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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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dieser wenigstens in keinem einzigen Falle von
lebenslänglicher Folter die Rede ist."--

"Aber mein Gott, das kann doch nicht so
fort gehen!" sagte er auf einmal wie zu sich
kommend. "Man weiß nicht so recht mehr,
ob man wacht oder träumt; ja ich hätte Lust
mich zu betasten und zu zwicken, blos um zu
sehen, ob ich wachte oder schliefe, wenn ich
nicht darauf schwören wollte, vorher wirklich
den Nachtwächter gehört zu haben!" --

"Ei mein Gott!" rief ich aus. "Jezt er-
wache ich; Ihr habt mich beim Namen geru-
fen, und es ist noch mein Glück, daß ich mich
gerade nicht zu hoch befinde, etwa auf einem
Dache, oder in einer dichterischen Begeisterung,
um mir jezt beim Herabfallen den Hals zu
brechen. So aber stehe ich glücklicherweise nicht
höher, als hier die Gerechtigkeit stehen soll,
und da bleibe ich noch menschlich und unter
den Menschen. Ihr starrt mich an, und

dieſer wenigſtens in keinem einzigen Falle von
lebenslaͤnglicher Folter die Rede iſt.“—

„Aber mein Gott, das kann doch nicht ſo
fort gehen!“ ſagte er auf einmal wie zu ſich
kommend. „Man weiß nicht ſo recht mehr,
ob man wacht oder traͤumt; ja ich haͤtte Luſt
mich zu betaſten und zu zwicken, blos um zu
ſehen, ob ich wachte oder ſchliefe, wenn ich
nicht darauf ſchwoͤren wollte, vorher wirklich
den Nachtwaͤchter gehoͤrt zu haben!“ —

„Ei mein Gott!“ rief ich aus. „Jezt er-
wache ich; Ihr habt mich beim Namen geru-
fen, und es iſt noch mein Gluͤck, daß ich mich
gerade nicht zu hoch befinde, etwa auf einem
Dache, oder in einer dichteriſchen Begeiſterung,
um mir jezt beim Herabfallen den Hals zu
brechen. So aber ſtehe ich gluͤcklicherweiſe nicht
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und da bleibe ich noch menſchlich und unter
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[41/0043] dieſer wenigſtens in keinem einzigen Falle von lebenslaͤnglicher Folter die Rede iſt.“— „Aber mein Gott, das kann doch nicht ſo fort gehen!“ ſagte er auf einmal wie zu ſich kommend. „Man weiß nicht ſo recht mehr, ob man wacht oder traͤumt; ja ich haͤtte Luſt mich zu betaſten und zu zwicken, blos um zu ſehen, ob ich wachte oder ſchliefe, wenn ich nicht darauf ſchwoͤren wollte, vorher wirklich den Nachtwaͤchter gehoͤrt zu haben!“ — „Ei mein Gott!“ rief ich aus. „Jezt er- wache ich; Ihr habt mich beim Namen geru- fen, und es iſt noch mein Gluͤck, daß ich mich gerade nicht zu hoch befinde, etwa auf einem Dache, oder in einer dichteriſchen Begeiſterung, um mir jezt beim Herabfallen den Hals zu brechen. So aber ſtehe ich gluͤcklicherweiſe nicht hoͤher, als hier die Gerechtigkeit ſtehen ſoll, und da bleibe ich noch menſchlich und unter den Menſchen. Ihr ſtarrt mich an, und

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/43>, abgerufen am 06.10.2024.