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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
sagen kan. Nach diesem verfügte er sich nach
dem Frauenzimmer/ und erlaubte mir unwür-
digst/ diesem traurigen Abschiede persönlich bey-
zuwohnen. Wir wurden alsobald in der Prin-
ceßin Zimmer eingelassen/ welche wir auff einem
Stule in solcher erbärmlichen Gestalt vor uns
sitzend fanden/ daß die Unbarmhertzigkeit selbst zu
einigem Mitleiden hätte müssen beweget werden.
Die schönen Haare waren zu Felde geschlagen/
ein dunckel-gelber Atlaß verhüllte den schönen
Leib/ und gab zugleich die innerste Teaurigkeit ih-
res Hertzens zu erkennen; Die häuffigen Thränen
schienen einen Theil der vorigen Anmuth wegge-
schwemmet zu haben/ und das Englische Haupt
war von der lincken Hand/ als einer Marmor-
Säule/ unterstützet. Durch solchen traurigen
Anblick ward mein Printz dermassen gerühret/
daß er nichts weiter vermochte/ als sich vor ihr auf
die Knie zu setzen/ und dero rechte Hand eine ge-
raume Zeit an den Mund zu drücken/ gleichsam/
als ob diese Wehmuth ein Stillschweigen verur-
sachte. Endlich nach etwas getrockneten Wan-
gen stieß sie mit halbgebrochener Stimme diese
klägliche Worte heraus: So stehet es denn/ O
grausames Verhängniß/ nicht zu ändern/ daß ich
das jenige/ was meine Seele seinem eigenen Le-
ben vorzeucht/ so schleunig entbehren soll? Und
ist der Schluß unwidertreiblich/ daß sich mein
Hertze theilen/ ja meine Seele sich selbst verlassen
muß? Mein Hertze bricht mir/ die Augen ver-

dun-
S 3

Erſtes Buch.
ſagen kan. Nach dieſem verfuͤgte er ſich nach
dem Frauenzimmer/ und erlaubte mir unwuͤr-
digſt/ dieſem traurigen Abſchiede perſoͤnlich bey-
zuwohnen. Wir wurden alſobald in der Prin-
ceßin Zimmer eingelaſſen/ welche wir auff einem
Stule in ſolcher erbaͤrmlichen Geſtalt vor uns
ſitzend fanden/ daß die Unbarmhertzigkeit ſelbſt zu
einigem Mitleiden haͤtte muͤſſen beweget werden.
Die ſchoͤnen Haare waren zu Felde geſchlagen/
ein dunckel-gelber Atlaß verhuͤllte den ſchoͤnen
Leib/ und gab zugleich die innerſte Teaurigkeit ih-
res Hertzens zu erkennen; Die haͤuffigen Thraͤnen
ſchienen einen Theil der vorigen Anmuth wegge-
ſchwemmet zu haben/ und das Engliſche Haupt
war von der lincken Hand/ als einer Marmor-
Saͤule/ unterſtuͤtzet. Durch ſolchen traurigen
Anblick ward mein Printz dermaſſen geruͤhret/
daß er nichts weiter vermochte/ als ſich vor ihr auf
die Knie zu ſetzen/ und dero rechte Hand eine ge-
raume Zeit an den Mund zu druͤcken/ gleichſam/
als ob dieſe Wehmuth ein Stillſchweigen verur-
ſachte. Endlich nach etwas getrockneten Wan-
gen ſtieß ſie mit halbgebrochener Stimme dieſe
klaͤgliche Worte heraus: So ſtehet es denn/ O
grauſames Verhaͤngniß/ nicht zu aͤndern/ daß ich
das jenige/ was meine Seele ſeinem eigenen Le-
ben vorzeucht/ ſo ſchleunig entbehren ſoll? Und
iſt der Schluß unwidertreiblich/ daß ſich mein
Hertze theilen/ ja meine Seele ſich ſelbſt verlaſſen
muß? Mein Hertze bricht mir/ die Augen ver-

dun-
S 3
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[277/0297] Erſtes Buch. ſagen kan. Nach dieſem verfuͤgte er ſich nach dem Frauenzimmer/ und erlaubte mir unwuͤr- digſt/ dieſem traurigen Abſchiede perſoͤnlich bey- zuwohnen. Wir wurden alſobald in der Prin- ceßin Zimmer eingelaſſen/ welche wir auff einem Stule in ſolcher erbaͤrmlichen Geſtalt vor uns ſitzend fanden/ daß die Unbarmhertzigkeit ſelbſt zu einigem Mitleiden haͤtte muͤſſen beweget werden. Die ſchoͤnen Haare waren zu Felde geſchlagen/ ein dunckel-gelber Atlaß verhuͤllte den ſchoͤnen Leib/ und gab zugleich die innerſte Teaurigkeit ih- res Hertzens zu erkennen; Die haͤuffigen Thraͤnen ſchienen einen Theil der vorigen Anmuth wegge- ſchwemmet zu haben/ und das Engliſche Haupt war von der lincken Hand/ als einer Marmor- Saͤule/ unterſtuͤtzet. Durch ſolchen traurigen Anblick ward mein Printz dermaſſen geruͤhret/ daß er nichts weiter vermochte/ als ſich vor ihr auf die Knie zu ſetzen/ und dero rechte Hand eine ge- raume Zeit an den Mund zu druͤcken/ gleichſam/ als ob dieſe Wehmuth ein Stillſchweigen verur- ſachte. Endlich nach etwas getrockneten Wan- gen ſtieß ſie mit halbgebrochener Stimme dieſe klaͤgliche Worte heraus: So ſtehet es denn/ O grauſames Verhaͤngniß/ nicht zu aͤndern/ daß ich das jenige/ was meine Seele ſeinem eigenen Le- ben vorzeucht/ ſo ſchleunig entbehren ſoll? Und iſt der Schluß unwidertreiblich/ daß ſich mein Hertze theilen/ ja meine Seele ſich ſelbſt verlaſſen muß? Mein Hertze bricht mir/ die Augen ver- dun- S 3

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/297>, abgerufen am 22.11.2024.