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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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te, als auf einmal der Stolz in seine Seel[e]
blies:

"Ho! ho!" sagte dieser: "auf eine
"so auszeichnende Art zum Edelmann ge-
"prägt zu werden! dadurch deinen stolzen
"Feinden gleich zu werden, und deine Stim-
"me im Rath zu erheben, wie eine Posaune
"unter sie zu treten, wie ein Mann, den
"seine Kaiserliche Majestät, seiner Verdien-
"ste wegen, über alle und vor allen erheben
"will!"

Ein andres Gefühl lispelte leise:

"Hu! hu! mit Willen und Wissen ein
"Hahnrey zu werden -- aber wer weiß es?
"antwortete der Verstand. Und
"was ist nun an dem ganzen Ding, ich er-
"halte ein wirkliches Gut, und leihe dafür
"eins, das längst keinen Reiz mehr für mich
"hat. Das Uebel sitzt nur in der Meinung,
"und es wird ein Geheimniß zwischen mir
"und meiner Frau bleiben. Und wenn es
"gar seine Kaiserliche Majestät erführe,
"daß ich diese hohe Ehre ausgeschlagen --

"Im
G 2

te, als auf einmal der Stolz in ſeine Seel[e]
blies:

„Ho! ho!“ ſagte dieſer: „auf eine
„ſo auszeichnende Art zum Edelmann ge-
„praͤgt zu werden! dadurch deinen ſtolzen
„Feinden gleich zu werden, und deine Stim-
„me im Rath zu erheben, wie eine Poſaune
„unter ſie zu treten, wie ein Mann, den
„ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt, ſeiner Verdien-
„ſte wegen, uͤber alle und vor allen erheben
„will!“

Ein andres Gefuͤhl liſpelte leiſe:

„Hu! hu! mit Willen und Wiſſen ein
„Hahnrey zu werden — aber wer weiß es?
antwortete der Verſtand. Und
„was iſt nun an dem ganzen Ding, ich er-
„halte ein wirkliches Gut, und leihe dafuͤr
„eins, das laͤngſt keinen Reiz mehr fuͤr mich
„hat. Das Uebel ſitzt nur in der Meinung,
„und es wird ein Geheimniß zwiſchen mir
„und meiner Frau bleiben. Und wenn es
„gar ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt erfuͤhre,
„daß ich dieſe hohe Ehre ausgeſchlagen —

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[99/0110] te, als auf einmal der Stolz in ſeine Seele blies: „Ho! ho!“ ſagte dieſer: „auf eine „ſo auszeichnende Art zum Edelmann ge- „praͤgt zu werden! dadurch deinen ſtolzen „Feinden gleich zu werden, und deine Stim- „me im Rath zu erheben, wie eine Poſaune „unter ſie zu treten, wie ein Mann, den „ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt, ſeiner Verdien- „ſte wegen, uͤber alle und vor allen erheben „will!“ Ein andres Gefuͤhl liſpelte leiſe: „Hu! hu! mit Willen und Wiſſen ein „Hahnrey zu werden — aber wer weiß es? „antwortete der Verſtand. Und „was iſt nun an dem ganzen Ding, ich er- „halte ein wirkliches Gut, und leihe dafuͤr „eins, das laͤngſt keinen Reiz mehr fuͤr mich „hat. Das Uebel ſitzt nur in der Meinung, „und es wird ein Geheimniß zwiſchen mir „und meiner Frau bleiben. Und wenn es „gar ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt erfuͤhre, „daß ich dieſe hohe Ehre ausgeſchlagen — „Im G 2

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/110>, abgerufen am 24.11.2024.