Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Absichten zwingen können, die ihr gut und
edel nennt, die Folgen davon sollen deine
Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge-
winn seyn.

Faust. Das wäre mehr, wenn es kein
Teufel sagte.

Teufel. Wer kann sich rühmen, den Teu-
fel zu guten Werken gezwungen zu haben.
Laß diesen Gedanken nur immer dein Herz
aufschwellen. -- Faust, tritt aus deinem
Kreiße!

Faust. Noch ist es nicht Zeit.

Teufel. Fürchtest du mich? Ich sage dir,
du sollst das Stundenglas deiner Zeit nach
Gefallen zerschlagen! Faust, ich fülle den
Becher des Genußes für dich, voll und rau-
schend -- so ward er noch keinem Sterbli-
chen gefüllt. Deine Nerven sollen ablau-
fen, bevor du den Rand beleckt hast. Zäh-
le den Sand am Meere, dann magst du die
Zahl der Freuden zählen, die ich hier auf
den Boden vor dich schütte.

Hierauf stellt er ein[ - 2 Zeichen fehlen] Kasten
voll Gold vor den Kreiß. Als-
dann geht die Gestalt der Bürger-
meisterin und ein Zug blühender
Schönen vorüber
.

Faust.

Abſichten zwingen koͤnnen, die ihr gut und
edel nennt, die Folgen davon ſollen deine
Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge-
winn ſeyn.

Fauſt. Das waͤre mehr, wenn es kein
Teufel ſagte.

Teufel. Wer kann ſich ruͤhmen, den Teu-
fel zu guten Werken gezwungen zu haben.
Laß dieſen Gedanken nur immer dein Herz
aufſchwellen. — Fauſt, tritt aus deinem
Kreiße!

Fauſt. Noch iſt es nicht Zeit.

Teufel. Fuͤrchteſt du mich? Ich ſage dir,
du ſollſt das Stundenglas deiner Zeit nach
Gefallen zerſchlagen! Fauſt, ich fuͤlle den
Becher des Genußes fuͤr dich, voll und rau-
ſchend — ſo ward er noch keinem Sterbli-
chen gefuͤllt. Deine Nerven ſollen ablau-
fen, bevor du den Rand beleckt haſt. Zaͤh-
le den Sand am Meere, dann magſt du die
Zahl der Freuden zaͤhlen, die ich hier auf
den Boden vor dich ſchuͤtte.

Hierauf ſtellt er ein[ – 2 Zeichen fehlen] Kaſten
voll Gold vor den Kreiß. Als-
dann geht die Geſtalt der Buͤrger-
meiſterin und ein Zug bluͤhender
Schoͤnen voruͤber
.

Fauſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="76"/>
Ab&#x017F;ichten zwingen ko&#x0364;nnen, die ihr gut und<lb/>
edel nennt, die Folgen davon &#x017F;ollen deine<lb/>
Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge-<lb/>
winn &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Das wa&#x0364;re mehr, wenn es kein<lb/>
Teufel &#x017F;agte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Wer kann &#x017F;ich ru&#x0364;hmen, den Teu-<lb/>
fel zu guten Werken gezwungen zu haben.<lb/>
Laß die&#x017F;en Gedanken nur immer dein Herz<lb/>
auf&#x017F;chwellen. &#x2014; Fau&#x017F;t, tritt aus deinem<lb/>
Kreiße!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Noch i&#x017F;t es nicht Zeit.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Fu&#x0364;rchte&#x017F;t du mich? Ich &#x017F;age dir,<lb/>
du &#x017F;oll&#x017F;t das Stundenglas deiner Zeit nach<lb/>
Gefallen zer&#x017F;chlagen! Fau&#x017F;t, ich fu&#x0364;lle den<lb/>
Becher des Genußes fu&#x0364;r dich, voll und rau-<lb/>
&#x017F;chend &#x2014; &#x017F;o ward er noch keinem Sterbli-<lb/>
chen gefu&#x0364;llt. Deine Nerven &#x017F;ollen ablau-<lb/>
fen, bevor du den Rand beleckt ha&#x017F;t. Za&#x0364;h-<lb/>
le den Sand am Meere, dann mag&#x017F;t du die<lb/>
Zahl der Freuden za&#x0364;hlen, die ich hier auf<lb/>
den Boden vor dich &#x017F;chu&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Hierauf &#x017F;tellt er ein<gap unit="chars" quantity="2"/> Ka&#x017F;ten<lb/>
voll Gold vor den Kreiß. Als-<lb/>
dann geht die Ge&#x017F;talt der Bu&#x0364;rger-<lb/>
mei&#x017F;terin und ein Zug blu&#x0364;hender<lb/>
Scho&#x0364;nen voru&#x0364;ber</hi>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0087] Abſichten zwingen koͤnnen, die ihr gut und edel nennt, die Folgen davon ſollen deine Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge- winn ſeyn. Fauſt. Das waͤre mehr, wenn es kein Teufel ſagte. Teufel. Wer kann ſich ruͤhmen, den Teu- fel zu guten Werken gezwungen zu haben. Laß dieſen Gedanken nur immer dein Herz aufſchwellen. — Fauſt, tritt aus deinem Kreiße! Fauſt. Noch iſt es nicht Zeit. Teufel. Fuͤrchteſt du mich? Ich ſage dir, du ſollſt das Stundenglas deiner Zeit nach Gefallen zerſchlagen! Fauſt, ich fuͤlle den Becher des Genußes fuͤr dich, voll und rau- ſchend — ſo ward er noch keinem Sterbli- chen gefuͤllt. Deine Nerven ſollen ablau- fen, bevor du den Rand beleckt haſt. Zaͤh- le den Sand am Meere, dann magſt du die Zahl der Freuden zaͤhlen, die ich hier auf den Boden vor dich ſchuͤtte. Hierauf ſtellt er ein__ Kaſten voll Gold vor den Kreiß. Als- dann geht die Geſtalt der Buͤrger- meiſterin und ein Zug bluͤhender Schoͤnen voruͤber. Fauſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/87
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/87>, abgerufen am 23.11.2024.