Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. unsere Reise zu bewerckstelligen/ war der Printzder erste/ welcher sein Lager verließ/ und die Pfer- de fertig zu machen befahl. Wir begaben uns ingesammt auff die Reise/ und musten uns wohl in acht nehmen/ weil wir ein ziemlich Theil des Reichs Brama/ worinnen Chaumigrem als Kö- nig regierte/ durchreisen musten/ ehe wir die Gren- tzen von Pegu erreichen kunten. Wie uns nun auff dieser vierzehen-tägigen Reise nichts sonder- liches begegnete/ welches ich einiger Erzehlung würdig achte; also wurden wir nicht wenig er- freuet/ da wir von einer kleinen Höhe die prächtige Stadt Pegu erblickten. Und solches war auch höchst von nöthen/ daß sich die Reise endigte/ weil unsere Pferde die Begierde unsers verliebten Prin- tzen sattsam empfunden/ indem sie abgemattet waren/ daß sie sich fast mit uns zur Ruhe legen wolten. Als wir etwan tausend Schritte fort- geritten waren/ verlohren wir Pegu aus unserm Gesichte/ und gelangten in das bekandte Tyger- Holtz/ welches lustige Wäldlein öffters die Köni- ge von Pegu auff die Jagd locket. Wir hatten solches kaum erreichet/ so vernahmen wir von fer- nen ein starckes Schreyen/ und zugleich ein Ge- tümmel/ als ob ein harter Streit vorgienge. Wie nun meines Printzen Tapfferkeit bißweilen auff einen Vorwitz hinaus lieff/ also wendete re sich gleich/ ungeachtet meines Widerrathens/ nach dem Schalle dieses Getümmels/ da wir denn nach kurtzer Zeit einen ungleichen Kampff zu Ge- sichte
Der Aſiatiſchen Baniſe. unſere Reiſe zu bewerckſtelligen/ war der Printzder erſte/ welcher ſein Lager verließ/ und die Pfer- de fertig zu machen befahl. Wir begaben uns ingeſammt auff die Reiſe/ und muſten uns wohl in acht nehmen/ weil wir ein ziemlich Theil des Reichs Brama/ worinnen Chaumigrem als Koͤ- nig regierte/ durchreiſen muſten/ ehe wir die Gren- tzen von Pegu erreichen kunten. Wie uns nun auff dieſer vierzehen-taͤgigen Reiſe nichts ſonder- liches begegnete/ welches ich einiger Erzehlung wuͤrdig achte; alſo wurden wir nicht wenig er- freuet/ da wir von einer kleinen Hoͤhe die praͤchtige Stadt Pegu erblickten. Und ſolches war auch hoͤchſt von noͤthen/ daß ſich die Reiſe endigte/ weil unſere Pferde die Begierde unſers verliebten Prin- tzen ſattſam empfunden/ indem ſie abgemattet waren/ daß ſie ſich faſt mit uns zur Ruhe legen wolten. Als wir etwan tauſend Schritte fort- geritten waren/ verlohren wir Pegu aus unſerm Geſichte/ und gelangten in das bekandte Tyger- Holtz/ welches luſtige Waͤldlein oͤffters die Koͤni- ge von Pegu auff die Jagd locket. Wir hatten ſolches kaum erreichet/ ſo vernahmen wir von fer- nen ein ſtarckes Schreyen/ und zugleich ein Ge- tuͤmmel/ als ob ein harter Streit vorgienge. Wie nun meines Printzen Tapfferkeit bißweilen auff einen Vorwitz hinaus lieff/ alſo wendete re ſich gleich/ ungeachtet meines Widerrathens/ nach dem Schalle dieſes Getuͤmmels/ da wir denn nach kurtzer Zeit einen ungleichen Kampff zu Ge- ſichte
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
unſere Reiſe zu bewerckſtelligen/ war der Printz
der erſte/ welcher ſein Lager verließ/ und die Pfer-
de fertig zu machen befahl. Wir begaben uns
ingeſammt auff die Reiſe/ und muſten uns wohl
in acht nehmen/ weil wir ein ziemlich Theil des
Reichs Brama/ worinnen Chaumigrem als Koͤ-
nig regierte/ durchreiſen muſten/ ehe wir die Gren-
tzen von Pegu erreichen kunten. Wie uns nun
auff dieſer vierzehen-taͤgigen Reiſe nichts ſonder-
liches begegnete/ welches ich einiger Erzehlung
wuͤrdig achte; alſo wurden wir nicht wenig er-
freuet/ da wir von einer kleinen Hoͤhe die praͤchtige
Stadt Pegu erblickten. Und ſolches war auch
hoͤchſt von noͤthen/ daß ſich die Reiſe endigte/ weil
unſere Pferde die Begierde unſers verliebten Prin-
tzen ſattſam empfunden/ indem ſie abgemattet
waren/ daß ſie ſich faſt mit uns zur Ruhe legen
wolten. Als wir etwan tauſend Schritte fort-
geritten waren/ verlohren wir Pegu aus unſerm
Geſichte/ und gelangten in das bekandte Tyger-
Holtz/ welches luſtige Waͤldlein oͤffters die Koͤni-
ge von Pegu auff die Jagd locket. Wir hatten
ſolches kaum erreichet/ ſo vernahmen wir von fer-
nen ein ſtarckes Schreyen/ und zugleich ein Ge-
tuͤmmel/ als ob ein harter Streit vorgienge. Wie
nun meines Printzen Tapfferkeit bißweilen auff
einen Vorwitz hinaus lieff/ alſo wendete re ſich
gleich/ ungeachtet meines Widerrathens/ nach
dem Schalle dieſes Getuͤmmels/ da wir denn
nach kurtzer Zeit einen ungleichen Kampff zu Ge-
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/180>, abgerufen am 16.02.2025. |