eine Sturm-Ordnung ſtellen. Hierauff hatte der Tyranne befohlen/ alle Trummeln und Paucken zu ruͤhren/ und zu ſchlagen/ ingleichen muſten die Trompeten/ Hoͤrner und Pfeiffen ins- geſamt mit einſtimmen. Die gantze Armee er- hub ein entſetzliches Feld-Geſchrey/ und die Stuͤ- cken wurden alle zugleich wider die Stadt geloͤſet/ daß es ſchiene/ als ob Himmel und Erden in ein- ander fallen wolte. Als nun ein jaͤmmerliches Weh-Geſchrey durch die gantze Stadt mit ein- ſtimmete/ ſo kan ich nicht glauben/ daß etwas ent- ſetzlichers und erſchrecklichers koͤnne gehoͤret oder geſehen werden/ davon auch den tapfferſten Hel- den die Haare haͤtten muͤſſen zu Berge ſtehen. Das Hertz in meinem Leibe ſchlug nicht ſo ſehr vor Angſt und Entſetzen/ als der ſtarcke Thurm von dem grauſamen Knallen des Geſchuͤtzes erſchuͤt- terte/ und das Himmel-ſchallende Geſchrey be- taͤubte
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
gen/ Gezelter und Soldaten ſahe: Und weil we-
gen innerlicher Unruhe die Stadt noch nicht er-
oͤffnet war/ ſo ließ Chaumigrem alle Anſtalt zu ei-
ner grauſamen Belaͤgerung machen. Weil aber
dem Feind unſere Verwirrung ſattſam bekandt
war/ als unterſtund er ſich/ uns durch Schrecken
zu erobern/ welches ihm auch gar wol gelunge.
Denn er ließ die voͤlligen Stuͤcke/ welche er in
groſſer Anzahl mit ſich fuͤhrte/ und von vielen E-
lephanten und Puͤffeln gezogen wurden/ in einer
langen Reihe vor das Oſten-Thor pflantzen/ und
zugleich die gantze Armee theils in eine Schlacht/
theils in eine Sturm-Ordnung ſtellen. Hierauff
hatte der Tyranne befohlen/ alle Trummeln und
Paucken zu ruͤhren/ und zu ſchlagen/ ingleichen
muſten die Trompeten/ Hoͤrner und Pfeiffen ins-
geſamt mit einſtimmen. Die gantze Armee er-
hub ein entſetzliches Feld-Geſchrey/ und die Stuͤ-
cken wurden alle zugleich wider die Stadt geloͤſet/
daß es ſchiene/ als ob Himmel und Erden in ein-
ander fallen wolte. Als nun ein jaͤmmerliches
Weh-Geſchrey durch die gantze Stadt mit ein-
ſtimmete/ ſo kan ich nicht glauben/ daß etwas ent-
ſetzlichers und erſchrecklichers koͤnne gehoͤret oder
geſehen werden/ davon auch den tapfferſten Hel-
den die Haare haͤtten muͤſſen zu Berge ſtehen.
Das Hertz in meinem Leibe ſchlug nicht ſo ſehr vor
Angſt und Entſetzen/ als der ſtarcke Thurm von
dem grauſamen Knallen des Geſchuͤtzes erſchuͤt-
terte/ und das Himmel-ſchallende Geſchrey be-
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/330>, abgerufen am 16.07.2024. |