mals ahneten, daß man sie zum Besten hätte und blos zum Zeitvertreibe mit ihnen spielte, sondern sich vielmehr sehr ernsthafte und be- deutende Personen dünkten. -- Er will ihm darauf das Wesen einer Marionette selbst be- greiflich machen, konfundirt sich aber beständig dabei, und steht nach einer langen sehr drol- ligen Rede wieder am Ende da, wo er anfing. -- Nun lachte er in der Stille hämisch ins Fäust- chen und geht ab. --
Im vierten Akte treffen die beiden Brüder zusammen, und indem der mit dem Herzen redet, werden plötzlich die stummen Töne aus dem vorigen Akte hörbar, und begleiten die Worte, worüber der Bruder ohne Herz ganz konfus wird. Arlequin kommt nun auch dazu und spottet über die Liebe, weil sie keine he- roische Empfindung sei, und nicht für das all- gemeine Beste benuzt werden könne. Er for- dert auch den Direktor auf, sie für die Folge ganz abzuschaffen, und reine moralische Ge-
mals ahneten, daß man ſie zum Beſten haͤtte und blos zum Zeitvertreibe mit ihnen ſpielte, ſondern ſich vielmehr ſehr ernſthafte und be- deutende Perſonen duͤnkten. — Er will ihm darauf das Weſen einer Marionette ſelbſt be- greiflich machen, konfundirt ſich aber beſtaͤndig dabei, und ſteht nach einer langen ſehr drol- ligen Rede wieder am Ende da, wo er anfing. — Nun lachte er in der Stille haͤmiſch ins Faͤuſt- chen und geht ab. —
Im vierten Akte treffen die beiden Bruͤder zuſammen, und indem der mit dem Herzen redet, werden ploͤtzlich die ſtummen Toͤne aus dem vorigen Akte hoͤrbar, und begleiten die Worte, woruͤber der Bruder ohne Herz ganz konfus wird. Arlequin kommt nun auch dazu und ſpottet uͤber die Liebe, weil ſie keine he- roiſche Empfindung ſei, und nicht fuͤr das all- gemeine Beſte benuzt werden koͤnne. Er for- dert auch den Direktor auf, ſie fuͤr die Folge ganz abzuſchaffen, und reine moraliſche Ge-
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mals ahneten, daß man ſie zum Beſten haͤtte
und blos zum Zeitvertreibe mit ihnen ſpielte,
ſondern ſich vielmehr ſehr ernſthafte und be-
deutende Perſonen duͤnkten. — Er will ihm
darauf das Weſen einer Marionette ſelbſt be-
greiflich machen, konfundirt ſich aber beſtaͤndig
dabei, und ſteht nach einer langen ſehr drol-
ligen Rede wieder am Ende da, wo er anfing.
— Nun lachte er in der Stille haͤmiſch ins Faͤuſt-
chen und geht ab. —
Im vierten Akte treffen die beiden Bruͤder
zuſammen, und indem der mit dem Herzen
redet, werden ploͤtzlich die ſtummen Toͤne aus
dem vorigen Akte hoͤrbar, und begleiten die
Worte, woruͤber der Bruder ohne Herz ganz
konfus wird. Arlequin kommt nun auch dazu
und ſpottet uͤber die Liebe, weil ſie keine he-
roiſche Empfindung ſei, und nicht fuͤr das all-
gemeine Beſte benuzt werden koͤnne. Er for-
dert auch den Direktor auf, ſie fuͤr die Folge
ganz abzuſchaffen, und reine moraliſche Ge-
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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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