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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
bezwingen konte/ nicht allzu verliebt anstellen/ und
auch ihr nicht alle Hoffnung benehmen wolte.
Derohalben er ihr denn einen freundlichen Blick
und diese Antwort ertheilte: Wertheste Lorangy/
ich bin der Liebe nicht würdig/ womit ihr mir un-
verdient zugethan seyd/ und erblicket hieraus nicht
ungefehr einige Schickung der Götter: weswe-
gen ich denn thörlich handelte/ wenn ich diesem
allzuhefftig wiederstreben wolte; zumal ich nicht
läugnen kan/ daß sich durch eure Anmuth hin und
wieder einige Funcken der Gegen-Liebe in mir
entzündet haben/ welche gewiß zu ihrer Vollkom-
menheit gelangen möchten/ wo es anders der Göt-
ter Wille ist/ so man nur solche Liebes-Glut durch
das Oel der Vorsicht/ ich will nicht sagen/ Voll-
ziehung keuscher Liebe treulich unterhält. Denn
ich sichere/ daß ich eurenthalben eine solche Schön-
heit verlassen müste/ welche sich mit der euren gar
leicht in einen Wettstreit einlassen könte. Diese
nun hindan zu setzen/ und eure Liebe zu erfüllen/ er-
fodert Klugheit/ damit nicht vor der Zeit solches
in Ava kund/ und wir an unserer Liebe verhindert
würden. So ist denn vor allen Dingen nöthig/
daß vorietzo auch der geringste Verdacht/ welchen
unsere einsame Zusammenkunfft nicht unbillich
erwecken kan/ vermieden werde. Dannenhero
erwartet der Zeit/ meidet mein Zimmer/ liebet in
der Stille/ und versichert euch/ daß den Schluß
des Himmels nichts zu hintertreiben vermöge.
Ach armselige Lorangy/ antwortete si darauff mit

thrä-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
bezwingen konte/ nicht allzu verliebt anſtellen/ und
auch ihr nicht alle Hoffnung benehmen wolte.
Derohalben er ihr denn einen freundlichen Blick
und dieſe Antwort ertheilte: Wertheſte Lorangy/
ich bin der Liebe nicht wuͤrdig/ womit ihr mir un-
verdient zugethan ſeyd/ und erblicket hieraus nicht
ungefehr einige Schickung der Goͤtter: weswe-
gen ich denn thoͤrlich handelte/ wenn ich dieſem
allzuhefftig wiederſtreben wolte; zumal ich nicht
laͤugnen kan/ daß ſich durch eure Anmuth hin und
wieder einige Funcken der Gegen-Liebe in mir
entzuͤndet haben/ welche gewiß zu ihrer Vollkom-
menheit gelangen moͤchten/ wo es anders der Goͤt-
ter Wille iſt/ ſo man nur ſolche Liebes-Glut durch
das Oel der Vorſicht/ ich will nicht ſagen/ Voll-
ziehung keuſcher Liebe treulich unterhaͤlt. Denn
ich ſicheꝛe/ daß ich eurenthalben eine ſolche Schoͤn-
heit verlaſſen muͤſte/ welche ſich mit der euren gar
leicht in einen Wettſtreit einlaſſen koͤnte. Dieſe
nun hindan zu ſetzen/ und eure Liebe zu erfuͤllen/ er-
fodert Klugheit/ damit nicht vor der Zeit ſolches
in Ava kund/ und wir an unſerer Liebe verhindert
wuͤrden. So iſt denn vor allen Dingen noͤthig/
daß vorietzo auch der geringſte Verdacht/ welchen
unſere einſame Zuſammenkunfft nicht unbillich
erwecken kan/ vermieden werde. Dannenhero
erwartet der Zeit/ meidet mein Zimmer/ liebet in
der Stille/ und verſichert euch/ daß den Schluß
des Himmels nichts zu hintertreiben vermoͤge.
Ach armſelige Lorangy/ antwortete ſi darauff mit

thraͤ-
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[146/0166] Der Aſiatiſchen Baniſe. bezwingen konte/ nicht allzu verliebt anſtellen/ und auch ihr nicht alle Hoffnung benehmen wolte. Derohalben er ihr denn einen freundlichen Blick und dieſe Antwort ertheilte: Wertheſte Lorangy/ ich bin der Liebe nicht wuͤrdig/ womit ihr mir un- verdient zugethan ſeyd/ und erblicket hieraus nicht ungefehr einige Schickung der Goͤtter: weswe- gen ich denn thoͤrlich handelte/ wenn ich dieſem allzuhefftig wiederſtreben wolte; zumal ich nicht laͤugnen kan/ daß ſich durch eure Anmuth hin und wieder einige Funcken der Gegen-Liebe in mir entzuͤndet haben/ welche gewiß zu ihrer Vollkom- menheit gelangen moͤchten/ wo es anders der Goͤt- ter Wille iſt/ ſo man nur ſolche Liebes-Glut durch das Oel der Vorſicht/ ich will nicht ſagen/ Voll- ziehung keuſcher Liebe treulich unterhaͤlt. Denn ich ſicheꝛe/ daß ich eurenthalben eine ſolche Schoͤn- heit verlaſſen muͤſte/ welche ſich mit der euren gar leicht in einen Wettſtreit einlaſſen koͤnte. Dieſe nun hindan zu ſetzen/ und eure Liebe zu erfuͤllen/ er- fodert Klugheit/ damit nicht vor der Zeit ſolches in Ava kund/ und wir an unſerer Liebe verhindert wuͤrden. So iſt denn vor allen Dingen noͤthig/ daß vorietzo auch der geringſte Verdacht/ welchen unſere einſame Zuſammenkunfft nicht unbillich erwecken kan/ vermieden werde. Dannenhero erwartet der Zeit/ meidet mein Zimmer/ liebet in der Stille/ und verſichert euch/ daß den Schluß des Himmels nichts zu hintertreiben vermoͤge. Ach armſelige Lorangy/ antwortete ſi darauff mit thraͤ-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/166>, abgerufen am 21.11.2024.