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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Rückblik in sie zwingen wollte. Für den Maas-
stab ihres Ideals muß alles zu klein ausfallen,
denn dieser reicht über die Wolken hinaus und
sie selbst können sein Ende nicht absehen, und
müssen sich nur an die Sterne als provisorische
Grenzpunkte halten, von denen indeß wer
weiß wie viele bis heute unsichtbar sind und
ihr Licht sich noch auf der Reise zu uns herab
befindet.

Der Stadtpoet auf seinem Dachkämmerchen
gehörte auch zu den Idealisten, die man mit Ge-
walt durch Hunger, Gläubiger, Gerichtsfrohne
u. s. w. zu Realisten bekehrt hatte, wie Karl
der Große die Heiden mit dem Schwerdte in
den Fluß trieb, damit sie dort zu Christen
getauft würden. Ich hatte mit dem Nacht-
raben Bekanntschaft gemacht und lief wenn ich
meine Karte als einen Zeitschein in die Nacht-
uhr geschoben hatte, oft zu ihm hinauf, um
seinem Gähren und Brausen zuzuschauen,
wenn er dort oben als begeisterter Apostel mit

Ruͤckblik in ſie zwingen wollte. Fuͤr den Maas-
ſtab ihres Ideals muß alles zu klein ausfallen,
denn dieſer reicht uͤber die Wolken hinaus und
ſie ſelbſt koͤnnen ſein Ende nicht abſehen, und
muͤſſen ſich nur an die Sterne als proviſoriſche
Grenzpunkte halten, von denen indeß wer
weiß wie viele bis heute unſichtbar ſind und
ihr Licht ſich noch auf der Reiſe zu uns herab
befindet.

Der Stadtpoet auf ſeinem Dachkaͤmmerchen
gehoͤrte auch zu den Idealiſten, die man mit Ge-
walt durch Hunger, Glaͤubiger, Gerichtsfrohne
u. ſ. w. zu Realiſten bekehrt hatte, wie Karl
der Große die Heiden mit dem Schwerdte in
den Fluß trieb, damit ſie dort zu Chriſten
getauft wuͤrden. Ich hatte mit dem Nacht-
raben Bekanntſchaft gemacht und lief wenn ich
meine Karte als einen Zeitſchein in die Nacht-
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[131/0133] Ruͤckblik in ſie zwingen wollte. Fuͤr den Maas- ſtab ihres Ideals muß alles zu klein ausfallen, denn dieſer reicht uͤber die Wolken hinaus und ſie ſelbſt koͤnnen ſein Ende nicht abſehen, und muͤſſen ſich nur an die Sterne als proviſoriſche Grenzpunkte halten, von denen indeß wer weiß wie viele bis heute unſichtbar ſind und ihr Licht ſich noch auf der Reiſe zu uns herab befindet. Der Stadtpoet auf ſeinem Dachkaͤmmerchen gehoͤrte auch zu den Idealiſten, die man mit Ge- walt durch Hunger, Glaͤubiger, Gerichtsfrohne u. ſ. w. zu Realiſten bekehrt hatte, wie Karl der Große die Heiden mit dem Schwerdte in den Fluß trieb, damit ſie dort zu Chriſten getauft wuͤrden. Ich hatte mit dem Nacht- raben Bekanntſchaft gemacht und lief wenn ich meine Karte als einen Zeitſchein in die Nacht- uhr geſchoben hatte, oft zu ihm hinauf, um ſeinem Gaͤhren und Brauſen zuzuſchauen, wenn er dort oben als begeiſterter Apoſtel mit

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/133>, abgerufen am 23.11.2024.