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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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hast, und von Haus aus ein eingefleischter
Teufel, dich dem Scheine nach zu einem Hei-
ligen ausbildetest!"

An der Sprache mochten sie es endlich weg
haben, daß ich nicht einer ihres Gleichen wäre,
und sie fuhren alle drei auf mich ein, und
sprachen nun gar in einem ächt klerischen Tone
von Erkommuniziren, u. d. gl. wenn ich sie
in ihrer Handthierung stören würde.

"Sorgt nicht," erwiederte ich, "ich habe
bisher wahrlich an den Teufel nicht geglaubt,
doch seit ich euch gesehen, ist er mir klar wor-
den, und ich bin gewiß, daß ihr zunft-
fähig seid. Macht eure Sachen ab, denn mit
der Hölle und der Kirche kann's kein armer
Nachtwächter aufnehmen."

Dahin fuhren sie, ins Haus hinein. Ich
folgte bedenklich nach.

Es war ein furchtbares Schauspiel. Blitz
und Nacht wechselten Schlag auf Schlag. Jezt
war es hell und man sah das Handgemenge
der drei um den Sarg und das Blitzen des

haſt, und von Haus aus ein eingefleiſchter
Teufel, dich dem Scheine nach zu einem Hei-
ligen ausbildeteſt!“

An der Sprache mochten ſie es endlich weg
haben, daß ich nicht einer ihres Gleichen waͤre,
und ſie fuhren alle drei auf mich ein, und
ſprachen nun gar in einem aͤcht kleriſchen Tone
von Erkommuniziren, u. d. gl. wenn ich ſie
in ihrer Handthierung ſtoͤren wuͤrde.

„Sorgt nicht,“ erwiederte ich, „ich habe
bisher wahrlich an den Teufel nicht geglaubt,
doch ſeit ich euch geſehen, iſt er mir klar wor-
den, und ich bin gewiß, daß ihr zunft-
faͤhig ſeid. Macht eure Sachen ab, denn mit
der Hoͤlle und der Kirche kann’s kein armer
Nachtwaͤchter aufnehmen.“

Dahin fuhren ſie, ins Haus hinein. Ich
folgte bedenklich nach.

Es war ein furchtbares Schauſpiel. Blitz
und Nacht wechſelten Schlag auf Schlag. Jezt
war es hell und man ſah das Handgemenge
der drei um den Sarg und das Blitzen des

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[21/0023] haſt, und von Haus aus ein eingefleiſchter Teufel, dich dem Scheine nach zu einem Hei- ligen ausbildeteſt!“ An der Sprache mochten ſie es endlich weg haben, daß ich nicht einer ihres Gleichen waͤre, und ſie fuhren alle drei auf mich ein, und ſprachen nun gar in einem aͤcht kleriſchen Tone von Erkommuniziren, u. d. gl. wenn ich ſie in ihrer Handthierung ſtoͤren wuͤrde. „Sorgt nicht,“ erwiederte ich, „ich habe bisher wahrlich an den Teufel nicht geglaubt, doch ſeit ich euch geſehen, iſt er mir klar wor- den, und ich bin gewiß, daß ihr zunft- faͤhig ſeid. Macht eure Sachen ab, denn mit der Hoͤlle und der Kirche kann’s kein armer Nachtwaͤchter aufnehmen.“ Dahin fuhren ſie, ins Haus hinein. Ich folgte bedenklich nach. Es war ein furchtbares Schauſpiel. Blitz und Nacht wechſelten Schlag auf Schlag. Jezt war es hell und man ſah das Handgemenge der drei um den Sarg und das Blitzen des

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/23>, abgerufen am 20.04.2024.