Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. biß auff fernere Verordnung/ zu führen befahl.Wie sich nun Chaumigrem gantz Ava zu Feinden gemacht hatte/ also empfand er auch bey dieser Ge- legenheit den wircklichen Haß der Soldaten/ in- dem fast ieder Schritt mit einem Rippen-Stoß begleitet ward. Allein/ was Wunder? Chau- migrem war unter so unanständiger Begleitung kaum hundert Schritte von dem Garten gelan- get/ so kamen über fünffzig bewehrte Mann/ welche auff des Königs Befehl nicht allein den Chaumigrem mit seinem Anhange auff freyen Fuß stellten/ sondern auch die Wacht dargegen in gefängliche Hafft einzogen. Wie hefftig sol- ches meinen Printzen verdroß/ und wie unbillig solches von einem Vater/ ja von einem Monar- chen verfahren war/ dieses überlasse ich dero reif- ferem Nachdencken. Was wolten wir thun? Wir musten an der trockenen Rache/ welche Chau migrem von der Wache empfangen hatte/ ver- gnüget seyn/ und mein Printz verfügte sich voller Verdruß nach seinem Zimmer. Morgens dar- auff wurden so fort die Reichs-Räthe beruffen/ als ob ein grosser Feind verhanden wäre/ welchen der König den gestrigen Streit entdecket hatte/ mit Begehren/ ersprießlichen Rath zu ertheilen/ auff was Art und Weise solche Uneinigkeit möch- te beygeleget/ und der Printz mit Chaumigrem versöhnet werden. Chaumigrem hatte dieses kaum erfahren/ so war er unscheut vor den König und die Räthe getreten/ hatte mit hochtrabenden Wor-
Erſtes Buch. biß auff fernere Verordnung/ zu fuͤhren befahl.Wie ſich nun Chaumigrem gantz Ava zu Feinden gemacht hatte/ alſo empfand eꝛ auch bey dieſeꝛ Ge- legenheit den wircklichen Haß der Soldaten/ in- dem faſt ieder Schritt mit einem Rippen-Stoß begleitet ward. Allein/ was Wunder? Chau- migrem war unter ſo unanſtaͤndiger Begleitung kaum hundert Schritte von dem Garten gelan- get/ ſo kamen uͤber fuͤnffzig bewehrte Mann/ welche auff des Koͤnigs Befehl nicht allein den Chaumigrem mit ſeinem Anhange auff freyen Fuß ſtellten/ ſondern auch die Wacht dargegen in gefaͤngliche Hafft einzogen. Wie hefftig ſol- ches meinen Printzen verdroß/ und wie unbillig ſolches von einem Vater/ ja von einem Monar- chen verfahren war/ dieſes uͤberlaſſe ich dero reif- ferem Nachdencken. Was wolten wir thun? Wir muſten an der tꝛockenen Rache/ welche Chau migrem von der Wache empfangen hatte/ ver- gnuͤget ſeyn/ und mein Printz verfuͤgte ſich voller Verdruß nach ſeinem Zimmer. Morgens dar- auff wurden ſo fort die Reichs-Raͤthe beruffen/ als ob ein groſſer Feind verhanden waͤre/ welchen der Koͤnig den geſtrigen Streit entdecket hatte/ mit Begehren/ erſprießlichen Rath zu ertheilen/ auff was Art und Weiſe ſolche Uneinigkeit moͤch- te beygeleget/ und der Printz mit Chaumigrem verſoͤhnet werden. Chaumigrem hatte dieſes kaum erfahren/ ſo war er unſcheut vor den Koͤnig und die Raͤthe getreten/ hatte mit hochtrabenden Wor-
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Erſtes Buch.
biß auff fernere Verordnung/ zu fuͤhren befahl.
Wie ſich nun Chaumigrem gantz Ava zu Feinden
gemacht hatte/ alſo empfand eꝛ auch bey dieſeꝛ Ge-
legenheit den wircklichen Haß der Soldaten/ in-
dem faſt ieder Schritt mit einem Rippen-Stoß
begleitet ward. Allein/ was Wunder? Chau-
migrem war unter ſo unanſtaͤndiger Begleitung
kaum hundert Schritte von dem Garten gelan-
get/ ſo kamen uͤber fuͤnffzig bewehrte Mann/
welche auff des Koͤnigs Befehl nicht allein den
Chaumigrem mit ſeinem Anhange auff freyen
Fuß ſtellten/ ſondern auch die Wacht dargegen
in gefaͤngliche Hafft einzogen. Wie hefftig ſol-
ches meinen Printzen verdroß/ und wie unbillig
ſolches von einem Vater/ ja von einem Monar-
chen verfahren war/ dieſes uͤberlaſſe ich dero reif-
ferem Nachdencken. Was wolten wir thun?
Wir muſten an der tꝛockenen Rache/ welche Chau
migrem von der Wache empfangen hatte/ ver-
gnuͤget ſeyn/ und mein Printz verfuͤgte ſich voller
Verdruß nach ſeinem Zimmer. Morgens dar-
auff wurden ſo fort die Reichs-Raͤthe beruffen/
als ob ein groſſer Feind verhanden waͤre/ welchen
der Koͤnig den geſtrigen Streit entdecket hatte/
mit Begehren/ erſprießlichen Rath zu ertheilen/
auff was Art und Weiſe ſolche Uneinigkeit moͤch-
te beygeleget/ und der Printz mit Chaumigrem
verſoͤhnet werden. Chaumigrem hatte dieſes
kaum erfahren/ ſo war er unſcheut vor den Koͤnig
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