den und vergiften ließest? und doch bist du Papst, Rom zittert vor dir, und die ganze Christenheit betet dich an. Sieh, so viel kommt darauf an, in welcher Lage man sich befindet, wenn man Verbrechen begeht. Ich bin beyder Mutter, Roderico, und wußte, daß Cäsar den Francisco ermorden würde.
Papst. Ha der Abscheulichen!
Vanosa. Bin ichs, so bin ich es nur in deiner Schule geworden. Der kalte, be- dächtliche, sanfte Francisco, mußte dem feu- rigen, unternehmenden Cäsar Platz machen, damit dieser die glänzenden Hoffnungen er- fülle, die du meinem Busen vertraut hast, als du den päpstlichen Stuhl bestiegst. Francisco war zum Mönch gebohren, mein Cäsar zum Helden, und darum nannte ich ihn so im prophetischen Geiste. Nur er ist fähig, alle die kleinen und großen Tyrannen Italiens zu vernichten, und sich eine Krone zu erkämpfen. Er muß Gonfalonier des päpstlichen Stuhls werden, und die Bor-
gias
den und vergiften ließeſt? und doch biſt du Papſt, Rom zittert vor dir, und die ganze Chriſtenheit betet dich an. Sieh, ſo viel kommt darauf an, in welcher Lage man ſich befindet, wenn man Verbrechen begeht. Ich bin beyder Mutter, Roderico, und wußte, daß Caͤſar den Francisco ermorden wuͤrde.
Papſt. Ha der Abſcheulichen!
Vanoſa. Bin ichs, ſo bin ich es nur in deiner Schule geworden. Der kalte, be- daͤchtliche, ſanfte Francisco, mußte dem feu- rigen, unternehmenden Caͤſar Platz machen, damit dieſer die glaͤnzenden Hoffnungen er- fuͤlle, die du meinem Buſen vertraut haſt, als du den paͤpſtlichen Stuhl beſtiegſt. Francisco war zum Moͤnch gebohren, mein Caͤſar zum Helden, und darum nannte ich ihn ſo im prophetiſchen Geiſte. Nur er iſt faͤhig, alle die kleinen und großen Tyrannen Italiens zu vernichten, und ſich eine Krone zu erkaͤmpfen. Er muß Gonfalonier des paͤpſtlichen Stuhls werden, und die Bor-
gias
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den und vergiften ließeſt? und doch biſt du
Papſt, Rom zittert vor dir, und die ganze
Chriſtenheit betet dich an. Sieh, ſo viel
kommt darauf an, in welcher Lage man
ſich befindet, wenn man Verbrechen begeht.
Ich bin beyder Mutter, Roderico, und
wußte, daß Caͤſar den Francisco ermorden
wuͤrde.
Papſt. Ha der Abſcheulichen!
Vanoſa. Bin ichs, ſo bin ich es nur in
deiner Schule geworden. Der kalte, be-
daͤchtliche, ſanfte Francisco, mußte dem feu-
rigen, unternehmenden Caͤſar Platz machen,
damit dieſer die glaͤnzenden Hoffnungen er-
fuͤlle, die du meinem Buſen vertraut haſt,
als du den paͤpſtlichen Stuhl beſtiegſt.
Francisco war zum Moͤnch gebohren, mein
Caͤſar zum Helden, und darum nannte ich
ihn ſo im prophetiſchen Geiſte. Nur er iſt
faͤhig, alle die kleinen und großen Tyrannen
Italiens zu vernichten, und ſich eine Krone
zu erkaͤmpfen. Er muß Gonfalonier des
paͤpſtlichen Stuhls werden, und die Bor-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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