Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. meten/ als reine Sterne blicken lässet; da einebereits durch das Band der Liebe gebundene Ve- nus den Wechsel dermassen liebet/ daß öffters die sämmtlichen Planeten nicht gnugsam sind/ sie durch ihren Einfluß zu stillen. Und brennet ja noch wo ein reines Liecht/ welches sich keine Laster- Wolcke wil schwärtzen lassen/ so heissen dessen Strahlen einfältig/ und muß öffters von den an- dern einen verdrießlichen Gegenschein erdulden. Wenn aber ein solcher Stern Raum und Gele- genheit bekommt/ mit den Strahlen reiner Liebe zu spielen/ alsdenn ist meine Meynung erfüllet/ daß dessen Glantz und Beständigkeit viel hefftiger/ reiner und vollkommener sey/ als des vornehmsten Planetens der Wechsel-liebenden Manns-Bil- der. Jch muß/ erwiederte der Printz/ Beyfall geben/ weil meine Meynung auch vor bekandt angenommen wird; Und schliesse selbst/ daß ein tugendhafftes Frauenzimmer die reine Pflicht der Liebe viel genauer beobachtet/ als einig Manns- bild/ weiln sich solche iederzeit mehr Freyheit an- massen. Jndessen verbeut uns die Ermange- lung eines unpartheyischen Richters fernern Streit/ es wäre denn/ daß Scandor durch kurtze Eröffnung seiner Gedancken den Außschlag der Sachen thäte. Gnädigster Herr/ fielen meine Worte/ bey dieser Materie haben die Gedancken mehr Freyheit als die Worte/ daß es also viel sich[er]er ist zu schweigen/ als sich bey dem rachgie- rigen Frauenzimmer durch unzeitiges Urtheilen in
Der Aſiatiſchen Baniſe. meten/ als reine Sterne blicken laͤſſet; da einebereits durch das Band der Liebe gebundene Ve- nus den Wechſel dermaſſen liebet/ daß oͤffters die ſaͤmmtlichen Planeten nicht gnugſam ſind/ ſie durch ihren Einfluß zu ſtillen. Und brennet ja noch wo ein reines Liecht/ welches ſich keine Laſter- Wolcke wil ſchwaͤrtzen laſſen/ ſo heiſſen deſſen Strahlen einfaͤltig/ und muß oͤffters von den an- dern einen verdrießlichen Gegenſchein erdulden. Wenn aber ein ſolcher Stern Raum und Gele- genheit bekommt/ mit den Strahlen reiner Liebe zu ſpielen/ alsdenn iſt meine Meynung erfuͤllet/ daß deſſen Glantz und Beſtaͤndigkeit viel hefftiger/ reiner und vollkommener ſey/ als des vornehmſten Planetens der Wechſel-liebenden Manns-Bil- der. Jch muß/ erwiederte der Printz/ Beyfall geben/ weil meine Meynung auch vor bekandt angenommen wird; Und ſchlieſſe ſelbſt/ daß ein tugendhafftes Frauenzimmer die reine Pflicht der Liebe viel genauer beobachtet/ als einig Mañs- bild/ weiln ſich ſolche iederzeit mehr Freyheit an- maſſen. Jndeſſen verbeut uns die Ermange- lung eines unpartheyiſchen Richters fernern Streit/ es waͤre denn/ daß Scandor durch kurtze Eroͤffnung ſeiner Gedancken den Außſchlag der Sachen thaͤte. Gnaͤdigſter Herr/ fielen meine Worte/ bey dieſer Materie haben die Gedancken mehr Freyheit als die Worte/ daß es alſo viel ſich[er]er iſt zu ſchweigen/ als ſich bey dem rachgie- rigen Frauenzimmer durch unzeitiges Urtheilen in
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
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bereits durch das Band der Liebe gebundene Ve-
nus den Wechſel dermaſſen liebet/ daß oͤffters die
ſaͤmmtlichen Planeten nicht gnugſam ſind/ ſie
durch ihren Einfluß zu ſtillen. Und brennet ja
noch wo ein reines Liecht/ welches ſich keine Laſter-
Wolcke wil ſchwaͤrtzen laſſen/ ſo heiſſen deſſen
Strahlen einfaͤltig/ und muß oͤffters von den an-
dern einen verdrießlichen Gegenſchein erdulden.
Wenn aber ein ſolcher Stern Raum und Gele-
genheit bekommt/ mit den Strahlen reiner Liebe
zu ſpielen/ alsdenn iſt meine Meynung erfuͤllet/ daß
deſſen Glantz und Beſtaͤndigkeit viel hefftiger/
reiner und vollkommener ſey/ als des vornehmſten
Planetens der Wechſel-liebenden Manns-Bil-
der. Jch muß/ erwiederte der Printz/ Beyfall
geben/ weil meine Meynung auch vor bekandt
angenommen wird; Und ſchlieſſe ſelbſt/ daß ein
tugendhafftes Frauenzimmer die reine Pflicht
der Liebe viel genauer beobachtet/ als einig Mañs-
bild/ weiln ſich ſolche iederzeit mehr Freyheit an-
maſſen. Jndeſſen verbeut uns die Ermange-
lung eines unpartheyiſchen Richters fernern
Streit/ es waͤre denn/ daß Scandor durch kurtze
Eroͤffnung ſeiner Gedancken den Außſchlag der
Sachen thaͤte. Gnaͤdigſter Herr/ fielen meine
Worte/ bey dieſer Materie haben die Gedancken
mehr Freyheit als die Worte/ daß es alſo viel
ſicherer iſt zu ſchweigen/ als ſich bey dem rachgie-
rigen Frauenzimmer durch unzeitiges Urtheilen
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