Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.tig in meiner Seele. Fast mit Gewalt mußte Er gebot mir Ruhe -- und meine Brust Die vorige Nacht umgab mich dann wieder. Nichts von den Zwischenräumen -- man tig in meiner Seele. Faſt mit Gewalt mußte Er gebot mir Ruhe — und meine Bruſt Die vorige Nacht umgab mich dann wieder. Nichts von den Zwiſchenraͤumen — man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0198" n="196"/> tig in meiner Seele. Faſt mit Gewalt mußte<lb/> man mich dem Arzte entgegenfuͤhren. —</p><lb/> <p>Er gebot mir Ruhe — und meine Bruſt<lb/> hob ſich ſtuͤrmiſcher. Ich ſtand an den Pfor-<lb/> ten des Lebens, gleichſam um zum zweiten-<lb/> male geboren zu werden. Jetzt empfand ich<lb/> einen heftigen Schmerz an meinen Augen;<lb/> ich ſchrie auf, denn mein Traum kehrte zu<lb/> mir zuruͤk — ich ſah Licht! — Tauſend bliz-<lb/> zende Strahlen und Funken — ein raſcher<lb/> Blick in den reichſten Schaz des Lebens.</p><lb/> <p>Die vorige Nacht umgab mich dann wieder.<lb/> Es war eine Binde um meine Augen gelegt,<lb/> und ich durfte nur erſt nach und nach in die<lb/> neue Welt eingehen.</p><lb/> <p>Nichts von den Zwiſchenraͤumen — man<lb/> zeigte mir nur wenige Gegenſtaͤnde, und kein<lb/> lebendiges Weſen, außer dem Arzte, nahte<lb/> ſich mir, bis dieſer mich endlich fuͤr ſtark genug<lb/> hielt das Groͤßeſte zu ertragen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [196/0198]
tig in meiner Seele. Faſt mit Gewalt mußte
man mich dem Arzte entgegenfuͤhren. —
Er gebot mir Ruhe — und meine Bruſt
hob ſich ſtuͤrmiſcher. Ich ſtand an den Pfor-
ten des Lebens, gleichſam um zum zweiten-
male geboren zu werden. Jetzt empfand ich
einen heftigen Schmerz an meinen Augen;
ich ſchrie auf, denn mein Traum kehrte zu
mir zuruͤk — ich ſah Licht! — Tauſend bliz-
zende Strahlen und Funken — ein raſcher
Blick in den reichſten Schaz des Lebens.
Die vorige Nacht umgab mich dann wieder.
Es war eine Binde um meine Augen gelegt,
und ich durfte nur erſt nach und nach in die
neue Welt eingehen.
Nichts von den Zwiſchenraͤumen — man
zeigte mir nur wenige Gegenſtaͤnde, und kein
lebendiges Weſen, außer dem Arzte, nahte
ſich mir, bis dieſer mich endlich fuͤr ſtark genug
hielt das Groͤßeſte zu ertragen.
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Zitationshilfe: | Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/198>, abgerufen am 05.07.2024. |