Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. von Pegu/ hier auffgehalten hat. Diesen Be-richt hörte mein Printz mit auffmercksamen Oh- ren an/ und wurde begierig/ durch vieles Fragen alle Umstände zu wissen. So ist dieses nicht die schöne Princeßin von Pegu/ von welcher gantz Asien zu sagen weiß? Nein/ diese ist es nicht/ antwotete Talemon/ ja hier unter der Ro- se/ sie ist nicht ein Schatten gegen jenem Liechte zu rechnen: und weil sie sich gar selten sehen lässet/ ausser wenn es der Käyser ihr Herr Vater befieh- let: so hat es auch heute gefehlet/ daß sie nicht bey der Tafel erschienen: Hier muste nun Talemon ihre gantze Gestalt beschreiben/ welches den Printzen in solche vergnügte Verwunderung setzte/ daß er überlaut ausrieff: O ihr gütigen Götter/ verge- bet mir das in euch gesetzte Mißtrauen/ welches die Ungedult/ als aller Verliebten stete Begleite- rin/ in mir verursachet hat. Diese/ ach ja diese Schönheit ist es/ an welcher ihr eure Bildungs- Kunst erweisen/ und mit eurem Meisterstücke ge- gen mich prangen wollen. Wie artig wisset ihr eure Worte zu erfüllen? Es wird ein fremdes Bild so Aug als Liebe blenden: lautete der ver- deckte Ausspruch/ ach so lasset doch auch das fol- gende seine glückliche Erfüllung erreichen/ wenn ihr versprechet/ ich solte endlich die Ruhe finden. Al- lein/ fuhr er fort/ den Talemon zu fragen/ wie daß sich denn der Printz Xemin so widersinnisch an- stellet/ wie wird denn derselbe durch mich beleidi- get? Hierunter stecket/ antwortete Talemon/ ein M 4
Erſtes Buch. von Pegu/ hier auffgehalten hat. Dieſen Be-richt hoͤrte mein Printz mit auffmerckſamen Oh- ren an/ und wurde begierig/ durch vieles Fragen alle Umſtaͤnde zu wiſſen. So iſt dieſes nicht die ſchoͤne Princeßin von Pegu/ von welcher gantz Aſien zu ſagen weiß? Nein/ dieſe iſt es nicht/ antwotete Talemon/ ja hier unter der Ro- ſe/ ſie iſt nicht ein Schatten gegen jenem Liechte zu rechnen: und weil ſie ſich gar ſelten ſehen laͤſſet/ auſſer wenn es der Kaͤyſer ihr Herr Vater befieh- let: ſo hat es auch heute gefehlet/ daß ſie nicht bey deꝛ Tafel erſchienen: Hier muſte nun Talemon ihre gantze Geſtalt beſchreiben/ welches den Printzen in ſolche vergnuͤgte Verwunderung ſetzte/ daß er uͤberlaut ausrieff: O ihr guͤtigen Goͤtter/ verge- bet mir das in euch geſetzte Mißtrauen/ welches die Ungedult/ als aller Verliebten ſtete Begleite- rin/ in mir verurſachet hat. Dieſe/ ach ja dieſe Schoͤnheit iſt es/ an welcher ihr eure Bildungs- Kunſt erweiſen/ und mit eurem Meiſterſtuͤcke ge- gen mich prangen wollen. Wie artig wiſſet ihr eure Worte zu erfuͤllen? Es wird ein fremdes Bild ſo Aug als Liebe blenden: lautete der ver- deckte Ausſpruch/ ach ſo laſſet doch auch das fol- gende ſeine gluͤckliche Erfuͤllung erreichen/ weñ ihr verſprechet/ ich ſolte endlich die Ruhe finden. Al- lein/ fuhr er fort/ den Talemon zu fragen/ wie daß ſich denn der Printz Xemin ſo widerſinniſch an- ſtellet/ wie wird denn derſelbe durch mich beleidi- get? Hierunter ſtecket/ antwortete Talemon/ ein M 4
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Erſtes Buch.
von Pegu/ hier auffgehalten hat. Dieſen Be-
richt hoͤrte mein Printz mit auffmerckſamen Oh-
ren an/ und wurde begierig/ durch vieles Fragen
alle Umſtaͤnde zu wiſſen. So iſt dieſes nicht
die ſchoͤne Princeßin von Pegu/ von welcher
gantz Aſien zu ſagen weiß? Nein/ dieſe iſt es
nicht/ antwotete Talemon/ ja hier unter der Ro-
ſe/ ſie iſt nicht ein Schatten gegen jenem Liechte zu
rechnen: und weil ſie ſich gar ſelten ſehen laͤſſet/
auſſer wenn es der Kaͤyſer ihr Herr Vater befieh-
let: ſo hat es auch heute gefehlet/ daß ſie nicht bey deꝛ
Tafel erſchienen: Hier muſte nun Talemon ihre
gantze Geſtalt beſchreiben/ welches den Printzen
in ſolche vergnuͤgte Verwunderung ſetzte/ daß er
uͤberlaut ausrieff: O ihr guͤtigen Goͤtter/ verge-
bet mir das in euch geſetzte Mißtrauen/ welches
die Ungedult/ als aller Verliebten ſtete Begleite-
rin/ in mir verurſachet hat. Dieſe/ ach ja dieſe
Schoͤnheit iſt es/ an welcher ihr eure Bildungs-
Kunſt erweiſen/ und mit eurem Meiſterſtuͤcke ge-
gen mich prangen wollen. Wie artig wiſſet ihr
eure Worte zu erfuͤllen? Es wird ein fremdes
Bild ſo Aug als Liebe blenden: lautete der ver-
deckte Ausſpruch/ ach ſo laſſet doch auch das fol-
gende ſeine gluͤckliche Erfuͤllung erreichen/ weñ ihr
verſprechet/ ich ſolte endlich die Ruhe finden. Al-
lein/ fuhr er fort/ den Talemon zu fragen/ wie daß
ſich denn der Printz Xemin ſo widerſinniſch an-
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get? Hierunter ſtecket/ antwortete Talemon/
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/203>, abgerufen am 20.07.2024. |