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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Hierauf wurde der vornehmste Adel des
dunklen Reichs zur Anbetung, dem Kniebeu-
gen, Handkusse, das heißt zum Glückwunsch
zugelassen, und ich habe bisher noch nicht
entdecken können, ob der Satan diese hün-
dische Gebräuche der Hofhaltung der [Für]sten der Erde; oder ob sie dieselben der sei-
nen nachgeäfft haben.

6.

Nun warfen sich die frohlockenden Teu-
fel an die Tische, und fielen über das zuge-
richtete Mahl her. Die Becher erklangen,
die Seelen knarrten unter ihren scharfen
Zähnen, und man trank des Satans, Faust's,
der Klerisey, der Tyrannen der Erde, künf-
tiger und lebender Autoren Gesundheit, un-
ter dem Knall der höllischen Artillerie. Um
das Fest recht glänzend zu machen, fuhren
die Aufseher der Ergötzungen des Satans,
nach den Sümpfen der Verdammten, trie-
ben die brennenden Seelen heraus, und jag-
ten sie über die Tafeln, die düstre Scene zu

erleuch-
C 4

Hierauf wurde der vornehmſte Adel des
dunklen Reichs zur Anbetung, dem Kniebeu-
gen, Handkuſſe, das heißt zum Gluͤckwunſch
zugelaſſen, und ich habe bisher noch nicht
entdecken koͤnnen, ob der Satan dieſe huͤn-
diſche Gebraͤuche der Hofhaltung der [Fuͤr]ſten der Erde; oder ob ſie dieſelben der ſei-
nen nachgeaͤfft haben.

6.

Nun warfen ſich die frohlockenden Teu-
fel an die Tiſche, und fielen uͤber das zuge-
richtete Mahl her. Die Becher erklangen,
die Seelen knarrten unter ihren ſcharfen
Zaͤhnen, und man trank des Satans, Fauſt’s,
der Kleriſey, der Tyrannen der Erde, kuͤnf-
tiger und lebender Autoren Geſundheit, un-
ter dem Knall der hoͤlliſchen Artillerie. Um
das Feſt recht glaͤnzend zu machen, fuhren
die Aufſeher der Ergoͤtzungen des Satans,
nach den Suͤmpfen der Verdammten, trie-
ben die brennenden Seelen heraus, und jag-
ten ſie uͤber die Tafeln, die duͤſtre Scene zu

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[39/0050] Hierauf wurde der vornehmſte Adel des dunklen Reichs zur Anbetung, dem Kniebeu- gen, Handkuſſe, das heißt zum Gluͤckwunſch zugelaſſen, und ich habe bisher noch nicht entdecken koͤnnen, ob der Satan dieſe huͤn- diſche Gebraͤuche der Hofhaltung der Fuͤrſten der Erde; oder ob ſie dieſelben der ſei- nen nachgeaͤfft haben. 6. Nun warfen ſich die frohlockenden Teu- fel an die Tiſche, und fielen uͤber das zuge- richtete Mahl her. Die Becher erklangen, die Seelen knarrten unter ihren ſcharfen Zaͤhnen, und man trank des Satans, Fauſt’s, der Kleriſey, der Tyrannen der Erde, kuͤnf- tiger und lebender Autoren Geſundheit, un- ter dem Knall der hoͤlliſchen Artillerie. Um das Feſt recht glaͤnzend zu machen, fuhren die Aufſeher der Ergoͤtzungen des Satans, nach den Suͤmpfen der Verdammten, trie- ben die brennenden Seelen heraus, und jag- ten ſie uͤber die Tafeln, die duͤſtre Scene zu erleuch- C 4

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/50>, abgerufen am 22.11.2024.