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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"oder Neigung für seine Wissenschaft, den
"geräderten Mörder heilet; ich will dir nun
"Naturkündiger zeigen, die um Geheimnis-
"se zu erforschen, die ihr nie ergründen
"werdet, ihre Brüder lebendig schinden.
"Du scheinst zu zweifeln? Komm und über-
"zeuge dich. Wir wollen zwey Doktoren
"vorstellen."

Er führte ihn in das entlegne Haus, sie
traten in das gewölbte Arbeitszimmer, das
kein Tageslicht erleuchtete. Hier sahen sie
die Naturkündiger einen dieser Unglückli-
chen, dessen Fleisch unter ihren Händen zit-
terte, und dessen aufgerißne Brust unter
dem peinlichsten Schmerz sich hub, zerschnei-
den, und hörten sie über ihre Entdeckungen
reden und streiten, als wenn sie eine Blume
zergliederten. Sie waren mit ihrem Ge-
genstand so beschäftigt, daß sie den Teufel
und Fausten nicht einmal wahrnahmen.
Faust fühlte Zuckungen in all seinen Ner-
ven, er stürzte hinaus, schlug sich vor die
Stirne, und gebot dem Teufel, das Haus

über

„oder Neigung fuͤr ſeine Wiſſenſchaft, den
„geraͤderten Moͤrder heilet; ich will dir nun
„Naturkuͤndiger zeigen, die um Geheimniſ-
„ſe zu erforſchen, die ihr nie ergruͤnden
„werdet, ihre Bruͤder lebendig ſchinden.
„Du ſcheinſt zu zweifeln? Komm und uͤber-
„zeuge dich. Wir wollen zwey Doktoren
„vorſtellen.“

Er fuͤhrte ihn in das entlegne Haus, ſie
traten in das gewoͤlbte Arbeitszimmer, das
kein Tageslicht erleuchtete. Hier ſahen ſie
die Naturkuͤndiger einen dieſer Ungluͤckli-
chen, deſſen Fleiſch unter ihren Haͤnden zit-
terte, und deſſen aufgerißne Bruſt unter
dem peinlichſten Schmerz ſich hub, zerſchnei-
den, und hoͤrten ſie uͤber ihre Entdeckungen
reden und ſtreiten, als wenn ſie eine Blume
zergliederten. Sie waren mit ihrem Ge-
genſtand ſo beſchaͤftigt, daß ſie den Teufel
und Fauſten nicht einmal wahrnahmen.
Fauſt fuͤhlte Zuckungen in all ſeinen Ner-
ven, er ſtuͤrzte hinaus, ſchlug ſich vor die
Stirne, und gebot dem Teufel, das Haus

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[276/0287] „oder Neigung fuͤr ſeine Wiſſenſchaft, den „geraͤderten Moͤrder heilet; ich will dir nun „Naturkuͤndiger zeigen, die um Geheimniſ- „ſe zu erforſchen, die ihr nie ergruͤnden „werdet, ihre Bruͤder lebendig ſchinden. „Du ſcheinſt zu zweifeln? Komm und uͤber- „zeuge dich. Wir wollen zwey Doktoren „vorſtellen.“ Er fuͤhrte ihn in das entlegne Haus, ſie traten in das gewoͤlbte Arbeitszimmer, das kein Tageslicht erleuchtete. Hier ſahen ſie die Naturkuͤndiger einen dieſer Ungluͤckli- chen, deſſen Fleiſch unter ihren Haͤnden zit- terte, und deſſen aufgerißne Bruſt unter dem peinlichſten Schmerz ſich hub, zerſchnei- den, und hoͤrten ſie uͤber ihre Entdeckungen reden und ſtreiten, als wenn ſie eine Blume zergliederten. Sie waren mit ihrem Ge- genſtand ſo beſchaͤftigt, daß ſie den Teufel und Fauſten nicht einmal wahrnahmen. Fauſt fuͤhlte Zuckungen in all ſeinen Ner- ven, er ſtuͤrzte hinaus, ſchlug ſich vor die Stirne, und gebot dem Teufel, das Haus uͤber

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/287>, abgerufen am 25.11.2024.