Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

deshalb meinen Hanswurst angebracht, um sie
recht wild zu machen; denn wie, nach dem
Sprichworte, Kinder und Narren die Wahrheit
sagen, so befördern sie auch das Furchtbare
und Tragische, indem jene es unschuldig hart
vortragen, und diese gar darüber spotten und
Possen damit treiben. Neuere Aesthetiker wer-
den mir Gerechtigkeit wiederfahren lassen." --

Das was ich noch von dem Manuscripte
mittheilen will, lautete so:

"Prolog des Hanswurstes zu der
Tragödie: der Mensch.

Ich trete als Vorredner des Menschen
auf. Ein respektives zahlreiches Publikum
wird es leichter übersehen, daß ich meiner
Handthierung nach ein Narr bin, wenn ich für
mich anführe, daß nach Doktor Darwin*) ei-
gentlich der Affe, der doch ohnstreitig noch

*) S. dessen Gedicht über die Natur.

deshalb meinen Hanswurſt angebracht, um ſie
recht wild zu machen; denn wie, nach dem
Sprichworte, Kinder und Narren die Wahrheit
ſagen, ſo befoͤrdern ſie auch das Furchtbare
und Tragiſche, indem jene es unſchuldig hart
vortragen, und dieſe gar daruͤber ſpotten und
Poſſen damit treiben. Neuere Aeſthetiker wer-
den mir Gerechtigkeit wiederfahren laſſen.“ —

Das was ich noch von dem Manuſcripte
mittheilen will, lautete ſo:

„Prolog des Hanswurſtes zu der
Tragoͤdie: der Menſch.

Ich trete als Vorredner des Menſchen
auf. Ein reſpektives zahlreiches Publikum
wird es leichter uͤberſehen, daß ich meiner
Handthierung nach ein Narr bin, wenn ich fuͤr
mich anfuͤhre, daß nach Doktor Darwin*) ei-
gentlich der Affe, der doch ohnſtreitig noch

*) S. deſſen Gedicht uͤber die Natur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0146" n="144"/>
deshalb meinen Hanswur&#x017F;t angebracht, um &#x017F;ie<lb/>
recht wild zu machen; denn wie, nach dem<lb/>
Sprichworte, Kinder und Narren die Wahrheit<lb/>
&#x017F;agen, &#x017F;o befo&#x0364;rdern &#x017F;ie auch das Furchtbare<lb/>
und Tragi&#x017F;che, indem jene es un&#x017F;chuldig hart<lb/>
vortragen, und die&#x017F;e gar daru&#x0364;ber &#x017F;potten und<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en damit treiben. Neuere Ae&#x017F;thetiker wer-<lb/>
den mir Gerechtigkeit wiederfahren la&#x017F;&#x017F;en.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Das was ich noch von dem Manu&#x017F;cripte<lb/>
mittheilen will, lautete &#x017F;o:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">&#x201E;Prolog des Hanswur&#x017F;tes zu der<lb/>
Trago&#x0364;die: der Men&#x017F;ch.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Ich trete als Vorredner des Men&#x017F;chen<lb/>
auf. Ein re&#x017F;pektives zahlreiches Publikum<lb/>
wird es leichter u&#x0364;ber&#x017F;ehen, daß ich meiner<lb/>
Handthierung nach ein Narr bin, wenn ich fu&#x0364;r<lb/>
mich anfu&#x0364;hre, daß nach Doktor Darwin<note place="foot" n="*)">S. de&#x017F;&#x017F;en Gedicht u&#x0364;ber die Natur.<lb/></note> ei-<lb/>
gentlich der Affe, der doch ohn&#x017F;treitig noch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0146] deshalb meinen Hanswurſt angebracht, um ſie recht wild zu machen; denn wie, nach dem Sprichworte, Kinder und Narren die Wahrheit ſagen, ſo befoͤrdern ſie auch das Furchtbare und Tragiſche, indem jene es unſchuldig hart vortragen, und dieſe gar daruͤber ſpotten und Poſſen damit treiben. Neuere Aeſthetiker wer- den mir Gerechtigkeit wiederfahren laſſen.“ — Das was ich noch von dem Manuſcripte mittheilen will, lautete ſo: „Prolog des Hanswurſtes zu der Tragoͤdie: der Menſch. Ich trete als Vorredner des Menſchen auf. Ein reſpektives zahlreiches Publikum wird es leichter uͤberſehen, daß ich meiner Handthierung nach ein Narr bin, wenn ich fuͤr mich anfuͤhre, daß nach Doktor Darwin *) ei- gentlich der Affe, der doch ohnſtreitig noch *) S. deſſen Gedicht uͤber die Natur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/146
Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/146>, abgerufen am 08.05.2024.