Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. viele Ermunterungen des Königes kaum kontedazu gebracht werden/ daß er mit tieffem Seuff- tzen heraus brach: Ach wäre ich mit dieser Hoff- nung beseliget/ ich dürffte mit versicherter Gunst einer Cronwürdigen Gemahlin meinen Sebel ausziehen/ und mir eine Crone erobern/ so wäre mein Gemüthe beruhiget/ und meine Tapfferkeit solte mich ihrer bald würdig machen. Diese dun- ckele Worte konten dem Könige noch keinen Ver- stand eröffnen/ weswegen er denn begierigst nach- forschte: Wie? tapfferer Chaumigrem/ ist etwan eine verborgene Liebe/ die euer Gemüthe fesselt; entdecket sie uns ungescheuet/ es soll euch gerathen werden/ und solte alle Welt ihre Hülffe versagen. Chaumigrem sahe den König sehnlichst an/ und sagte mit schwacher Stimme: Ach! J. Majest. zwingen mich nicht hierzu/ indem sie selbsten mir diejenige Artzney versagen werden/ die mich bloß dem Tode entreissen kan. Der König saß hier- über in bestürtzten Gedancken/ und wuste nicht/ ob er schweigen/ oder ob er in seinem Anhalten fort- fahren solte? endlich brach er in diese nachdrück- liche Worte heraus: Chaumigrem/ entdecket eu- er Anliegen! Euch soll geholffen werden/ und solte auch mein Kind zum Opffer dienen. Diese Rede stürtzte den Chaumigrem von dem Lager zu des Königes Füssen/ welche er umfaßte/ und mit innig- stem Seufftzen diese Worte entfallen ließ: Ach/ Gnädigster Herr/ mein Blut ist viel zu wenig/ ein solches gnädiges Anerbieten auch nur im gering- sten
Der Aſiatiſchen Baniſe. viele Ermunterungen des Koͤniges kaum kontedazu gebracht werden/ daß er mit tieffem Seuff- tzen heraus brach: Ach waͤre ich mit dieſer Hoff- nung beſeliget/ ich duͤrffte mit verſicherter Gunſt einer Cronwuͤrdigen Gemahlin meinen Sebel ausziehen/ und mir eine Crone erobern/ ſo waͤre mein Gemuͤthe beruhiget/ und meine Tapfferkeit ſolte mich ihrer bald wuͤrdig machen. Dieſe dun- ckele Worte konten dem Koͤnige noch keinen Ver- ſtand eroͤffnen/ weswegen er denn begierigſt nach- forſchte: Wie? tapfferer Chaumigrem/ iſt etwan eine verborgene Liebe/ die euer Gemuͤthe feſſelt; entdecket ſie uns ungeſcheuet/ es ſoll euch gerathen werden/ und ſolte alle Welt ihre Huͤlffe verſagen. Chaumigrem ſahe den Koͤnig ſehnlichſt an/ und ſagte mit ſchwacher Stimme: Ach! J. Majeſt. zwingen mich nicht hierzu/ indem ſie ſelbſten mir diejenige Artzney verſagen werden/ die mich bloß dem Tode entreiſſen kan. Der Koͤnig ſaß hier- uͤber in beſtuͤrtzten Gedancken/ und wuſte nicht/ ob er ſchweigen/ oder ob er in ſeinem Anhalten fort- fahren ſolte? endlich brach er in dieſe nachdruͤck- liche Worte heraus: Chaumigrem/ entdecket eu- er Anliegen! Euch ſoll geholffen werden/ und ſolte auch mein Kind zum Opffer dienen. Dieſe Rede ſtuͤrtzte den Chaumigrem von dem Lager zu des Koͤniges Fuͤſſen/ welche er umfaßte/ und mit innig- ſtem Seufftzen dieſe Worte entfallen ließ: Ach/ Gnaͤdigſter Herr/ mein Blut iſt viel zu wenig/ ein ſolches gnaͤdiges Anerbieten auch nur im gering- ſten
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
viele Ermunterungen des Koͤniges kaum konte
dazu gebracht werden/ daß er mit tieffem Seuff-
tzen heraus brach: Ach waͤre ich mit dieſer Hoff-
nung beſeliget/ ich duͤrffte mit verſicherter Gunſt
einer Cronwuͤrdigen Gemahlin meinen Sebel
ausziehen/ und mir eine Crone erobern/ ſo waͤre
mein Gemuͤthe beruhiget/ und meine Tapfferkeit
ſolte mich ihrer bald wuͤrdig machen. Dieſe dun-
ckele Worte konten dem Koͤnige noch keinen Ver-
ſtand eroͤffnen/ weswegen er denn begierigſt nach-
forſchte: Wie? tapfferer Chaumigrem/ iſt etwan
eine verborgene Liebe/ die euer Gemuͤthe feſſelt;
entdecket ſie uns ungeſcheuet/ es ſoll euch gerathen
werden/ und ſolte alle Welt ihre Huͤlffe verſagen.
Chaumigrem ſahe den Koͤnig ſehnlichſt an/ und
ſagte mit ſchwacher Stimme: Ach! J. Majeſt.
zwingen mich nicht hierzu/ indem ſie ſelbſten mir
diejenige Artzney verſagen werden/ die mich bloß
dem Tode entreiſſen kan. Der Koͤnig ſaß hier-
uͤber in beſtuͤrtzten Gedancken/ und wuſte nicht/ ob
er ſchweigen/ oder ob er in ſeinem Anhalten fort-
fahren ſolte? endlich brach er in dieſe nachdruͤck-
liche Worte heraus: Chaumigrem/ entdecket eu-
er Anliegen! Euch ſoll geholffen werden/ und ſolte
auch mein Kind zum Opffer dienen. Dieſe Rede
ſtuͤrtzte den Chaumigrem von dem Lager zu des
Koͤniges Fuͤſſen/ welche er umfaßte/ und mit innig-
ſtem Seufftzen dieſe Worte entfallen ließ: Ach/
Gnaͤdigſter Herr/ mein Blut iſt viel zu wenig/ ein
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