Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Adam.
Flaps dort, schweig er jetzt.
Ruprecht.
Der Flickschuster wird ihr schon einfallen.
Adam.
Der Satan! Ruft den Büttel! He! Hanfriede!
Ruprecht.
Nun, nun! Ich schweig', Herr Richter, laßt's nur
sein.
Sie wird euch schon auf meinen Nahmen kommen.
Frau Marthe.
Hör du, mach mir hier kein Spektakel, sag' ich.
Hör, neun und vierzig bin ich alt geworden
In Ehren: funfzig möcht' ich gern erleben.
Den dritten Februar ist mein Geburtstag;
Heut ist der erste. Mach es kurz. Wer war's?
Adam.
Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe Rull!
Frau Marthe.
Der Vater sprach, als er verschied: Hör', Marthe,
Dem Mädel schaff mir einen wackern Mann;
Und wird sie eine liederliche Metze,
So gieb dem Todtengräber einen Groschen,
Und laß mich wieder auf den Rücken legen:
Mein Seel, ich glaub ich kehr' im Grab mich um.
Adam.
Flaps dort, ſchweig er jetzt.
Ruprecht.
Der Flickſchuſter wird ihr ſchon einfallen.
Adam.
Der Satan! Ruft den Buͤttel! He! Hanfriede!
Ruprecht.
Nun, nun! Ich ſchweig’, Herr Richter, laßt’s nur
ſein.
Sie wird euch ſchon auf meinen Nahmen kommen.
Frau Marthe.
Hoͤr du, mach mir hier kein Spektakel, ſag’ ich.
Hoͤr, neun und vierzig bin ich alt geworden
In Ehren: funfzig moͤcht’ ich gern erleben.
Den dritten Februar iſt mein Geburtstag;
Heut iſt der erſte. Mach es kurz. Wer war’s?
Adam.
Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe Rull!
Frau Marthe.
Der Vater ſprach, als er verſchied: Hoͤr’, Marthe,
Dem Maͤdel ſchaff mir einen wackern Mann;
Und wird ſie eine liederliche Metze,
So gieb dem Todtengraͤber einen Groſchen,
Und laß mich wieder auf den Ruͤcken legen:
Mein Seel, ich glaub ich kehr’ im Grab mich um.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0092" n="86"/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Flaps dort, &#x017F;chweig er jetzt.</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#RUP">
          <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Der Flick&#x017F;chu&#x017F;ter wird ihr &#x017F;chon einfallen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Der Satan! Ruft den Bu&#x0364;ttel! He! Hanfriede!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#RUP">
          <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Nun, nun! Ich &#x017F;chweig&#x2019;, Herr Richter, laßt&#x2019;s nur<lb/>
&#x017F;ein.<lb/>
Sie wird euch &#x017F;chon auf meinen Nahmen kommen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ho&#x0364;r du, mach mir hier kein Spektakel, &#x017F;ag&#x2019; ich.<lb/>
Ho&#x0364;r, neun und vierzig bin ich alt geworden<lb/>
In Ehren: funfzig mo&#x0364;cht&#x2019; ich gern erleben.<lb/>
Den dritten Februar i&#x017F;t mein Geburtstag;<lb/>
Heut i&#x017F;t der er&#x017F;te. Mach es kurz. Wer war&#x2019;s?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe Rull!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Der Vater &#x017F;prach, als er ver&#x017F;chied: Ho&#x0364;r&#x2019;, Marthe,<lb/>
Dem Ma&#x0364;del &#x017F;chaff mir einen wackern Mann;<lb/>
Und wird &#x017F;ie eine liederliche Metze,<lb/>
So gieb dem Todtengra&#x0364;ber einen Gro&#x017F;chen,<lb/>
Und laß mich wieder auf den Ru&#x0364;cken legen:<lb/>
Mein Seel, ich glaub ich kehr&#x2019; im Grab mich um.</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0092] Adam. Flaps dort, ſchweig er jetzt. Ruprecht. Der Flickſchuſter wird ihr ſchon einfallen. Adam. Der Satan! Ruft den Buͤttel! He! Hanfriede! Ruprecht. Nun, nun! Ich ſchweig’, Herr Richter, laßt’s nur ſein. Sie wird euch ſchon auf meinen Nahmen kommen. Frau Marthe. Hoͤr du, mach mir hier kein Spektakel, ſag’ ich. Hoͤr, neun und vierzig bin ich alt geworden In Ehren: funfzig moͤcht’ ich gern erleben. Den dritten Februar iſt mein Geburtstag; Heut iſt der erſte. Mach es kurz. Wer war’s? Adam. Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe Rull! Frau Marthe. Der Vater ſprach, als er verſchied: Hoͤr’, Marthe, Dem Maͤdel ſchaff mir einen wackern Mann; Und wird ſie eine liederliche Metze, So gieb dem Todtengraͤber einen Groſchen, Und laß mich wieder auf den Ruͤcken legen: Mein Seel, ich glaub ich kehr’ im Grab mich um.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/92
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/92>, abgerufen am 04.12.2024.