Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. mich in ihre beliebte Gesellschafft mit auffnahm.So angenehm mir nun dieses war/ so verdrießlich hingegen fiel mir die Gauckeley/ welche sie als Lust-Spiele zu ihrer Zeit-Vertreibung anfien- gen/ und mich hierzu mit einschlossen/ biß mich endlich eine von diesem Frauenzimmer erledigte. Diese/ weil ich nicht übel gekleidet/ auch noch sonst ansehnlich gnung war/ hatte sich vielleicht vorge- nommen einen Fuchs der Liebe nach mir zu schies- sen/ dannenhero sie mich bey der Hand ergriff/ und unter dem Vorwand/ daß sie erwehnten Spielens auch überdrüßig sey/ mich zu einem und andern Lust-Brunnen führte. Währenden Ge- hens führte sie allerhand Reden gegen mich/ wel- che aber alle auff eine Nachforschung wegen ei- gentlichen Zustandes meines Printzen hinaus lieffen: als ich aber meinem Bedüncken nach auff alle Fragen richtig geantwortet hatte/ fragte sie zuletzt auch nach meiner Beschaffenheit. Hier zog ich nun mein grosses Messer hervor/ und schnitt solche Lufft-Streiche von meinem vorneh- men Adel/ stattlichem Vermögen und grosser Gnade meines Printzen/ daß sich das Wasser in denen Spring-Brunnen hätte hemmen mögen. Sie hörte mit sonderbahrer Vergnügung zu/ und erzehlte mir zugleich aus eigner Bewegniß ihren Zustand mit solchen reichen Umständen/ daß fast alles mit dem meinigen überein traff/ und ich leicht mercken kunte/ wie Speck und Butter zusammen kommen wären. Der Endzweck ih- res
Der Aſiatiſchen Baniſe. mich in ihre beliebte Geſellſchafft mit auffnahm.So angenehm mir nun dieſes war/ ſo verdrießlich hingegen fiel mir die Gauckeley/ welche ſie als Luſt-Spiele zu ihrer Zeit-Vertreibung anfien- gen/ und mich hierzu mit einſchloſſen/ biß mich endlich eine von dieſem Frauenzimmer erledigte. Dieſe/ weil ich nicht uͤbel gekleidet/ auch noch ſonſt anſehnlich gnung war/ hatte ſich vielleicht vorge- nommen einen Fuchs der Liebe nach mir zu ſchieſ- ſen/ dannenhero ſie mich bey der Hand ergriff/ und unter dem Vorwand/ daß ſie erwehnten Spielens auch uͤberdruͤßig ſey/ mich zu einem und andern Luſt-Brunnen fuͤhrte. Waͤhrenden Ge- hens fuͤhrte ſie allerhand Reden gegen mich/ wel- che aber alle auff eine Nachforſchung wegen ei- gentlichen Zuſtandes meines Printzen hinaus lieffen: als ich aber meinem Beduͤncken nach auff alle Fragen richtig geantwortet hatte/ fragte ſie zuletzt auch nach meiner Beſchaffenheit. Hier zog ich nun mein groſſes Meſſer hervor/ und ſchnitt ſolche Lufft-Streiche von meinem vorneh- men Adel/ ſtattlichem Vermoͤgen und groſſer Gnade meines Printzen/ daß ſich das Waſſer in denen Spring-Brunnen haͤtte hemmen moͤgen. Sie hoͤrte mit ſonderbahrer Vergnuͤgung zu/ und erzehlte mir zugleich aus eigner Bewegniß ihren Zuſtand mit ſolchen reichen Umſtaͤnden/ daß faſt alles mit dem meinigen uͤberein traff/ und ich leicht mercken kunte/ wie Speck und Butter zuſammen kommen waͤren. Der Endzweck ih- res
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Aſiatiſchen Baniſe.</hi></fw><lb/> mich in ihre beliebte Geſellſchafft mit auffnahm.<lb/> So angenehm mir nun dieſes war/ ſo verdrießlich<lb/> hingegen fiel mir die Gauckeley/ welche ſie als<lb/> Luſt-Spiele zu ihrer Zeit-Vertreibung anfien-<lb/> gen/ und mich hierzu mit einſchloſſen/ biß mich<lb/> endlich eine von dieſem Frauenzimmer erledigte.<lb/> Dieſe/ weil ich nicht uͤbel gekleidet/ auch noch ſonſt<lb/> anſehnlich gnung war/ hatte ſich vielleicht vorge-<lb/> nommen einen Fuchs der Liebe nach mir zu ſchieſ-<lb/> ſen/ dannenhero ſie mich bey der Hand ergriff/<lb/> und unter dem Vorwand/ daß ſie erwehnten<lb/> Spielens auch uͤberdruͤßig ſey/ mich zu einem und<lb/> andern Luſt-Brunnen fuͤhrte. Waͤhrenden Ge-<lb/> hens fuͤhrte ſie allerhand Reden gegen mich/ wel-<lb/> che aber alle auff eine Nachforſchung wegen ei-<lb/> gentlichen Zuſtandes meines Printzen hinaus<lb/> lieffen: als ich aber meinem Beduͤncken nach<lb/> auff alle Fragen richtig geantwortet hatte/ fragte<lb/> ſie zuletzt auch nach meiner Beſchaffenheit. Hier<lb/> zog ich nun mein groſſes Meſſer hervor/ und<lb/> ſchnitt ſolche Lufft-Streiche von meinem vorneh-<lb/> men Adel/ ſtattlichem Vermoͤgen und groſſer<lb/> Gnade meines Printzen/ daß ſich das Waſſer in<lb/> denen Spring-Brunnen haͤtte hemmen moͤgen.<lb/> Sie hoͤrte mit ſonderbahrer Vergnuͤgung zu/<lb/> und erzehlte mir zugleich aus eigner Bewegniß<lb/> ihren Zuſtand mit ſolchen reichen Umſtaͤnden/<lb/> daß faſt alles mit dem meinigen uͤberein traff/ und<lb/> ich leicht mercken kunte/ wie Speck und Butter<lb/> zuſammen kommen waͤren. Der Endzweck ih-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">res</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0216]
Der Aſiatiſchen Baniſe.
mich in ihre beliebte Geſellſchafft mit auffnahm.
So angenehm mir nun dieſes war/ ſo verdrießlich
hingegen fiel mir die Gauckeley/ welche ſie als
Luſt-Spiele zu ihrer Zeit-Vertreibung anfien-
gen/ und mich hierzu mit einſchloſſen/ biß mich
endlich eine von dieſem Frauenzimmer erledigte.
Dieſe/ weil ich nicht uͤbel gekleidet/ auch noch ſonſt
anſehnlich gnung war/ hatte ſich vielleicht vorge-
nommen einen Fuchs der Liebe nach mir zu ſchieſ-
ſen/ dannenhero ſie mich bey der Hand ergriff/
und unter dem Vorwand/ daß ſie erwehnten
Spielens auch uͤberdruͤßig ſey/ mich zu einem und
andern Luſt-Brunnen fuͤhrte. Waͤhrenden Ge-
hens fuͤhrte ſie allerhand Reden gegen mich/ wel-
che aber alle auff eine Nachforſchung wegen ei-
gentlichen Zuſtandes meines Printzen hinaus
lieffen: als ich aber meinem Beduͤncken nach
auff alle Fragen richtig geantwortet hatte/ fragte
ſie zuletzt auch nach meiner Beſchaffenheit. Hier
zog ich nun mein groſſes Meſſer hervor/ und
ſchnitt ſolche Lufft-Streiche von meinem vorneh-
men Adel/ ſtattlichem Vermoͤgen und groſſer
Gnade meines Printzen/ daß ſich das Waſſer in
denen Spring-Brunnen haͤtte hemmen moͤgen.
Sie hoͤrte mit ſonderbahrer Vergnuͤgung zu/
und erzehlte mir zugleich aus eigner Bewegniß
ihren Zuſtand mit ſolchen reichen Umſtaͤnden/
daß faſt alles mit dem meinigen uͤberein traff/ und
ich leicht mercken kunte/ wie Speck und Butter
zuſammen kommen waͤren. Der Endzweck ih-
res
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/216 |
Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/216>, abgerufen am 16.02.2025. |