Sie. Schätzchen, so würden alle Weiber der bürgerlichen Rathsherren aus Neid ver- gehen, und die Frau des Schöppen würde an ihrem trocknen Husten zur Stunde für Aergerniß sterben.
Er. Das würde sie gewiß, und ich könnte ihren stolzen Mann unter mich brin- gen; aber Mäuschen, du sollst dich selbst dazu machen, und mich obendrein.
Sie. Seit wenn machen die Weiber ihre Männer zu Edelleuten, mein Schatz?
Er. Wer weiß, mein Kind, wie viele es so geworden sind -- erschrecke nur nicht -- Da ist der verwünschte Faust, dem hast du es angethan.
Die Bürgermeisterin erröthete, er fuhr fort:
Nur um seinetwillen will mich der Ge- sandte zum Edelmann machen, und er soll dir den Adelsbrief unter vier Augen über- geben. Du verstehst mich schon. Hm, was denkst du davon?
Sie.
G 3
Sie. Schaͤtzchen, ſo wuͤrden alle Weiber der buͤrgerlichen Rathsherren aus Neid ver- gehen, und die Frau des Schoͤppen wuͤrde an ihrem trocknen Huſten zur Stunde fuͤr Aergerniß ſterben.
Er. Das wuͤrde ſie gewiß, und ich koͤnnte ihren ſtolzen Mann unter mich brin- gen; aber Maͤuschen, du ſollſt dich ſelbſt dazu machen, und mich obendrein.
Sie. Seit wenn machen die Weiber ihre Maͤnner zu Edelleuten, mein Schatz?
Er. Wer weiß, mein Kind, wie viele es ſo geworden ſind — erſchrecke nur nicht — Da iſt der verwuͤnſchte Fauſt, dem haſt du es angethan.
Die Buͤrgermeiſterin erroͤthete, er fuhr fort:
Nur um ſeinetwillen will mich der Ge- ſandte zum Edelmann machen, und er ſoll dir den Adelsbrief unter vier Augen uͤber- geben. Du verſtehſt mich ſchon. Hm, was denkſt du davon?
Sie.
G 3
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Sie. Schaͤtzchen, ſo wuͤrden alle Weiber
der buͤrgerlichen Rathsherren aus Neid ver-
gehen, und die Frau des Schoͤppen wuͤrde
an ihrem trocknen Huſten zur Stunde fuͤr
Aergerniß ſterben.
Er. Das wuͤrde ſie gewiß, und ich
koͤnnte ihren ſtolzen Mann unter mich brin-
gen; aber Maͤuschen, du ſollſt dich ſelbſt
dazu machen, und mich obendrein.
Sie. Seit wenn machen die Weiber ihre
Maͤnner zu Edelleuten, mein Schatz?
Er. Wer weiß, mein Kind, wie viele es
ſo geworden ſind — erſchrecke nur nicht —
Da iſt der verwuͤnſchte Fauſt, dem haſt du
es angethan.
Die Buͤrgermeiſterin erroͤthete, er fuhr
fort:
Nur um ſeinetwillen will mich der Ge-
ſandte zum Edelmann machen, und er ſoll
dir den Adelsbrief unter vier Augen uͤber-
geben. Du verſtehſt mich ſchon. Hm,
was denkſt du davon?
Sie.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/112>, abgerufen am 24.11.2024.
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