"der Amtmann meinen Mann beständig mit "Pfändung bedrohte, so wollte er heute ein "gemästetes Kalb mit dem lezten Paar Och- "sen nach Frankfurth führen, sie zu verkau- "fen, um die Gebühren zu bezahlen. Als "er aus dem Hofe fuhr, kam der Haushof- "meister des Bischofs, und verlangte das "Kalb für die fürstliche Tafel. Mein Mann "stellte ihm seine Noth vor, bat ihn, die "Ungerechtigkeit zu bedenken, daß er das "Kalb für nichts hingeben sollte, das man "ihm in Frankfurth theuer bezahlen würde. "Der Haushofmeister sagte: er wisse doch "wohl, daß kein Bauer etwas über die "Gränze führen dürfte, was ihm anstünde. "Der Amtmann kam mit den Schergen da- "zu, anstatt meinem Manne beyzustehen, "ließ er die Ochsen ausspannen, der Haus- "hofmeister nahm darauf das Kalb, mich "trieben die Schergen mit den Kindern von "Haus und Hof, und mein Mann schnitt "sich in der Scheune aus Verzweiflung der "Hals ab, während sie unser Haab und
"Guth
„der Amtmann meinen Mann beſtaͤndig mit „Pfaͤndung bedrohte, ſo wollte er heute ein „gemaͤſtetes Kalb mit dem lezten Paar Och- „ſen nach Frankfurth fuͤhren, ſie zu verkau- „fen, um die Gebuͤhren zu bezahlen. Als „er aus dem Hofe fuhr, kam der Haushof- „meiſter des Biſchofs, und verlangte das „Kalb fuͤr die fuͤrſtliche Tafel. Mein Mann „ſtellte ihm ſeine Noth vor, bat ihn, die „Ungerechtigkeit zu bedenken, daß er das „Kalb fuͤr nichts hingeben ſollte, das man „ihm in Frankfurth theuer bezahlen wuͤrde. „Der Haushofmeiſter ſagte: er wiſſe doch „wohl, daß kein Bauer etwas uͤber die „Graͤnze fuͤhren duͤrfte, was ihm anſtuͤnde. „Der Amtmann kam mit den Schergen da- „zu, anſtatt meinem Manne beyzuſtehen, „ließ er die Ochſen ausſpannen, der Haus- „hofmeiſter nahm darauf das Kalb, mich „trieben die Schergen mit den Kindern von „Haus und Hof, und mein Mann ſchnitt „ſich in der Scheune aus Verzweiflung der „Hals ab, waͤhrend ſie unſer Haab und
„Guth
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„der Amtmann meinen Mann beſtaͤndig mit
„Pfaͤndung bedrohte, ſo wollte er heute ein
„gemaͤſtetes Kalb mit dem lezten Paar Och-
„ſen nach Frankfurth fuͤhren, ſie zu verkau-
„fen, um die Gebuͤhren zu bezahlen. Als
„er aus dem Hofe fuhr, kam der Haushof-
„meiſter des Biſchofs, und verlangte das
„Kalb fuͤr die fuͤrſtliche Tafel. Mein Mann
„ſtellte ihm ſeine Noth vor, bat ihn, die
„Ungerechtigkeit zu bedenken, daß er das
„Kalb fuͤr nichts hingeben ſollte, das man
„ihm in Frankfurth theuer bezahlen wuͤrde.
„Der Haushofmeiſter ſagte: er wiſſe doch
„wohl, daß kein Bauer etwas uͤber die
„Graͤnze fuͤhren duͤrfte, was ihm anſtuͤnde.
„Der Amtmann kam mit den Schergen da-
„zu, anſtatt meinem Manne beyzuſtehen,
„ließ er die Ochſen ausſpannen, der Haus-
„hofmeiſter nahm darauf das Kalb, mich
„trieben die Schergen mit den Kindern von
„Haus und Hof, und mein Mann ſchnitt
„ſich in der Scheune aus Verzweiflung der
„Hals ab, waͤhrend ſie unſer Haab und
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/166>, abgerufen am 25.11.2024.
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