Der Wundarzt schauderte zurück, und als er sich von seinem Schrecken erholt hatte, fuhr der Gedanke durch seinen Sinn: ob es nicht möglich sey, diesen Unglücklichen durch seine Kunst wieder herzustellen. Er sprach mit seinem Diener, nahm den Mörder von dem Rade herunter, legte ihn sanft auf sei- nen Wagen, führte ihn nach seiner Woh- nung, und unternahm seine Heilung, die glücklich von statten gieng. Er hatte er- fahren, daß das Parlament hundert Pfund dem zur Belohnung ausgesetzt hätte, der es anzeigen würde, wer diesen Mörder vom Rade genommen. Beym Abschied entdeck- te er dem Mörder dieses, gab ihm Geld zur Reise, und rieth ihm, sich ja nicht in Pa- ris aufzuhalten. Das erste was dieser Elende that, war hinzugehen, seinen Wohl- thäter bey dem Parlement anzugeben, um die hundert Pfund zu erhalten. Die Wan- gen der Richter, die so selten erblassen, wur- den bleich bey dieser Anzeige, denn er gestund grade zu, er selbst sey jener Mörder, den
das
Der Wundarzt ſchauderte zuruͤck, und als er ſich von ſeinem Schrecken erholt hatte, fuhr der Gedanke durch ſeinen Sinn: ob es nicht moͤglich ſey, dieſen Ungluͤcklichen durch ſeine Kunſt wieder herzuſtellen. Er ſprach mit ſeinem Diener, nahm den Moͤrder von dem Rade herunter, legte ihn ſanft auf ſei- nen Wagen, fuͤhrte ihn nach ſeiner Woh- nung, und unternahm ſeine Heilung, die gluͤcklich von ſtatten gieng. Er hatte er- fahren, daß das Parlament hundert Pfund dem zur Belohnung ausgeſetzt haͤtte, der es anzeigen wuͤrde, wer dieſen Moͤrder vom Rade genommen. Beym Abſchied entdeck- te er dem Moͤrder dieſes, gab ihm Geld zur Reiſe, und rieth ihm, ſich ja nicht in Pa- ris aufzuhalten. Das erſte was dieſer Elende that, war hinzugehen, ſeinen Wohl- thaͤter bey dem Parlement anzugeben, um die hundert Pfund zu erhalten. Die Wan- gen der Richter, die ſo ſelten erblaſſen, wur- den bleich bey dieſer Anzeige, denn er geſtund grade zu, er ſelbſt ſey jener Moͤrder, den
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Der Wundarzt ſchauderte zuruͤck, und als
er ſich von ſeinem Schrecken erholt hatte,
fuhr der Gedanke durch ſeinen Sinn: ob es
nicht moͤglich ſey, dieſen Ungluͤcklichen durch
ſeine Kunſt wieder herzuſtellen. Er ſprach
mit ſeinem Diener, nahm den Moͤrder von
dem Rade herunter, legte ihn ſanft auf ſei-
nen Wagen, fuͤhrte ihn nach ſeiner Woh-
nung, und unternahm ſeine Heilung, die
gluͤcklich von ſtatten gieng. Er hatte er-
fahren, daß das Parlament hundert Pfund
dem zur Belohnung ausgeſetzt haͤtte, der es
anzeigen wuͤrde, wer dieſen Moͤrder vom
Rade genommen. Beym Abſchied entdeck-
te er dem Moͤrder dieſes, gab ihm Geld zur
Reiſe, und rieth ihm, ſich ja nicht in Pa-
ris aufzuhalten. Das erſte was dieſer
Elende that, war hinzugehen, ſeinen Wohl-
thaͤter bey dem Parlement anzugeben, um
die hundert Pfund zu erhalten. Die Wan-
gen der Richter, die ſo ſelten erblaſſen, wur-
den bleich bey dieſer Anzeige, denn er geſtund
grade zu, er ſelbſt ſey jener Moͤrder, den
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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