Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Liebhabern und Liebhaberinnen, wovon
er diese durch die Fistel sprach. Mein Haupt-
fach dagegen war der Hanswurst, doch hatte
ich auch nebenzu die Könige zu besorgen. Als
der Vorhang fiel, umarmte mich der Mann
feurig, und sagte daß ich meinem Posten Ehre
mache.

Wie theuer einem indeß das Dirigiren zu
stehen kommen kann, das hatten wir Gelegenheit
auch unter Marionetten zu erfahren; die
Sache trug sich folgendergestalt zu:

Wir hatten unsere Bühne in einem kleinen
deutschen Dorfe, nahe an der französischen
Grenze, aufgeschlagen. Sie gaben drüben
grade die große Tragikomödie, in der ein
König unglücklich debütirte, und der Hans-
wurst, als Freiheit und Gleichheit, lustig
Menschenköpfe, statt der Schellen, schüttelte.
-- Wir hatten den unglücklichen Einfall den
Holofernes auf das Theater zu bringen, und

in den Liebhabern und Liebhaberinnen, wovon
er dieſe durch die Fiſtel ſprach. Mein Haupt-
fach dagegen war der Hanswurſt, doch hatte
ich auch nebenzu die Koͤnige zu beſorgen. Als
der Vorhang fiel, umarmte mich der Mann
feurig, und ſagte daß ich meinem Poſten Ehre
mache.

Wie theuer einem indeß das Dirigiren zu
ſtehen kommen kann, das hatten wir Gelegenheit
auch unter Marionetten zu erfahren; die
Sache trug ſich folgendergeſtalt zu:

Wir hatten unſere Buͤhne in einem kleinen
deutſchen Dorfe, nahe an der franzoͤſiſchen
Grenze, aufgeſchlagen. Sie gaben druͤben
grade die große Tragikomoͤdie, in der ein
Koͤnig ungluͤcklich debuͤtirte, und der Hans-
wurſt, als Freiheit und Gleichheit, luſtig
Menſchenkoͤpfe, ſtatt der Schellen, ſchuͤttelte.
— Wir hatten den ungluͤcklichen Einfall den
Holofernes auf das Theater zu bringen, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="263"/>
in den Liebhabern und Liebhaberinnen, wovon<lb/>
er die&#x017F;e durch die Fi&#x017F;tel &#x017F;prach. Mein Haupt-<lb/>
fach dagegen war der Hanswur&#x017F;t, doch hatte<lb/>
ich auch nebenzu die Ko&#x0364;nige zu be&#x017F;orgen. Als<lb/>
der Vorhang fiel, umarmte mich der Mann<lb/>
feurig, und &#x017F;agte daß ich meinem Po&#x017F;ten Ehre<lb/>
mache.</p><lb/>
        <p>Wie theuer einem indeß das Dirigiren zu<lb/>
&#x017F;tehen kommen kann, das hatten wir Gelegenheit<lb/>
auch unter Marionetten zu erfahren; die<lb/>
Sache trug &#x017F;ich folgenderge&#x017F;talt zu:</p><lb/>
        <p>Wir hatten un&#x017F;ere Bu&#x0364;hne in einem kleinen<lb/>
deut&#x017F;chen Dorfe, nahe an der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Grenze, aufge&#x017F;chlagen. Sie gaben dru&#x0364;ben<lb/>
grade die große Tragikomo&#x0364;die, in der ein<lb/>
Ko&#x0364;nig unglu&#x0364;cklich debu&#x0364;tirte, und der Hans-<lb/>
wur&#x017F;t, als Freiheit und Gleichheit, lu&#x017F;tig<lb/>
Men&#x017F;chenko&#x0364;pfe, &#x017F;tatt der Schellen, &#x017F;chu&#x0364;ttelte.<lb/>
&#x2014; Wir hatten den unglu&#x0364;cklichen Einfall den<lb/>
Holofernes auf das Theater zu bringen, und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0265] in den Liebhabern und Liebhaberinnen, wovon er dieſe durch die Fiſtel ſprach. Mein Haupt- fach dagegen war der Hanswurſt, doch hatte ich auch nebenzu die Koͤnige zu beſorgen. Als der Vorhang fiel, umarmte mich der Mann feurig, und ſagte daß ich meinem Poſten Ehre mache. Wie theuer einem indeß das Dirigiren zu ſtehen kommen kann, das hatten wir Gelegenheit auch unter Marionetten zu erfahren; die Sache trug ſich folgendergeſtalt zu: Wir hatten unſere Buͤhne in einem kleinen deutſchen Dorfe, nahe an der franzoͤſiſchen Grenze, aufgeſchlagen. Sie gaben druͤben grade die große Tragikomoͤdie, in der ein Koͤnig ungluͤcklich debuͤtirte, und der Hans- wurſt, als Freiheit und Gleichheit, luſtig Menſchenkoͤpfe, ſtatt der Schellen, ſchuͤttelte. — Wir hatten den ungluͤcklichen Einfall den Holofernes auf das Theater zu bringen, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/265
Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/265>, abgerufen am 07.05.2024.