Man saß eines Abends sehr munter be[y] Tische, der Teufel ergözte die Gesellschaft mit lustigen Schwänken, Faust warf sein Netz auf die künftige Nacht nach einer mun- tern Französin, sie beantwortete sein Spiel nach seinem Wunsche, alles war heiter, als auf einmal der fürchterliche Tod der Freu- de ein Ende machte. Der Benediktiner hatte eine Schüssel der schönsten und größten Pfirsichen zum Geschenk erhalten, die er zum Nachtisch auftragen ließ, und dem Prinzen die köstlichste mit einer lächelnden und from- men Miene hinreichte. Der Prinz theilte sie mit seiner Geliebten, und sie aßen beyde die Pfirsiche ohne Verdacht. Man stund auf. Der Mönch sprach das gratias tibi, mit Salbung und verschwand. Der Teu- fel wollte eben anfangen, eine neue Fratze zu erzählen, als die Dame Montserau einen Schrey des heftigsten Schmerzes ausstieß. Ihr schönes Gesicht verzerrte sich plötzlich. Ihre Lippen wurden blau, und die Blässe des Todes deckte ihre blühenden Wangen.
Der
Q 4
Man ſaß eines Abends ſehr munter be[y] Tiſche, der Teufel ergoͤzte die Geſellſchaft mit luſtigen Schwaͤnken, Fauſt warf ſein Netz auf die kuͤnftige Nacht nach einer mun- tern Franzoͤſin, ſie beantwortete ſein Spiel nach ſeinem Wunſche, alles war heiter, als auf einmal der fuͤrchterliche Tod der Freu- de ein Ende machte. Der Benediktiner hatte eine Schuͤſſel der ſchoͤnſten und groͤßten Pfirſichen zum Geſchenk erhalten, die er zum Nachtiſch auftragen ließ, und dem Prinzen die koͤſtlichſte mit einer laͤchelnden und from- men Miene hinreichte. Der Prinz theilte ſie mit ſeiner Geliebten, und ſie aßen beyde die Pfirſiche ohne Verdacht. Man ſtund auf. Der Moͤnch ſprach das gratias tibi, mit Salbung und verſchwand. Der Teu- fel wollte eben anfangen, eine neue Fratze zu erzaͤhlen, als die Dame Montſerau einen Schrey des heftigſten Schmerzes ausſtieß. Ihr ſchoͤnes Geſicht verzerrte ſich ploͤtzlich. Ihre Lippen wurden blau, und die Blaͤſſe des Todes deckte ihre bluͤhenden Wangen.
Der
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Man ſaß eines Abends ſehr munter bey
Tiſche, der Teufel ergoͤzte die Geſellſchaft
mit luſtigen Schwaͤnken, Fauſt warf ſein
Netz auf die kuͤnftige Nacht nach einer mun-
tern Franzoͤſin, ſie beantwortete ſein Spiel
nach ſeinem Wunſche, alles war heiter, als
auf einmal der fuͤrchterliche Tod der Freu-
de ein Ende machte. Der Benediktiner hatte
eine Schuͤſſel der ſchoͤnſten und groͤßten
Pfirſichen zum Geſchenk erhalten, die er zum
Nachtiſch auftragen ließ, und dem Prinzen
die koͤſtlichſte mit einer laͤchelnden und from-
men Miene hinreichte. Der Prinz theilte
ſie mit ſeiner Geliebten, und ſie aßen beyde
die Pfirſiche ohne Verdacht. Man ſtund
auf. Der Moͤnch ſprach das gratias tibi,
mit Salbung und verſchwand. Der Teu-
fel wollte eben anfangen, eine neue Fratze
zu erzaͤhlen, als die Dame Montſerau einen
Schrey des heftigſten Schmerzes ausſtieß.
Ihr ſchoͤnes Geſicht verzerrte ſich ploͤtzlich.
Ihre Lippen wurden blau, und die Blaͤſſe
des Todes deckte ihre bluͤhenden Wangen.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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