Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Ahndung davon würde dich in Staub ver-
wandeln, und wenn du die Kraft des Men-
schengeschlechts, vom ersten bis zum letzten
Sünder in deiner Brust trügest. Dringe
weiter nicht in mich.

Faust. Ich will und bin bestimmt.

Teufel. Du flößest mir Ehrfurcht und
Mitleid ein.

Faust. Ich fordere nur Gehorsam.

Teufel. So hadere mit dem, der eine Fa-
ckel in dir angezündet hat, die dich aufbren-
nen muß, wenn sie die Furcht nicht aus-
bläst.

Faust. Ich habe es gethan, und umsonst.
Gehorche!

Teufel. Unzubefriedigender! Nun so wis-
se, daß auch der Teufel seine Gränzen hat.
Seitdem wir gefallen sind, haben wir die
Vorbildung der erhabenen Geheimnisse, bis
auf die Sprache, sie zu bezeichnen, verloh-
ren. Nur die unbefleckten Geister jener
Welt vermögen sie zu denken und zu be-
singen.

Faust.
E 2

Ahndung davon wuͤrde dich in Staub ver-
wandeln, und wenn du die Kraft des Men-
ſchengeſchlechts, vom erſten bis zum letzten
Suͤnder in deiner Bruſt truͤgeſt. Dringe
weiter nicht in mich.

Fauſt. Ich will und bin beſtimmt.

Teufel. Du floͤßeſt mir Ehrfurcht und
Mitleid ein.

Fauſt. Ich fordere nur Gehorſam.

Teufel. So hadere mit dem, der eine Fa-
ckel in dir angezuͤndet hat, die dich aufbren-
nen muß, wenn ſie die Furcht nicht aus-
blaͤſt.

Fauſt. Ich habe es gethan, und umſonſt.
Gehorche!

Teufel. Unzubefriedigender! Nun ſo wiſ-
ſe, daß auch der Teufel ſeine Graͤnzen hat.
Seitdem wir gefallen ſind, haben wir die
Vorbildung der erhabenen Geheimniſſe, bis
auf die Sprache, ſie zu bezeichnen, verloh-
ren. Nur die unbefleckten Geiſter jener
Welt vermoͤgen ſie zu denken und zu be-
ſingen.

Fauſt.
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="67"/>
Ahndung davon wu&#x0364;rde dich in Staub ver-<lb/>
wandeln, und wenn du die Kraft des Men-<lb/>
&#x017F;chenge&#x017F;chlechts, vom er&#x017F;ten bis zum letzten<lb/>
Su&#x0364;nder in deiner Bru&#x017F;t tru&#x0364;ge&#x017F;t. Dringe<lb/>
weiter nicht in mich.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Ich will und bin be&#x017F;timmt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Du flo&#x0364;ße&#x017F;t mir Ehrfurcht und<lb/>
Mitleid ein.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Ich fordere nur Gehor&#x017F;am.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. So hadere mit dem, der eine Fa-<lb/>
ckel in dir angezu&#x0364;ndet hat, die dich aufbren-<lb/>
nen muß, wenn &#x017F;ie die Furcht nicht aus-<lb/>
bla&#x0364;&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Ich habe es gethan, und um&#x017F;on&#x017F;t.<lb/>
Gehorche!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Unzubefriedigender! Nun &#x017F;o wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, daß auch der Teufel &#x017F;eine Gra&#x0364;nzen hat.<lb/>
Seitdem wir gefallen &#x017F;ind, haben wir die<lb/>
Vorbildung der erhabenen Geheimni&#x017F;&#x017F;e, bis<lb/>
auf die Sprache, &#x017F;ie zu bezeichnen, verloh-<lb/>
ren. Nur die unbefleckten Gei&#x017F;ter jener<lb/>
Welt vermo&#x0364;gen &#x017F;ie zu denken und zu be-<lb/>
&#x017F;ingen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0078] Ahndung davon wuͤrde dich in Staub ver- wandeln, und wenn du die Kraft des Men- ſchengeſchlechts, vom erſten bis zum letzten Suͤnder in deiner Bruſt truͤgeſt. Dringe weiter nicht in mich. Fauſt. Ich will und bin beſtimmt. Teufel. Du floͤßeſt mir Ehrfurcht und Mitleid ein. Fauſt. Ich fordere nur Gehorſam. Teufel. So hadere mit dem, der eine Fa- ckel in dir angezuͤndet hat, die dich aufbren- nen muß, wenn ſie die Furcht nicht aus- blaͤſt. Fauſt. Ich habe es gethan, und umſonſt. Gehorche! Teufel. Unzubefriedigender! Nun ſo wiſ- ſe, daß auch der Teufel ſeine Graͤnzen hat. Seitdem wir gefallen ſind, haben wir die Vorbildung der erhabenen Geheimniſſe, bis auf die Sprache, ſie zu bezeichnen, verloh- ren. Nur die unbefleckten Geiſter jener Welt vermoͤgen ſie zu denken und zu be- ſingen. Fauſt. E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/78
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/78>, abgerufen am 04.05.2024.