Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. vari non possunt; Jedennoch ist auch ein allzu-stilles Wesen oder Frömmigkeit nicht allemahl zu loben/ angesehen solches von andern vor eine Einfalt und Blödigkeit ausgeleget wird/ und ist auch solches nicht iederzeit dem Manne anstän- dig/ welcher bißweilen durch einige Beredsamkeit seines lieben Weibes nicht wenig ergetzet wird; vielweniger aber ist solcher Stille iederzeit zu trauen: Denn zu dem/ daß nach dem bekandten Sprüchwort/ stille Wasser tieff zu seyn pflegen: so treten sie öffters in der stillesten Weise darne- ben/ und verhoffen/ der Mann werde solchen Fehl- tritt in das Register ihrer Einfalt eintragen/ ob er gleich hernach die Feder über das Ohre stecken müste. Ja ich wil hier nicht behaupten/ daß ein Frauenzimmer/ es sey so still/ oder so fromm/ als man es nur wündschen möge sich doch bißweilen unterstehe/ nach dem Regiment zu streben/ und des Scepters zu gebrauchen/ sonderlich wenn Cammer-Sachen auszutragen seyn. Erlaubet man ihr nun solches/ so verwehnet man sie/ thut man es nicht/ so darff sie einem wohl vorwerffen/ man habe sie nicht lieb/ und zwinget uns durch ih- re verstelte Traurigkeit/ daß man sie zu ergötzen wiederum herrschen läst. Denn wer ein Weib nimmt/ der bilde sich nur ein/ sie werde das Regi- ment haben/ es geschehe gleich heimlich/ mit Ge- walt/ oder Bittweise. Und also ist auch selbst in der Frömmigkeit und Jugend keine Sicherheit zu finden. So suche dir eine muntere und be- schwatz-
Der Aſiatiſchen Baniſe. vari non poſſunt; Jedennoch iſt auch ein allzu-ſtilles Weſen oder Froͤmmigkeit nicht allemahl zu loben/ angeſehen ſolches von andern vor eine Einfalt und Bloͤdigkeit ausgeleget wird/ und iſt auch ſolches nicht iederzeit dem Manne anſtaͤn- dig/ welcher bißweilen durch einige Beredſamkeit ſeines lieben Weibes nicht wenig ergetzet wird; vielweniger aber iſt ſolcher Stille iederzeit zu trauen: Denn zu dem/ daß nach dem bekandten Spruͤchwort/ ſtille Waſſer tieff zu ſeyn pflegen: ſo treten ſie oͤffters in der ſtilleſten Weiſe darne- ben/ und verhoffen/ der Mann werde ſolchen Fehl- tritt in das Regiſter ihrer Einfalt eintragen/ ob er gleich hernach die Feder uͤber das Ohre ſtecken muͤſte. Ja ich wil hier nicht behaupten/ daß ein Frauenzimmer/ es ſey ſo ſtill/ oder ſo fromm/ als man es nur wuͤndſchen moͤge ſich doch bißweilen unterſtehe/ nach dem Regiment zu ſtreben/ und des Scepters zu gebrauchen/ ſonderlich wenn Cammer-Sachen auszutragen ſeyn. Erlaubet man ihr nun ſolches/ ſo verwehnet man ſie/ thut man es nicht/ ſo darff ſie einem wohl vorwerffen/ man habe ſie nicht lieb/ und zwinget uns durch ih- re verſtelte Traurigkeit/ daß man ſie zu ergoͤtzen wiederum herrſchen laͤſt. Denn wer ein Weib nimmt/ der bilde ſich nur ein/ ſie werde das Regi- ment haben/ es geſchehe gleich heimlich/ mit Ge- walt/ oder Bittweiſe. Und alſo iſt auch ſelbſt in der Froͤmmigkeit und Jugend keine Sicherheit zu finden. So ſuche dir eine muntere und be- ſchwatz-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
vari non poſſunt; Jedennoch iſt auch ein allzu-
ſtilles Weſen oder Froͤmmigkeit nicht allemahl
zu loben/ angeſehen ſolches von andern vor eine
Einfalt und Bloͤdigkeit ausgeleget wird/ und iſt
auch ſolches nicht iederzeit dem Manne anſtaͤn-
dig/ welcher bißweilen durch einige Beredſamkeit
ſeines lieben Weibes nicht wenig ergetzet wird;
vielweniger aber iſt ſolcher Stille iederzeit zu
trauen: Denn zu dem/ daß nach dem bekandten
Spruͤchwort/ ſtille Waſſer tieff zu ſeyn pflegen:
ſo treten ſie oͤffters in der ſtilleſten Weiſe darne-
ben/ und verhoffen/ der Mann werde ſolchen Fehl-
tritt in das Regiſter ihrer Einfalt eintragen/ ob er
gleich hernach die Feder uͤber das Ohre ſtecken
muͤſte. Ja ich wil hier nicht behaupten/ daß ein
Frauenzimmer/ es ſey ſo ſtill/ oder ſo fromm/ als
man es nur wuͤndſchen moͤge ſich doch bißweilen
unterſtehe/ nach dem Regiment zu ſtreben/ und
des Scepters zu gebrauchen/ ſonderlich wenn
Cammer-Sachen auszutragen ſeyn. Erlaubet
man ihr nun ſolches/ ſo verwehnet man ſie/ thut
man es nicht/ ſo darff ſie einem wohl vorwerffen/
man habe ſie nicht lieb/ und zwinget uns durch ih-
re verſtelte Traurigkeit/ daß man ſie zu ergoͤtzen
wiederum herrſchen laͤſt. Denn wer ein Weib
nimmt/ der bilde ſich nur ein/ ſie werde das Regi-
ment haben/ es geſchehe gleich heimlich/ mit Ge-
walt/ oder Bittweiſe. Und alſo iſt auch ſelbſt in
der Froͤmmigkeit und Jugend keine Sicherheit
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