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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
dete der Printz/ sondern ihr solt eure Liebe verän-
dern. Was? verändern? antwortete sie ängstig
nicht eher/ biß die Götter mein Leben in den Todt
verwandeln. Chaumigrem/ wolte der Printz fort-
fahren. Was/ Chaumigrem? fiel ihm die Prin-
ceßin in die Rede/ qvälet mich ja nicht mit diesem
ewig verhasseten Nahmen/ sondern entdecket doch/
worinnen die Veränderung meiner Liebe bestehen
soll. Hierinnen soll sie bestehen/ antwortete der
Printz/ daß sich eure zweiffelhaffte Furcht in ge-
wisse Zuversicht verwandeln/ und die Versiche-
rung des Geliebten euch hierzu verbinden soll. Ach
werthester Bruder/ bat sie seufftzende/ qvälet doch
mein vorhin geplagtes Gemüthe nicht ferner/ son-
dern erkläret mir eure dunckele Reden/ welche
mich mehr verwirren als unterrichten. Auff wel-
ches bewegliche Ersuchen sich mein Printz nicht
länger enthalten kunte/ ihr das vergüldete Paqvet-
gen/ welches ich unter meinem langen Ober-Rocke
verborgen trug/ zu überreichen: Welches bey Le-
sung der Uberschrifft eine solche Bestürtzung und
Freude in ihr verursachte/ daß die Farbe der
Wangen sich nach der Stirn zogen/ und also dem
gantzen Gesichte eine angenehme Röthe verur-
sachte. Endlich erbrach sie das völlige Paqvet
mit bebender Hand/ und laß zuförderst folgende
Zeilen ab:

Durchlauchtigste Princeßin!

DJe höchste Freude/ schönste Higvanama! so
mir Zeit meines Lebens begegnet/ ist/ daß ich

sie

Der Aſiatiſchen Baniſe.
dete der Printz/ ſondern ihr ſolt eure Liebe veraͤn-
dern. Was? veraͤndern? antwortete ſie aͤngſtig
nicht eher/ biß die Goͤtter mein Leben in den Todt
verwandeln. Chaumigrem/ wolte der Printz fort-
fahren. Was/ Chaumigrem? fiel ihm die Prin-
ceßin in die Rede/ qvaͤlet mich ja nicht mit dieſem
ewig verhaſſeten Nahmen/ ſondeꝛn entdecket doch/
worinnen die Veraͤnderung meiner Liebe beſtehen
ſoll. Hierinnen ſoll ſie beſtehen/ antwortete der
Printz/ daß ſich eure zweiffelhaffte Furcht in ge-
wiſſe Zuverſicht verwandeln/ und die Verſiche-
rung des Geliebten euch hierzu verbinden ſoll. Ach
wertheſter Bruder/ bat ſie ſeufftzende/ qvaͤlet doch
mein vorhin geplagtes Gemuͤthe nicht ferner/ ſon-
dern erklaͤret mir eure dunckele Reden/ welche
mich mehr verwirren als unterrichten. Auff wel-
ches bewegliche Erſuchen ſich mein Printz nicht
laͤnger enthalten kunte/ ihr das verguͤldete Paqvet-
gen/ welches ich unter meinem langen Ober-Rocke
verborgen trug/ zu uͤberreichen: Welches bey Le-
ſung der Uberſchrifft eine ſolche Beſtuͤrtzung und
Freude in ihr verurſachte/ daß die Farbe der
Wangen ſich nach der Stirn zogen/ und alſo dem
gantzen Geſichte eine angenehme Roͤthe verur-
ſachte. Endlich erbrach ſie das voͤllige Paqvet
mit bebender Hand/ und laß zufoͤrderſt folgende
Zeilen ab:

Durchlauchtigſte Princeßin!

DJe hoͤchſte Freude/ ſchoͤnſte Higvanama! ſo
mir Zeit meines Lebens begegnet/ iſt/ daß ich

ſie
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[95[94]/0114] Der Aſiatiſchen Baniſe. dete der Printz/ ſondern ihr ſolt eure Liebe veraͤn- dern. Was? veraͤndern? antwortete ſie aͤngſtig nicht eher/ biß die Goͤtter mein Leben in den Todt verwandeln. Chaumigrem/ wolte der Printz fort- fahren. Was/ Chaumigrem? fiel ihm die Prin- ceßin in die Rede/ qvaͤlet mich ja nicht mit dieſem ewig verhaſſeten Nahmen/ ſondeꝛn entdecket doch/ worinnen die Veraͤnderung meiner Liebe beſtehen ſoll. Hierinnen ſoll ſie beſtehen/ antwortete der Printz/ daß ſich eure zweiffelhaffte Furcht in ge- wiſſe Zuverſicht verwandeln/ und die Verſiche- rung des Geliebten euch hierzu verbinden ſoll. Ach wertheſter Bruder/ bat ſie ſeufftzende/ qvaͤlet doch mein vorhin geplagtes Gemuͤthe nicht ferner/ ſon- dern erklaͤret mir eure dunckele Reden/ welche mich mehr verwirren als unterrichten. Auff wel- ches bewegliche Erſuchen ſich mein Printz nicht laͤnger enthalten kunte/ ihr das verguͤldete Paqvet- gen/ welches ich unter meinem langen Ober-Rocke verborgen trug/ zu uͤberreichen: Welches bey Le- ſung der Uberſchrifft eine ſolche Beſtuͤrtzung und Freude in ihr verurſachte/ daß die Farbe der Wangen ſich nach der Stirn zogen/ und alſo dem gantzen Geſichte eine angenehme Roͤthe verur- ſachte. Endlich erbrach ſie das voͤllige Paqvet mit bebender Hand/ und laß zufoͤrderſt folgende Zeilen ab: Durchlauchtigſte Princeßin! DJe hoͤchſte Freude/ ſchoͤnſte Higvanama! ſo mir Zeit meines Lebens begegnet/ iſt/ daß ich ſie

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 95[94]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/114>, abgerufen am 17.09.2024.