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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Er führte mich in die Nacht hinaus, über
meinem Haupte in der unermeßlichen Ferne
brannten die Sternbilder, und ich stand unter
den tausend Welten wie ein Trunkener, Gott
ahnend, ohne seinen Namen auszusprechen. --
Vor mir ragten die alten Ruinen einer vori-
gen Erde, die Berge, finster und rauh in die
Nacht empor, ein mattes Wetterleuchten aus
wolkenloser Luft spielte um ihre Häupter.
Wälder ruhten tief und verhüllt zu ihren
Füßen und schüttelten nur leise ihre schwarzen
Wipfel. Der Arzt stand ernst und still neben
mir -- einige Schritte weiter regte es sich
wie eine verschleierte Gestalt. --

Ich betete! --

Plötzlich veränderte sich die Szene; über
die Berge schienen Geister heraufzuziehen, und
die Sterne erblaßten wie vor Schrecken, und
hinter mir deckte sich ein weiter Spiegel auf --
das Weltmeer. --

Ich bebte, denn ich glaubte Gott nahe
sich.


Er fuͤhrte mich in die Nacht hinaus, uͤber
meinem Haupte in der unermeßlichen Ferne
brannten die Sternbilder, und ich ſtand unter
den tauſend Welten wie ein Trunkener, Gott
ahnend, ohne ſeinen Namen auszuſprechen. —
Vor mir ragten die alten Ruinen einer vori-
gen Erde, die Berge, finſter und rauh in die
Nacht empor, ein mattes Wetterleuchten aus
wolkenloſer Luft ſpielte um ihre Haͤupter.
Waͤlder ruhten tief und verhuͤllt zu ihren
Fuͤßen und ſchuͤttelten nur leiſe ihre ſchwarzen
Wipfel. Der Arzt ſtand ernſt und ſtill neben
mir — einige Schritte weiter regte es ſich
wie eine verſchleierte Geſtalt. —

Ich betete! —

Ploͤtzlich veraͤnderte ſich die Szene; uͤber
die Berge ſchienen Geiſter heraufzuziehen, und
die Sterne erblaßten wie vor Schrecken, und
hinter mir deckte ſich ein weiter Spiegel auf —
das Weltmeer. —

Ich bebte, denn ich glaubte Gott nahe
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[197/0199] Er fuͤhrte mich in die Nacht hinaus, uͤber meinem Haupte in der unermeßlichen Ferne brannten die Sternbilder, und ich ſtand unter den tauſend Welten wie ein Trunkener, Gott ahnend, ohne ſeinen Namen auszuſprechen. — Vor mir ragten die alten Ruinen einer vori- gen Erde, die Berge, finſter und rauh in die Nacht empor, ein mattes Wetterleuchten aus wolkenloſer Luft ſpielte um ihre Haͤupter. Waͤlder ruhten tief und verhuͤllt zu ihren Fuͤßen und ſchuͤttelten nur leiſe ihre ſchwarzen Wipfel. Der Arzt ſtand ernſt und ſtill neben mir — einige Schritte weiter regte es ſich wie eine verſchleierte Geſtalt. — Ich betete! — Ploͤtzlich veraͤnderte ſich die Szene; uͤber die Berge ſchienen Geiſter heraufzuziehen, und die Sterne erblaßten wie vor Schrecken, und hinter mir deckte ſich ein weiter Spiegel auf — das Weltmeer. — Ich bebte, denn ich glaubte Gott nahe ſich.

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/199>, abgerufen am 22.11.2024.